Finanzen

EU-Kniefall vor Lobby: Bank- und Kreditkarten werden deutlich teurer

Lesezeit: 1 min
06.07.2013 01:05
Unternehmen leisten künftig weniger Bank-Abgaben, wenn Kunden mit Kreditkarten zahlen. Die Banken wollen die Verluste nicht auf sich sitzen lassen. Sie kündigen teils saftige Preiserhöhungen für Bank- und Kreditkarten an. In diesem Spiel zahlt immer der Konsument.
EU-Kniefall vor Lobby: Bank- und Kreditkarten werden deutlich teurer

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

 

Konsumenten innerhalb der EU müssen sich bald auf steigende Kosten bei der Nutzung von Kreditkarten einstellen. Auch die Nutzung des Bankkontos könnte teurer werden. Der Grund ist eine neue Regelung der EU: Künftig sollen Einzelhändler weniger Abgaben an Kreditinstitute leisten, wenn ihre Kunden mit Bank- oder Kreditkarte zahlen.

Der Fall ist ein Lehrbeispiel, wie die Brüsseler Politik funktioniert: Eine Lobby verschafft sich Gehör und setzt sich durch. Die unterlegene Lobby - in diesem Fall die Banken-Lobby - wälzt die neuen Kosten auf den Konsumenten ab.

Die Maßnahmen de EU haben oft keinen anderen Zweck, als einer bestimmten Lobby gefällig zu sein.

Was jedoch für die Unternehmen eine Erleichterung darstellen soll, wird für die Konsumenten zu einer Belastung. Denn die Kreditinstitute werden direkte Verluste durch die Reduzierung der Händler-Gebühr verbuchen. Auf den Verlusten wollen sie keineswegs sitzenbleiben. Auch die Händler werden die eingesparten Kosten nicht wieder abgeben, indem sie die Preise senken.

Wie der Express berichtet, soll es sich allein bei den britischen Banken um 2,4 Milliarden Pfund handeln (etwa 2,8 Milliarden Euro), die sie an den Einzelhandel verlieren und wieder reinholen müssen.

„Diese Verluste gehen direkt an die Kunden, daran besteht kein Zweifel“, sagte Richard Wagner, Chef vom Unternehmen Advanced Payment Solutions. Die Konsumenten könnten mit jährlichen Mehrkosten bis zu 30 Euro pro Kreditkarte und 13 Euro pro Bankkarte rechnen, heißt es in einem Bericht von Europe Economics Mastercard.

In Spanien und Australien ist es auf nationaler Ebene bereits zu solchen Gebührenerhöhungen gekommen. Wenn diese Beispiele weiterhin Schule machen wird es bald keine kostenlosen Konten mehr geben. Die Bedeutung des elektronischen Zahlungsverkehrs nimmt jedoch immer mehr zu (hier).

Gleichzeitig werden Bargeldzahlungen immer weiter zurückgedrängt. Hier ist Schweden Vorreiter: Viele Banken bieten gar keine Bargeldauszahlungen mehr an (mehr hier). So werden die Konsumenten zur Nutzung des elektronischen Zahlungsverkehrs gezwungen. Denn die Banken verdienen an jeder Überweisung (hier). Geht es nach ihnen, wird das Bargeld langfristig abgeschafft.

Damit verlieren Konsumenten auch leichter die Kontrolle über ihr Guthaben und geraten in die Schuldenfalle (hier). Von der EU ist das durchaus gewollt. Künftig soll jeder Bürger in der EU überall und unbegrenzt Bankkonten eröffnen können, ohne in dem jeweiligen Land einen Wohnsitz haben zu müssen.

Ohne Konto kann man also schon gar nicht mehr im vollen Umfang an der Gesellschaft teilnehmen (hier). Eine Anhebung der Gebühren ist da nur konsequent.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...