Deutschland

Deutschland: Reallöhne sinken, Inflation steigt, Altersvorsorge wackelt

Die Geldpolitik der EZB zeigt Wirkung: Im ersten Quartal 2013 sind die Reallöhne in Deutschland das erste Mal seit vier Jahren wieder gesunken. Die Lohnerhöhungen wurden komplett von der Inflation aufgefressen. Damit sind die Deutschen sowohl bei den Löhnen als auch bei ihrer Altersvorsorge die großen Verlierer des billigen Geldes von Mario Draghis Dienstleistungen an die Banken.
05.07.2013 00:50
Lesezeit: 1 min

Am Donnerstag hat die EZB entschieden, den Leitzins weiterhin bei 0,5 Prozent zu belassen. Die Inflation halte sich noch in den Grenzen, die sich die EZB gesetzt habe, so Draghi. Die Banken freuen sich über das weiterhin billige Geld der EZB. Doch die deutschen Bürger erfahren den bitteren Beigeschmack der lockeren Geldpolitik. Die Reallöhne sind gesunken.

Im ersten Quartal dieses Jahres stiegen die Reallöhne in Deutschland um 1,4 Prozent. Die Verbraucherpreise aber zogen um 1,5 Prozent an, so das Statistische Bundesamt. Damit sind die Reallöhne in Deutschland offiziell das erste Mal seit 2009 wieder gesunken: um 0,1 Prozent.

Schaut man sich jedoch die fast beliebige Zusammenstellung des Warenkorbs zur Ermittlung der Verbraucherpreise an, wird deutlich, dass die tatsächliche Inflation bei weitem im ersten Quartal höher gewesen sein dürfte (hier). Zumal die Verbraucherpreise nicht zusätzlich ins Verhältnis zum tatsächlichen Inhalt der Produkte gesetzt werden. Oft bleibt der Preis der gleiche, aber der Inhalt wurde reduziert (mehr hier).

Während die Bundesregierung von der lockeren Geldpolitik der EZB profitiert, spürt der deutsche Bürger also die negativen Folgen dieser immer deutlicher im eigenen Geldbeutel. Denn nicht nur die Reallöhne sind das Problem. Auch bei der Altersvorsorge geraten die deutschen Bürger zunehmend unter Druck. Dank der niedrigen EZB-Zinsen haben die Anleger in Lebensversicherungen im vergangenen Jahr bereits vier Milliarden Euro Verlust gemacht (mehr hier).

Außerdem geben die Banken die günstigen Zinsbedingungen nicht an ihre Kunden weiter. Während die Banken für ihre Kredite bei der EZB kaum mehr Zinsen bezahlen müssen, bleibt beispielsweise der Dispozins für die deutschen Kunden auf einem extrem hohen Niveau: teilweise von bis zu 15 Prozent (hier).

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