Finanzen

Gefahr für Österreichs Banken: Zehntausende Ungarn können Schulden nicht begleichen

Lesezeit: 1 min
22.07.2013 23:45
Die Überschuldung der privaten Haushalte erreicht einen neuen Höhepunkt. Zehntausende Ungarn können ihre Kredite nicht mehr bedienen. Für Österreichs Banken kann das Liquiditäts-Engpässe mit sich bringen. Ungarns Regierung will einspringen.
Gefahr für Österreichs Banken: Zehntausende Ungarn können Schulden nicht begleichen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Über eine halbe Million ungarische Immobilienbauer haben ihre Kredite in Fremdwährungen, vornehmlich Euro und Schweizer Franken, aufgenommen. Das hat nun für viele fatale Folgen. Seit 2008 fällt nämlich der Wert der ungarischen Währung Forint ins Bodenlose. Zehntausende Familien aus Ungarn kommen aus ihren Hypothekenschulden nicht mehr heraus.

Die Ausfallquote bei Immobilienkrediten beträgt bereits 25 Prozent. Bei Privatdarlehen, mit denen Konsumgüter gekauft werden, sieht es sogar noch schlimmer aus, berichtet der Standard. Jetzt will die ungarische Regierung einspringen und den maßlos verschuldeten Bürgern zur Seite stehen.

Insgesamt geht es um einen Betrag von insgesamt zehn Milliarden Euro. Durch die Kursschwankungen haben sich bei den Ungarn Schulden von etwa 3,3 Milliarden Euro angesammelt. Dieser Fehlbetrag soll zu gleichen Teilen von Banken, Regierung und Bankkunden getilgt werden. Wer auf dem Rest der Schulden sitzen bleibt, ist unklar.

Die österreichischen Banken, vornehmlich die Raiffeisen International und Erste Bank, müssen die Hauptlast tragen. Für sie hat sich das Geschäft mit den Hypothekenkrediten an Ungarn nicht gelohnt. Die Banken mussten eine hohe Bankensteuer an Ungarn abgeben. Zudem hat die Regierung ihren Bürgern bereits zum Teil einen günstigen Umstieg auf die heimische Währung Forint gewährt.

„Für die Bevölkerung und ihre Kaufkraft wäre eine finanzielle Entlastung wichtig. Für die Banken könnte die Aktion aber überaus teuer werden, wodurch sie die Kreditvergabe drosseln müssten. Einige Institute werden zudem zusätzliches Kapital brauchen", sagt Levente Pápa von der ungarischen OTP-Bank.

Ungarn steckt in der Rezession. Im vergangenen Jahr ist die Wirtschaft um 1,7 Prozent geschrumpft. Für 2013 prognostiziert das Wiener Osteuropainstitut WIIW für Ungarn Stillstand. Wegen einer Gesetzesänderung bei Fremdwährungskrediten könnten auf Ungarns Banken zudem noch Millionen-Nachzahlungen zukommen.

Die Regierung Victor Orbans steht seit einigen Wochen unter verstärkter Beobachtung durch die EU: Unzählige Verfassungsänderungen führten in Budapest in den vergangenen Jahren zu einer Konzentration der Macht (mehr hier). Auch das wirkte sich negativ auf den Forint-Kurs aus.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...