Politik

Terror: Amerikaner sollen private Reisepläne bei US-Regierung registrieren

Nach der umfassenden Reisewarnung für US-Bürger rät die Obama-Administration nun allen US-Bürgern, ihre privaten Reisepläne beim Außenministerium im Detail zu registrieren. Offenbar wollen die Geheimdienste einen Überblick bekommen, wo die Bürger hinfahren. Die Amerikaner reagieren auf den jüngsten Terror-Hype mit Sarkasmus.
03.08.2013 03:33
Lesezeit: 2 min

Im „Smart Traveller Enrollment Program (STEP)“ sollen US-Bürger nach der umfassenden Reisewarnung vom Freitag nun ihre Reisepläne mit der Regierung abstimmen. Die Behörden empfehlen den Amerikanern, sich bei STEP zu registrieren. Damit möchte sich die Regierung einen Überblick verschaffen, wohin die Amerikaner reisen.

Diese „Anregung“ ist sehr ungewöhnlich. Sie kann bedeuten, dass die Amerikaner damit rechnen, dass es in nächster Zukunft zu Entwicklungen kommen kann, bei denen die US-Bürger auf Hilfe des Staats wie finanzielle Unterstützung oder Heimholung angewiesen sein könnten.

Die Amerikaner reagieren irritiert auf diesen Vorschlag und die umfassende Reisewarnung.

Auf der Website der Washington Post gab es am frühen Samstagmorgen bereits über 1.000 Kommentare zu dem Thema. Der Tenor ist nicht besonders freundlich für die Obama-Administration. So wird kritisiert, dass Obama noch vor kurzem – nach der Ermordung von Osama bin Laden – verkündet hatte, dass der Krieg gegen den Terror gewonnen sei. Nun stelle sich heraus, dass die halbe Welt den USA feindselig gegenüber stehe. Dies sei das Ergebnis einer verfehlten Politik Obamas. Ein User schreibt: „Die USA versinken mit einer korrupten Regierung, die die Kontrolle über die eigenen Bürger verloren hat.“

Der Kommentar bezieht sich auf Berichte, dass offenbar auch in New York die Sicherheitsvorkehrungen verschärft wurden. Auf den Straßen wurden verstärkt schwer bewaffnete Polizisten beobachtet, berichten New Yorker Bürger.

Auch Großbritannien hat seine Botschaft im Jemen geschlossen, ebenso wie Deutschland. Das Außenministerium in Berlin sieht dagegen keine Notwendigkeit einer umfassenden Reisewarnung.

Der Jemen ist offenbar im Mittelpunkt des westlichen Interesses. Am Donnerstag besuchte der Präsident des Jemen, Abdo Rabby Mansour Hadi, Präsident Barack Obama. Beide Politiker versprachen, den Terror entschieden zu bekämpfen. Zu Beginn der Woche hatten die Amerikaner sechs mutmaßliche Al Qaida Terroristen im Jemen mit einem Drohnen-Angriff getötet.

Sicherheitsexperten sagten der Washington Post, dass es sich offenbar um eine ernstzunehmende Terror-Warnung handelt.

Die Bürger schienen diese Einschätzung nicht zu teilen.

Ein User schreibt in der Post: „Das Schlimme ist, dass unsere gesamte Sicherheits-Bürokratie davon abhängig ist, dass Al Qaida wirklich eine ernsthafte Bedrohung ist. Wenn sich herausstellt, dass Al Qaida nicht gefährlicher ist als ein Sturz in der Badewanne, ein Bienenstich oder zufälliges Ertrinken, dann sind die Karrieren und die Verträge von vielen Sicherheits-Bürokraten in Gefahr!“

Zumindest diese Reaktion der amerikanischen Bevölkerung ist neu: Bisher waren die Amerikaner stets ziemlich geschlossen hinter ihrer Regierung gestanden, wenn es um die nationale Sicherheit ging. Offenbar hat Obama jedoch enorm an Glaubwürdigkeit verloren. Die Amerikaner zweifeln an der politischen Integrität ihrer Regierung und empfinden eher den überbordenden Sicherheits-Apparat als Bedrohung und nicht irgendwelche Terror-Gruppen, von denen keiner weiß, ob sie überhaupt existieren.

Noch ist unklar, wie viele US-Bürger der Einladung der Regierung folgen werden, ihre privaten Reisepläne mit den Geheimdiensten abzustimmen.

Für manche ist STEP eher eine Bedrohung.

Nämlich als NEXT STEP zu noch mehr Überwachung und Kontrolle.

Dafür scheinen selbst die traditionell eher langmütigen Amerikaner mittlerweile kein Verständnis mehr aufzubringen.

Und sie kommentieren den jüngsten Terror-Hype mit einem gewissen Sarkasmus. Ein Leser schreibt: „Der wahre Grund für die Schließung der Botschaften in den Ländern ist, dass die Obama-Regierung pleite ist und sich die teure Bewachung der Vertretungen nicht mehr leisten kann.“

Wer weiß – vielleicht kommt diese Interpretation der Wahrheit am nächsten.

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