Deutschland

Raiffeisen International gerät in den Strudel der Banken-Krise

Die Raiffeisen International wird von der globalen Banken-Krise erfasst. Die Bank tritt in Osteuropa auf die Bremse und schließt nicht aus, das sie neues Kapital aufnehmen wird. Vor allem Ungarn und Slowenien machen Raiffeisen zu schaffen.
04.08.2013 23:29
Lesezeit: 2 min

Die mächtigste Bank Österreichs gerät in den Strudel der internationalen Banken-Krise.

Die Raiffeisen Bank International zieht sich überraschend aus mehreren mittel- und osteuropäische Länder zurück. Zunächst will die Bank dort nur das Wachstum drosseln - aber das bedeutet in der Regel meistens, dass ein vollständiger Rückzug sehr wahrscheinlich ist.

Erst im Juni gab es bei der Raiffeisen einen Vorstandswechsel. Der langjährige Chef Herbert Stepic musste gehen, nachdem er mit Spekulationsgeschäften in die Kritik geraten war. Ihm folgte Karl Sevelda, der das Engagement der Bank in Osteuropa nun verringern will. In insgesamt 17 Ländern in Mittel- und Osteuropa ist die Raiffeisenbank vertreten – was sie zum drittgrößten Kreditgeber in dieser Region macht. Aber das soll sich nun ändern. Sevelda kündigte an, die Wachstumspläne nun nur noch auf sechs Länder fokussieren zu wollen: Russland, Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien und Österreich.

„In den anderen Märkten, vor allem in Südost-Europa, werden wir unser Wachstum verlangsamen“, sagte Sevelda der FT. In einigen Ländern wolle man sogar schrumpfen. „Dies gilt insbesondere für Slowenien, aber angesichts der aktuelle Entwicklungen in Ungarn, sind wir auch nicht begierig danach, dort zu wachsen“, so Sevelda.

Dass sich die Raiffeisen ausgerechnet in Slowenien und Ungarn verkleinern will, war abzusehen. Slowenien kämpft noch immer mit einem maroden Bankensektor und rettet sich von Monat zu Monat aus der Notwendigkeit eines Bailouts. Aber auch in Ungarn steht die Raiffeisen schon jetzt vor großen Herausforderungen. Zehntausende Familien können hier ihre Hypothekenschulden nicht begleichen. Viele der Immobilienkredite waren in Fremdwährungen aufgenommen worden. Die starken Kursschwankungen haben zu einem immensen Wachstum der Schulden geführt. Die Ausfallquote bei Immobilienkrediten beträgt bereits 25 Prozent. Insgesamt geht es um einen Betrag von zehn Milliarden Euro. Durch die Kursschwankungen haben sich bei den Ungarn Schulden von etwa 3,3 Milliarden Euro angesammelt. Dieser Fehlbetrag soll zu gleichen Teilen von Banken, Regierung und Bankkunden getilgt werden. Die österreichischen Banken, vornehmlich die Raiffeisen International und Erste Bank, müssen die Hauptlast tragen (hier).

Darüber hinaus musste die Bank im ersten Quartal einen herben Gewinneinbruch hinnehmen: um 71 Prozent. So lag der Konzern-Periodenüberschuss nur noch bei 157 Millionen Euro – 541 Millionen Euro waren es im Vorjahresquartal, wie der Finanzbericht der Bank zeigt. Entsprechend große Sorgen bereitet dem Geldinstitut auch die Eigenkapitalquote. Diese wird Ende dieses Jahres erst bei 7,2 Prozent liegen. Frisches Kapital in Höhe von 1,5 Milliarden Euro benötigt Raffeisen International, um das Ziel von 9 Prozent zu erreichen. Aus diesem Grund sucht man bereits nach Investoren. Interesse besteht Sevelda zufolge derzeit bei Fonds aus dem Nahen Osten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...