Politik

USA: Terror-Warnung hat gezeigt, wie wichtig Überwachung ist

Präsident Obama verlängerte am Sonntag die Schließung mehrerer US-Botschaften bis zum 10. August. Erstmals haben nun hochrangige US-Politiker die massiven Überwachungs-Maßnahmen als entscheidend für die Warnungen gelobt. Den Amerikanern und der Welt soll so signalisiert werden, dass es zum Besten aller ist, wenn die US-Geheimdienste freie Hand in allen Kontinenten haben.
05.08.2013 01:38
Lesezeit: 2 min

Was immer wirklich hinter der spektakulären Reisewarnung und der damit zusammenhängenden Terrorwarnung steckt – einen Zwecke scheinen die Aufrufe auf jeden Fall gehabt zu haben: Sie sollen der Welt vor Augen führen, dass die lückenlose Überwachung der Bürger durch die Geheimdienste notwendig und erfolgreich ist.

Zwei hochrangige Vertreter des politischen Betriebs in Washington rückten am Sonntag mit diesem Teil der Wahrheit heraus.

Der republikanische Senator Saxby Chambliss sagte in der Sendung „Meet the Press“ auf dem Sender NBC, dass die Reise- und Terrorwarnung auf Informationen beruhe, die der Geheimdienst NSA unter dem Artikel 702 für Auslandsspionage gesammelt habe. Diese Regelung gibt den US-Geheimdiensten genau jene weitreichenden Befugnisse, die in Europa derzeit für so viel Aufregung bei den Politikern sorgen.

Chambliss sagte: „Die Ergebnisse der Geheimdienste sind ein Beleg dafür, warum die Überwachungs-Befugnisse so wichtig sind.“

Die ebenfalls republikanische Senatorin Lindsey Graham, sagte auf CNN auf die Frage, ob die Amerikaner Angst haben müssten: „Die Terror-Gefahr ist erschreckend. Das NSA-Programm beweist einmal mehr, wie wertvoll es ist.“

Präsident Barack Obama hat am Sonntag verfügt, dass die Botschaften bis zum 10. August geschlossen bleiben müssen. Die Terrorgefahr sei unverändert hoch, verlautete aus Washington.

Der demokratische Kongressabgeordnete Adam Schiff sagte auf CNN: Die Drohungen sei sehr ernst zu nehmen – sie gingen weit „über so generalisierende Sprüche wie ‚Tod den Amerikanern‘ oder ‚Tod dem großen Satan‘ hinaus“.

In der Erklärung des Außenministeriums dagegen werden die Bedrohungen nun etwas relativiert: Es bestehe keine unmittelbare Gefahr, vielmehr seien die Warnungen eine Vorsichtsmaßnahme. Zum Ende des Ramadan seien Terroristen immer besonders aktiv.

Tatsächlich ist die Kombination interessant, wie die Verteidigung der Überwachung durch die Geheimdienste unters Volk gebracht wurde: Zwei rechte Politiker kamen in linken Medien zu dem Thema zu Wort.

Das spricht dafür, dass das Establishment versucht, vor allem nach innen die Botschaft zu lancieren: Überwachung sei notwendig, die Diskussion über Bürgerrechte sei angesichts der enormen Bedrohungen müßig.

Die amerikanische Öffentlichkeit kauft der Politik diese Logik nicht mehr ab (mehr zu den Reaktionen – hier).

Tatsächlich glauben die meisten Beobachter, dass die Warnung vor der Bedrohung eigentlich eine Drohung an die arabisch-muslimische Welt ist. Aber auch Russland und China sollen gewarnt werden. Die Amerikaner werden versuchen, ihren Einfluss in Afrika auszubauen.

Zu diesem Zweck ist es notwendig, dass die Geheimdienste weiter ungestört spionieren können.

Die dramatischen Warnungen sollten den Amerikanern und der Welt signalisieren: Je mehr wir spionieren, desto sicherer seid ihr.

So können sich die Amerikaner in allen geostrategischen und finanzpolitischen Fragen einen entscheidenden Informations-Vorsprung verschaffen.

Wenn es die Al Qaida nicht schon gäbe – die Amerikaner hätten sie erfinden müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...