Die spanische Regierung hat durch die Ausgabe von Staatsanleihen doppelt so viel eingenommen wie Italien. Investoren wetten darauf, dass Spanien sich schneller erholt als die totgesagte italienische Wirtschaft. Angesichts der enormen Staatsschulden in Spanien ein gewagtes Geschäft. Die spanische Schatzkammer hat mitgeteilt, dass durch den Erlös aus Staatsanleihen bereits 73 Prozent der mittel- und langfristigen Finanzmittel für dieses Jahr gedeckt seien.
Grund für den Abschluss solcher Wetten sind auch die politischen Hintergründe. Während Spaniens Regierungschef Rajoy sich auf seiner Mehrheit ausruhen und Korruptionsvorwürfe aussitzen kann (mehr hier), muss Italien um den Zusammenbruch der drei Monate jungen Regierungskoalition um Ministerpräsident Enrico Letta bangen.
Dabei stehen die Zeichen auch in Spanien alles andere als gut. Die Regierung hat zwar einen Bericht vorgelegt, in dem die Arbeitslosigkeit leicht zurückgegangen sei. Allerdings ist der Rückgang nur saisonal bedingt und durch den in der warmen Jahreszeit ansteigenden Tourismus begründet (mehr hier).
Die Pro-Kopf-Verschuldung in Spanien liegt Schätzungen zufolge bei 20.000 Euro (hier). Außerhalb des Tourismus gibt es so gut wie keine Arbeitsplätze. Der IWF hat von Spanien daher gefordert, seinen Arbeitsmarkt weitgehend zu deregulieren.
Italien am Abgrund
Silvio Berlusconi ist in letzter Instanz wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. Sollte er von seinen politischen Ämtern zurücktreten müssen, könnte sich seine Partei aus der Regierungskoalition verabschieden (hier). Das könnte Italien erneut handlungsunfähig machen und das Land noch tiefer in die Krise stürzen.
„Derzeit ziehen wir Spanien Italien vor“, sagte Russel Matthews, Geldmanager bei BlueBay Asset Management in London. „Das fundamentale Bild in Spanien wird sich wahrscheinlich besser entwickeln ans in Italien. Die Wirtschaft ist etwas dynamischer“ und habe größere Chancen, sich aus der Krise zu befreien, sagte der Analytiker einem Bericht von Bloomberg zufolge.