Politik

Schulden als Geschäft: Deutsche Bank will bei chinesischer Bad Bank einsteigen

Lesezeit: 1 min
17.08.2013 00:43
Die drei Investment-Riesen Goldman Sachs, Morgan Stanley und die Deutsche Bank wollen Anteile an einer großen chinesischen Bad Bank erwerben. Die staatlichen Auffanggesellschaften brauchen das Kapital, um neue Ausfall-Kredite aufkaufen zu können. Denn in den Büchern der chinesischen Banken stecken nach dem Kredit-Boom der letzten Jahre große Mengen an toxischen Papieren.
Schulden als Geschäft: Deutsche Bank will bei chinesischer Bad Bank einsteigen

Mehr zum Thema:  
Banken >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  

Die Deutsche Bank will sich im großen Stil an einer Kapitalerhöhung bei einer chinesischen Bad Bank beteiligen. Diese lieferte zuletzt hohe Renditen mit einstmals ausfallgefährdeten Krediten. Während die westlichen Investment-Banken davon profitieren wollen, macht sich der Staat bereit für die Übernahme neuer Hochrisiko-Papiere.

Bei der Bad Bank handelt es sich um die Huarong. Sie ist eine von gleich vier staatlichen Auffanggesellschaften, die China im Jahr 1998 gründete, um von den vier größten Banken des Landes toxische Papiere im Wert von 170 Milliarden Euro zu übernehmen.

Der Einstieg der Investmenthäuser Goldman Sachs, Morgan Stanley und Deutsche Bank soll im kommenden Jahr anstehen. Für diesen Zeitraum plant die Huarong, ein Aktienpaket im Wert von 1,1 Milliarden Euro zu veräußern. Eine Einigung über die Größe der Anteile und die Beteiligungsstruktur wird jedoch nicht vor Dezember erwartet. Das berichtet die FT unter Berufung auf mit der Materie vertrauten Bankern.

Sie gehen davon aus, dass diese Beteiligung privater Investoren an den ausfallgefährdeten Papieren ein wichtiges Signal der chinesischen Wirtschaftsführung sein könnte. Die drohenden Verluste bei den nach dem Kredit-Boom der letzten Jahre stark exponierten chinesischen Banken sollen demnach nicht mehr allein vom Staat aufgefangen werden. Stattdessen sollen die Marktteilnehmer ihre Risiken selbst verantworten.

Schlussendlich könnte aber genau das Gegenteil eintreten. Die renditestarken Sparten werden von Privatbanken übernommen, während die staatlichen Auffanggesellschaften mit dem gewonnen Kapital neue, risikoreiche Papiere von den chinesischen Privatbanken aufkaufen müssen. „Wir glauben, dass in den nächsten drei bis vier Jahren eine Menge neuer Ausfall-Kredite auf uns zukommen werden“, zitiert die FT einen Banken-Insider.

Noch vor der Beteiligungsrunde bei Huarong soll bei der größten der vier Bad Banks, Cinda, neues Kapital herangeschafft werden. Ende des Jahres wird die Gesellschaft an die Börse von Hongkong gebracht.

Alle Bad Banks machten lange hohe Verluste auf Kosten des Staates. Doch seit China im Jahr 2008 begann, seine Wirtschaft mit einer lockeren Geldpolitik und einer hohen Staatstätigkeit zu stützen, lieferten sie attraktive Renditen. Diese basierten hauptsächlich auf dem Immobilien-Boom.

Ob diese Entwicklung nach der in den vergangenen Monaten erfolgten Änderung der chinesischen Wirtschaftspolitik anhalten wird, ist jedoch fraglich. Das Engagement der Deutschen Bank und der anderen Institute ist deshalb äußerst interessant. Schon in der Vergangenheit waren sowohl Goldman Sachs als auch Morgan Stanley und die Deutsche Bank an Kredit-Geschäften mit der Huarong beteiligt, bisher aber in wesentlich kleinerem Umfang.


Mehr zum Thema:  
Banken >

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...