Politik

Syrien-Militärschlag: Nato verlegt Kampfjets auf Zypern

Lesezeit: 2 min
27.08.2013 09:37
Der NATO-Erstschlag gegen Syrien rückt näher. Im Luftraum über dem britischen Luftwaffenstützpunkt in Zypern wurden Kampfjets gesehen. Der Stützpunkt ist weniger als 100 Meilen von der syrischen Küste entfernt. Am Sonntag wollen sich zudem Militärbefehlshaber aus den USA, der Türkei, Qatar, Frankreich und Italien in Jordanien treffen. In den USA spricht man bereits von einem zweitägigen Einsatz.
Syrien-Militärschlag: Nato verlegt Kampfjets auf Zypern

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In den vergangenen Tagen hat sich abgezeichnet, dass mittlerweile ein Militärschlag gegen Syrien auch  ohne UN-Mandat in Frage kommt. Mehrere Länder haben sich dafür ausgesprochen und die Vorbereitungen werden immer intensiver. Nicht nur Kriegsschiffe werden in Stellung gebracht - auch Kampfjets.

Die Anwohner nahe des britischen Luftwaffenstützpunktes Akrotiri auf Zypern haben festgestellt, dass sich die Aktivität an diesem Stützpunkt in den letzten 48 Stunden immens erhöht hat. Der Stützpunkt ist für einen Militärschlag gegen Syrien gut geeignet – er liegt etwas weniger als 100 Meilen von der syrischen Küste entfernt.  Zwei Piloten einer kommerziellen Airline haben dem Guardian bestätigt, dass sie nahe des Stützpunkts C-130 Transportflugzeuge aus ihrem Cockpit und eine Formation an Kampfjets auf ihrem Radar gesehen haben. Neben den neuen Aktivitäten auf Zypern sind bereits etliche Kriegsschiffe ebenfalls auf den Weg nach Syrien (hier).

Als Reaktion auf die Äußerungen aus den USA, Frankreich, der Türkei und Großbritannien, notfalls ohne UN-Mandat in Syrien einzuschreiten, warnte am Montag der Chaldäische Bischof von Aleppo aber vor einem derartigen Schritt. Dies könnte zu einem Weltkrieg führen, sagte der Bischof Antoine Audo im Interview mit dem Radio Vatikan:

„Ein Militäreinsatz würde meiner Meinung nach einen Weltkrieg bedeuten. Dieses Risiko existiert! Die Sache ist nicht so einfach. Wir hoffen, dass der Friedensappell des Papstes einen wirklichen Dialog zwischen den Konflikt-Parteien fördern kann.

Der erste Schritt, um eine Lösung zu finden, ist, auf Waffen zu verzichten und dafür zu sorgen, dass die Menschen die Freiheit haben, sich zu bewegen, zu reisen, zu reden, zu arbeiten. Jetzt ist das ganze Land im Krieg. Wir hoffen, dass es eine internationale Kraft gibt, die helfen kann, dass es Dialog gibt statt Krieg.“

Ob die Untersuchungen der UN-Inspektoren in Syrien bezüglich des Einsatzes chemischer Waffen überhaupt noch einen Einfluss auf einen Militärschlag haben werden, ist höchst fragwürdig. Nachdem der Konvoi der Inspektoren am Montagmorgen beschossen wurde, kamen die Inspektoren am Nachmittag doch noch an dem Ort an, wo das Giftgas durch Raketenabwürfe eingesetzt worden sein soll.

Ursprünglich sollten die Inspektoren etwa sechs Stunden vor Ort sein. Aber daraus wurden nur eineinhalb Stunden. Sie haben sich mit etwas mehr als 20 Opfern unterhalten, ein Krankenhaus besucht und eine von mehr als sechs Einschlagstellen der Raketen besucht. Bodenproben und Tiere wurden von dem Ort mitgenommen. „Sie haben ein Huhn genommen, aber sie haben sich geweigert, die chemische Rakete mitzunehmen“, zitiert der Guardian den syrischen Arzt.

Aber selbst wenn die UN-Inspektoren anhand der Proben nachweisen können, dass chemische Waffen zum Einsatz gekommen sind, bleibt weiterhin die Frage offen, wer sie eingesetzt hat. Schließlich wusste Assad, dass es möglicher Weise zu einem Militärschlag kommen würde, wenn seine Regierung derartige Waffen einsetzt.

Und die militärische Aktivität der NATO spricht dafür, dass noch nicht klar ist, ob man überhaupt abwarten werde, bis erste Ergebnisse von den UN-Inspektoren vorliegen. Schon am Sonntag soll es ein Treffen zwischen Kommandanten in Jordanien geben. Diese kommen unter anderem aus den USA, Großbritannien, Saudi Arabien, Qatar, der Türkei, Frankreich, Italien und Kanada, so debka.com.

US-Außenminister John Kerry wurde am Montag noch einmal sehr konkret.

„Präsident Obama war auch in engem Kontakt zu den Regierungschefs unserer wichtigsten Verbündeten, und der Präsident wird eine klare Entscheidung darüber treffen, wie auf diesen wahllosen Einsatz von chemischen Waffen zu antworten sei. (…) Präsident Obama glaubt, für den Einsatz dieser schlimmsten Waffen der Welt gegen die Bürger muss es einen Verantwortlichen geben. Nichts ist heute ernster und nichts wird gründlicher geprüft.“

Indes werden die Pläne der USA immer konkreter. Mit Verweis auf hochrangige Beamte berichtet die Washington Post von einem zeitlich begrenzten  Militärschlag. Von einer Dauer von zunächst höchstens zwei Tagen ist die Rede und von Marschflugkörpern, die vom Meer aus abgefeuert werden. Langstreckenbomber werden auch erwägt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat: „Wasser und Energie sind untrennbar miteinander verbunden.“
19.05.2024

Wasser sollte nicht getrennt von anderen Faktoren wie Energie und Klima betrachtet werden, sagt Jörg Barandat, langjähriger Berater...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Im Sog der Krise: Chinas Immobilienbranche unter Druck
19.05.2024

Seit einigen Jahren belastet die Immobilienkrise China und beeinträchtigt das wirtschaftliche Wachstum. Die Geduld vieler Gläubiger...

DWN
Politik
Politik Unfall des Präsidenten-Hubschraubers im Iran - Lebt der Regierungschef noch?
19.05.2024

Das Schicksal des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi und Außenministers Hossein Amir-Abdollahian ist unklar, nachdem ihr Hubschrauber...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Kommission unterstützt Lausitz: Auf dem Weg zum "Netto-Null-Valley"
19.05.2024

Wie kann man ohne die Freisetzung von Treibhausgasen produzieren? Das Kohlerevier in der Lausitz strebt danach, als Modellregion in Europa...

DWN
Politik
Politik 75 Jahre Europarat: Ein Jubiläum in turbulenten Zeiten
19.05.2024

Der einst stolze Europarat feiert sein 75-jähriges Bestehen, doch das Jubiläum findet inmitten von Krisen und Unsicherheit statt,...

DWN
Finanzen
Finanzen P2P-Kredite als alternative Geldanlage: Chancen und Risiken
19.05.2024

P2P-Kredite sind eine aufstrebende Anlageklasse, die Privatpersonen ermöglicht, direkt in den Kreditbedarf anderer Privatpersonen zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Erfolg zur Krise: Wie Adidas seine Dominanz im Sportmarkt verlor
19.05.2024

Adidas, einst ein Riese im Sportmarkt, kämpft nach katastrophalen Kooperationen und einem Börsenabsturz gegen den Aufstieg von Nike. Mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Kreditanstalt für Wiederaufbau in der Kritik, nutzt Potenzial unzureichend
19.05.2024

Eine neue Studie der Stiftung Klimaneutralität zieht eine kritische Bilanz zur Rolle der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach...