Deutschland

Vodafone gesteht: Telekoms lügen über Schnelligkeit des Internets

Die von Internet-Anbietern beworbenen Datengeschwindigkeiten werden von Nutzern nie erreicht. Vodafone bricht das Schweigen zuerst: Die Versprechen in der Werbung klingen zwar gut, das reale Surfergebnis sei aber ein anderes. Der Anbieter will nun die tatsächlichen Surf-Geschwindigkeiten offenlegen.
07.09.2013 03:59
Lesezeit: 1 min

Der Internet-Anbieter Vodafone will künftig zusätzlich zur beworbenen Maximalgeschwindigkeit auch „die regelmäßig erreichte Geschwindigkeit zur Orientierung angeben“, gab Vodafone in einer Pressemitteilung anlässlich der Internationalen Funkausstellung (IFA) bekannt. Schon 2014 sollen die Kunden die tatsächlich erbrachte Leistung möglichst adressgenau zur Verfügung gestellt bekommen.

„Das maximale Geschwindigkeitsversprechen in der Werbung klingt zwar gut - das reale Surferlebnis des Kunden in den Netzen der Branche ist aber oft ein anderes“, heißt es in der Mitteilung. An welchen Orten die Kunden wie schnell surfen können und wie schnell die meisten Kunden bei Vodafone surfen, ist bislang aus dem Produkt der Anbieter nicht abzulesen. Das soll sich nun ändern.

Hintergrund dieser neuen „Transparenz-Offensive“ ist eine neue Verordnung der Bundesnetzagentur. Danach müssen Internet-Anbieter die beworbenen Datenraten auch wirklich liefern können oder ihre Werbesprüche entsprechend anpassen. Vodafone will durch Transparenz drohenden gesetzlichen Vorgaben vorbeugen.

Einer Umfrage zufolge erreicht nicht einmal jeder Fünfte Internet-Nutzer die maximal angegebene Daten-Rate,  ergab eine Studie zur Messung der Qualität von Breitbandanschlüssen im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft (BMWi) im April.

Knapp 70 Prozent erreichen nur etwa die Hälfte der versprochenen Bandbreite. Noch schlechter ist das Ergebnis für LTE-Anschlüsse. Das Mobilfunknetz der vierten Generation(4G) bot in der Bandbreiteklasse 25-50 MBit/s für nur 1,6 Prozent der Endnutzer die volle und 23,3 Prozent nur die halbe Übertragungsrate.

Die Mehrheit der Internetkunden zahlt also den vollen Betrag und bekommt dafür nur die Hälfte der versprochenen Leistung.

Kritische Stellungnahmen von Unternehmen an der Messmethodik seien unberechtigt, die Studie sei repräsentativ und von Verzerrungen bereinigt worden, heißt es in dem Papier zur Qualität von Breitbandanschlüssen. „Die Unternehmen stehen nun in der Pflicht, die Versorgung ihrer Kunden ihren vertraglichen Zusagen entsprechend zu verbessern oder zumindest im Vertrag deutlich zu machen, welche Bandbreiten tatsächlich erreicht werden können“, so das BMWi.

Kontinuierliche Qualitätskontrollen sollen dafür sorgen, dass aufgedeckte Defizite zügig abgestellt werden. Bei Bedarf behält sich das BMWi jedoch vor, weitere Festlegungen durchzuführen.

Internet-Provider hatten im April zuletzt für Aufregung gesorgt. Allen voran die Deutsche Telekom wollte als erster Anbieter das Internet drosseln und die Geschwindigkeit gegen Aufpreis regulieren. Binnen weniger Tage erreichte eine Online-Petition über 50.000 Unterschriften. Nun muss sich der Bundestag mit dem Thema befassen (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...