Politik

Fehlende Fachkräfte: Österreichs Mittelstand schafft weniger Stellen

Die österreichischen Mittelständler betrachten die Wirtschaftslage mit Skepsis. Sie investieren derzeit kaum in neue Mitarbeiter. Die anstehenden Nationalratswahlen sorgen ebenfalls für Unruhe.
28.09.2013 23:13
Lesezeit: 2 min

Nur 16 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen Österreichs wollen im kommenden Halbjahr neue Jobs schaffen. Gleichzeitig planen 12 Prozent einen Abbau von Mitarbeitern, so eine Umfrage des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY. Insgesamt sollen damit zwar mehr neue Jobs entstehen, doch die Zunahme ist so niedrig wie seit Juli 2009 nicht mehr.

Innerhalb Österreichs zeichnet sich dabei ein leichtes West-Ost-Gefälle ab. Im optimistischsten Bundesland Vorarlberg planen 27 Prozent der Mittelständler, ihre Mitarbeiterzahl zu erhöhen. Im Burgenland hingegen plant jedes fünfte Unternehmen einen Abbau von Mitarbeitern.

„Die Bereitschaft in neues, qualifiziertes Personal zu investieren, ist im Sinken begriffen. Währenddessen bleiben zahlreiche Stellen unbesetzt, weil die benötigten Fachkräfte am Markt fehlen – eine entscheidende Herausforderung für unsere mittelständischen Unternehmen“, sagt Helmut Maukner, Country Managing Partner bei EY.

Fast drei von vier Befragten geben an, es falle ihnen schwer, geeignete neue Mitarbeiter zu finden. In der Bau- und Energiebranche sagten sogar 80 Prozent der Unternehmen, es fehlten ihnen die Fachkräfte. Branchenübergreifend besteht vor allem im Vertrieb und Kundendienst ein erheblicher Mangel.

Schwer fällt die Personalsuche den Unternehmen auch im technischen Bereich, vor allem in der Produktion und in leitenden Positionen. Das zieht finanzielle Folgen nach sich. Mehr als die Hälfte der Mittelständler erwartet aufgrund des Fachkräftemangels künftig Umsatzeinbußen. Jeder neunte Befragte geht sogar von Einbußen von mehr als 5 Prozent des Umsatzes aus.

„Der Mittelstand hat das Problem des Fachkräftemangels zwar schon seit längerem erkannt und Lösungsansätze identifiziert, dennoch möchte der Großteil hier kaum Geld in die Hand nehmen. Nur jedes fünfte Unternehmen plant derzeit, in den kommenden drei Jahren mehr Finanzmittel für die Rekrutierung und Entwicklung von Mitarbeitern einzusetzen“, sagt Erich Lehner, verantwortlicher Partner für die Agenda Mittelstand bei EY.

Bei der Maßnahmensetzung gegen den Fachkräftemangel bevorzugen 53 Prozent der befragten Unternehmen Fortbildungsangebote zur Bindung bestehender Mitarbeiter. Im Vergleich dazu geben nur 42 Prozent an, dem Fachkräftemangel durch verstärkte Investitionen in neue Mitarbeiter zu begegnen.

Jeder fünfte Mittelständler sucht auch außerhalb Österreichs nach Mitarbeitern. „Insbesondere in den krisengebeutelten Ländern Südeuropas gibt es zahlreiche Fachkräfte, für die ein Job in Österreich in Frage kommt – hier können die Unternehmen noch deutlich aktiver werden. Auch im Inland gibt es noch Potenzial, zum Beispiel sind Mitarbeiter mit Kindern viel zu selten im Fokus der Unternehmen“, so Lehner.

Im Fokus der Unternehmer stehen jedoch auch die Nationalratswahlen am Sonntag. Noch kann die derzeitige Koalition gekippt werden. Zumindest wird sich der Abstand der Wählerstimmen der großen Parteien deutlich verringern (hier). Zumal das Abschneiden der eu-kritischen Parteien darüber hinaus wichtig für die Wirtschaft des Landes sein kann.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...