Politik

Chefberater Erdoğans: Deutschland schadet der Türkei

Erdoğans Chefberater in Wirtschaftsfragen, Yiğit Bulut, beansprucht eine politische Führungsrolle der Türkei. Doch die Europäer hätten das Ziel, der Türkei Hürden in den Weg zu legen. Deutschland spiele hierbei die wichtigste Rolle und sei ein Gegner.
28.09.2013 23:05
Lesezeit: 1 min

Die Türkei könnte im Nahen Osten, in Zentralasien und in Afrika eigentlich eine wichtige Rolle spielen, sagt der Chefberater des türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan. Die Türkei habe das nötige Potential und die Rolle als Führungsnation liege in ihrer historischen Natur. Allerdings müsse das Land seine Beziehung zu Deutschland überdenken, so Yiğit Bulut .

Wichtig sei auch ein Stopp der EU-Beitrittsverhandlungen. Die Türkei dürfe sich auf leere Versprechen der Europäer nicht einlassen. Diese Politik verfolge sein Land schon seit 150 Jahren, schreibt er in einem Artikel in der Zeitung Stargazete.

Je mehr sich die Türkei von Europa entferne, desto mehr werde das Land zu einem eigenständigen „Spieler“ werden.

Jede Annäherung mit den Europäern habe der Türkei nur geschadet. In diesem Zusammenhang sieht er die deutsch-türkischen Beziehungen sehr kritisch. So habe die politische und wirtschaftliche Schwächung des Osmanischen Reiches mit der Aufnahme von Krediten von europäischen Banken begonnen. Seit 1881 verwaltete ein europäisches Konsortium die osmanischen Staatseinnahmen.

Obwohl Frankreich und England im 19. Jahrhundert sich an der Spitze der Kreditgeber-Länder des Osmanischen Reiches befanden, sei es Deutschland gewesen, das am Ende eine Kontrolle über das Reich erlangt habe. Die Deutschen seien darauf aus gewesen, den gesamten islamischen Nahen Osten in ihren Machtbereich zu bringen. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wurden alle Bereiche und Sphären des Osmanischen Reichs komplett ausgebeutet.

Im gesamten Nahen Osten, sei aktuell ein künstlicher von anderen Staaten aufgezwungener Prozess zu beobachten.

Ab dem Jahr 2006 habe die türkische Regierung einen Kurswechsel eingeschlagen. Die Regierung habe im Zuge des Ergenekon-Verfahrens die pro-deutschen Elemente innerhalb des Staatswesens „enttarnt, an der Wurzel gepackt und ausgerissen.“

Das sei der Moment gewesen, an dem die Türkei zurück zu ihrem Kurs einer Führungsnation gefunden habe. Das entspreche ihrer historischen und „naturgegebenen“ Rolle und sei kein künstlicher Prozess.

Bulut wünscht sich im Rahmen einer „Neuen Weltordnung“ eine starke und kulturbewusste Türkei. Jene Weltordnung sei im Entstehen und die Türkei werde ihren Platz einnehmen.

Doch für die EU hat er keine guten Worte übrig. Die werde schon bald zerfallen.

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