Finanzen

China setzt auf Gold, kauft 100 Tonnen in neun Monaten

Die chinesische Zentralbank hat ihre starken Goldkäufe, die Ende letzten Jahres begannen, im August weiter fortgesetzt. Sie verfolgt damit eine Diversifizierung ihrer Währungsreserven.
09.09.2019 15:14
Aktualisiert: 09.09.2019 16:36
Lesezeit: 2 min
China setzt auf Gold, kauft 100 Tonnen in neun Monaten
Die anhaltenden Goldkäufe der chinesischen Zentralbank bedeuten eine Diversifizierung weg vom US-Dollar. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

China hat im August weitere 5,91 Tonnen Gold gekauft, wie die Zentralbank des Landes am Wochenende bekannt gab. Damit sind Chinas offizielle Goldreserven heute um fast 100 Tonnen höher als noch vor einem Jahr. Im Dezember 2018 hatte Chinas Zentralbank die ersten Goldkäufe seit 2016 gemeldet. Seitdem hat sie ihre Goldreserven Monat für Monat auf nunmehr 62,45 Millionen Unzen erhöht.

Der Goldpreis ist seit Jahresbeginn stark angestiegen. Letzte Woche hat er gemessen in Dollar ein neues Sechsjahreshoch erreicht. In vielen anderen Währungen, darunter im Euro, war Gold zuletzt so teuer wie nie zuvor. Die Zentralbanken waren dabei ein wichtiger Preistreiber, da sie beträchtliche Mengen Gold gekauft haben, um ihre Währungsreserven zu diversifizieren.

Die Goldkäufe der Zentralbanken dürften auch in den kommenden Jahren anhalten. Denn der Handelskrieg im Falle Chinas und Sanktionen im Falle Russlands geben "einen Anreiz für diese Zentralbanken zur Diversifizierung", sagte John Sharma, ein Ökonom bei der National Australia Bank, zu Bloomberg. "Außerdem bietet Gold angesichts der zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten eine ideale Absicherung und wird daher bei den Zentralbanken weltweit begehrt sein."

Manche Analysten vermuten, dass China weitaus mehr Gold besitzt, als es offiziell angibt. Sie halten es für unwahrscheinlich, dass das Land wie offiziell angegeben im Jahr 2016 plötzlich aufgehört hat, seine Goldreserven weiter zu erhöhen. Tatsächlich haben die Chinesen in der Vergangenheit schon einmal heimlich Gold gekauft. Im Jahr 2009 stellte die Zentralbank Mitteilungen über ihre Goldbestände ein. Im Juni 2015 gab sie dann plötzlich bekannt, dass ihr Goldschatz um 57 Prozent gewachsen ist. In den darauf folgenden 16 Monaten kaufte die Zentralbank weitere 185 Tonnen, bevor sie unerwartet wieder keine Angaben machte.

Im Verlauf der letzten zwölf Monate hat nur Russland mehr Gold gekauft als China, wie die vom World Gold Council veröffentlichten Daten zeigen. Im Juli kaufte die russische Zentralbank weitere 12,2 Tonnen, sodass sie jetzt 106 Tonnen Gold mehr in ihren Währungsreserven hat als vor einem Jahr.

Neben der Diversifizierung wegen der zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten zielen Länder wie China und Russland mit ihren Goldkäufen auch auf ein breiteres geopolitisches Ziel ab. Sie wollen die Dollar-Hegemonie untergraben und die Fähigkeit der USA verringern, den Zugang zum globalen Dollar-Zahlungssystem als Druckmittel zu nutzen.

China und Russland sind nicht allein beim Kauf von Gold. Insgesamt haben die Zentralbanken der Welt im vergangenen Jahr insgesamt 651,5 Tonnen Gold gekauft. Laut World Gold Council markierte das Jahr 2018 den höchsten Stand an jährlichen Nettogoldkäufen durch Zentralbanken seit Aussetzung der Dollar-Konvertibilität im Jahr 1971. Dieser Trend hat sich seit Jahresbeginn fortgesetzt.

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Nach AfD-Einladung: Deutsche Bank kündigt "Familienunternehmer" den Mietvertrag
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein. Daraufhin beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Der Verband...

DWN
Politik
Politik Brandmauer-Debatte: Erster Wirtschaftsverband offen für Gespräche mit AfD - Rossmann verlässt Familienunternehmer
26.11.2025

Die Brandmauer-Debatte hat die Wirtschaft erreicht: Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mut statt Stillstand: Warum Deutschland beim Digitalpakt 2030 liefern muss
26.11.2025

Zwanzig Jahre Digitalpolitik und Milliarden Euro an Fördermitteln später ist Deutschland immer noch digitalen Anfänger. Verantwortung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft kritisiert Bundesregierung: Unternehmen bewerten aktuelle Politik überwiegend schlecht
26.11.2025

Eine Erhebung des BDA zeigt: Die Wirtschaft in Deutschland ist mehr als unzufrieden mit der aktuellen Regierung. Drei Viertel der deutschen...

DWN
Politik
Politik Rentenreform untragbar: Wirtschaft läuft Sturm gegen 480 Milliarden Euro Mehrkosten bis 2050
26.11.2025

Aus der Wirtschaft kommt harte Kritik an den Rentenplänen der Bundesregierung, die für die Stabilisierung des Rentenniveaus sorgen...

DWN
Politik
Politik EU USA Handel: Wie Washington die EU mit Digitalforderungen unter Druck setzt
26.11.2025

Die USA erhöhen den Druck auf Brüssel und verknüpfen den Zollstreit plötzlich mit Europas Digitalregeln. Washington fordert...

DWN
Politik
Politik USA und Ukraine einig über Friedensplan: Moskau bestätigt Pläne über Witkoff-Besuch
26.11.2025

US-Präsident Donald Trump will Tempo bei den Ukraine-Verhandlungen und schickt seinen Sondergesandten Steve Witkoff nach Moskau. Russland...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Postzentrum Frankfurt: Noch fließt die Paketflut aus China
26.11.2025

Briefe waren gestern, die Luftpost am Frankfurter Flughafen wird von kleinen Warensendungen aus Fernost dominiert. Doch das könnte sich...