Politik

Hinweise auf türkischen Militäreinsatz in Syrien nehmen zu

Das Präsidialamt in Washington sagte, die USA würden sich nicht an dem von der Türkei geplanten Militäreinsatz beteiligen und ihn auch nicht unterstützen.
07.10.2019 11:30
Lesezeit: 2 min
Hinweise auf türkischen Militäreinsatz in Syrien nehmen zu
Der türkische Präsident Erdogan hat erneut eine Militäroffensive in Nordsyrien angekündigt - und diesmal geben die USA ihm offenbar freie Bahn. (Foto: dpa) Foto: Baderkhan Ahmad

Im Norden Syriens verdichten sich die Hinweise auf einen bevorstehenden Militäreinsatz der Türkei gegen die Kurden-Miliz YPG. US-Truppen räumten Beobachtungsposten in dem Grenzgebiet zur Türkei, wie ein US-Regierungsvertreter und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mitteilten.

Erdogan erklärte am Montag, der Schritt folge auf sein Telefonat mit US-Präsident Donald Trump, in dem über die von beiden Seiten vereinbarte "Sicherheitszone" in dem Bürgerkriegsland beraten worden sei. Erdogan zeigte sich verärgert, dass der Aufbau der Zone nicht vorankomme. Das Präsidialamt in Washington erklärte, die USA würden sich nicht an dem von der Türkei geplanten Militäreinsatz beteiligen und ihn auch nicht unterstützen.

Erdogan hatte am Samstag erklärt, der Einsatz der Luftwaffe und von Bodentruppen im Gebiet östlich des Euphrats könne in den kommenden Tagen beginnen. Damit handelte es sich um Erdogans deutlichste Drohung mit einem Militäreinsatz, seit die Türkei und die USA im August die Einrichtung einer Sicherheitszone in Nord-Syrien verabredet hatten. Die Türkei will dort bis zu zwei Millionen syrische Flüchtlinge ansiedeln.

Neben der Geschwindigkeit, mit der dieser Plan umgesetzt wird, entzweit die beiden Nato-Partner auch der Umgang mit der Kurden-Miliz YPG: Von der Türkei wird sie als Terror-Organisation einstuft, die USA aber hat das von der YPG angeführte Rebellenbündnis Syrische Demokratische Streitkräfte (SDF) im Kampf gegen die IS-Miliz in Syrien unterstützt.

Der US-Regierungsvertreter sagte, das eigene Militär habe zwei Beobachtungsposten in Tel Abjad und Ras al Ain im Nordosten Syriens nahe der Grenze zur Türkei geräumt. Die anderen US-Beobachter in der Region seien bislang noch vor Ort. Er betonte zugleich, die USA würden die SDF-Kräfte nicht verteidigen. Darüber habe man den Kommandeur der Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF) informiert.

Auch die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, US-Soldaten seien aus dem Gebiet zwischen Tel Abjad und Ras al Ain abgezogen worden. Die SDF erklärten, die amerikanischen Truppen hätten ihre Verpflichtungen nicht eingehalten und sich stattdessen aus der Grenzregion zurückgezogen. Die SDF würden aber "keinen Moment zögern", sich gegen die türkische Offensive zu wehren.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu betonte die Entschlossenheit seiner Regierung zu dem Einsatz in Nord-Syrien. Ziel sei es, militante Kämpfer aus der Region zu entfernen. "Wir werden zu Frieden und Stabilität in Syrien beitragen", erklärte Cavusoglu auf Twitter.

Die Vereinten Nationen (UN) riefen alle Seiten auf, eine Gefährdung von Zivilisten im Falle eines türkischen Angriffs zu verhindern. Die UN hätten "bittere Erfahrungen" mit sogenannten Sicherheitszonen gemacht, sagte ein UN-Vertreter. Die UN-Helfer benötigten Zugang zu den Menschen im Nordosten Syriens, um sie mit Medikamenten und Lebensmitteln zu versorgen. "Wir hoffen das Beste, aber wir bereiten uns auf das Schlimmste vor."

Die Aussicht auf eine militärische Auseinandersetzung schickte die türkische Währung auf Talfahrt. Die Lira gab am Montag gegenüber dem Dollar um ein Prozent nach.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands Zukunft? Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...