Wirtschaft

Mittelstand fordert mehr Mut beim Klimaschutz

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft fordert von der Bundesregierung in einem offenen Brief, der exklusiv den Deutschen Wirtschaftsnachrichten vorliegt, die "völkerrechtlich vereinbarten Klimaziele endlich ernst zu nehmen". Die Forderungen des Mittelstands sind konkret.
01.12.2019 13:00
Lesezeit: 2 min
Mittelstand fordert mehr Mut beim Klimaschutz
Nordrhein-Westfalen, Roggendorf: Hinter dem Braunkohlekraftwerk Niederaußem geht die Sonne unter. (Foto: dpa) Foto: Federico Gambarini

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) führt in einem offenen Brief an die Bundesregierung aus:

Der Klimawandel stellt die Wirtschaft vor grundlegende Herausforderungen. Der Erhalt der deutschen Wirtschaftskraft im Wandel hin zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Wirtschaftsweise ist nur mit einem starken Mittelstand möglich. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft fordert deshalb die Bundesregierung auf, die völkerrechtlich vereinbarten Klimaziele endlich ernst zu nehmen und diese mit glaubwürdigen Maßnahmen zu unterlegen. Das vom Kabinett vorgelegte Klimapaket erfüllt diese Forderung nicht.

Die Energiewende muss als wirtschafts- und industriepolitische Vision betrachtet werden, mit der der volkswirtschaftliche Wohlstand langfristig gesichert werden kann. Die Frage ist nicht mehr, ob Klimaschutz notwendig ist, oder welche Technologien in Zukunft noch entwickelt werden müssten. Wir müssen heute handeln. Alle Technologien, die für einen konsequenten Klimaschutz benötigt werden, sind bereits vorhanden und warten nur auf die richtigen Rahmenbedingungen für eine Skalierung.

Ein wirksamer Klimaschutz ist Industrie- und Wirtschaftspolitik. Denn eine konsequente Umsetzung ermöglicht eine nachhaltige und langfristige Stärkung der Unternehmen und der Wirtschaftskraft.

Gerade der deutsche Mittelstand hat die Fähigkeit schnell innovative und nachhaltige Lösungen anzubieten und so auch im internationalen Wettbewerb eine gute Position einzunehmen.

Die Verhinderung von Klimaschutzmaßnahmen, aus vermeintlicher Rücksicht auf die Interessen der Unternehmen, führt langfristig zu einer Erosion der Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Das aktuelle Versagen, wirksame Maßnahmen umzusetzen, wird in der Zukunft zur Notwendigkeit einer drastischen Verschärfung der Klimaschutzmaßnahmen führen. Denn ein verschobenes Problem ist nicht gelöst, sondern muss später mit noch mehr Zeitdruck und zu höheren Kosten gelöst werden - zu Lasten der Wirtschaft und zu Lasten der Unternehmen. Statt darauf zu warten von anderen überholt zu werden, sollte sich Deutschland an die Spitze der Entwicklung setzen und die sich bietenden Chancen nutzen. Die Bundesregierung muss deshalb umgehend Maßnahmen für einen wirksamen Klimaschutz vorlegen. Die dringendsten Verbesserungen des derzeit diskutierten „Klimapakets“ sind:

  • Deutliche Verschärfung der Klimaziele: Das EU-Ziel bis 2030 einen Anteil der Erneuerbaren Energien von min. 32 Prozent am Endenergieverbrauch zu erreichen, ist zu niedrig, um bis 2050 klimaneutral zu werden.

  • Kohleausstieg mit der gleichzeitigen Löschung von EU-ETS-Zertifikaten wirksam machen. Ohne diese Maßnahme wird der deutsche Kohleausstieg zur Farce, da Kohlekraftwerke im Ausland aufgrund relativ günstiger werdender CO2-Preise länger laufen

  • Marktwirtschaftliche CO2-Bepreisung mit höheren Einstiegspreisen für eine echte Lenkungswirkung bei aufkommensneutraler Rückerstattung der Einnahmen an die Unternehmen und Bürger

  • Erneuerbaren Energien deutlich stärker ausbauen anstatt zu verhindern: Kein Mindestabstand für Windkraftanlagen und keine gesonderten Hebesätze bei der Grundsteuer sowie Abschaffung der EEG Umlage auf selbsterzeugten und –verbrauchten Solarstrom

  • Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft zusammen denken – Ressourceneffizienz ist noch wichtiger als Energieeffizienz. Wir brauchen eine integrierte, nachhaltige Sichtweise.

  • Streichung der EEG-Umlage auf selbst genutzten EE-Strom

Der deutsche Mittelstand fordert die Politik auf, mit Mut voran zu gehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...

DWN
Politik
Politik Putin in Indien: Strategische Unabhängigkeit in der neuen Weltordnung
05.12.2025

Indien empfängt den russischen Präsidenten mit allen protokollarischen Ehren und stellt damit gängige westliche Erwartungen an globale...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Handwerkskunst aus Deutschland: Pariser Luxus-Modehäuser vertrauen auf die Stickerei Müller
05.12.2025

Die Stickerei Müller aus Franken fertigt für große Modehäuser wie Balenciaga und Yves Saint Laurent. Auf schwierige Jahre nach der...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket im Bundestag: Folgen für Rentner und Beitragszahler
05.12.2025

Der Bundestag hat das Rentenpaket mit knapper, aber eigener Mehrheit durchgesetzt und eine Koalitionskrise verhindert. Doch hinter den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt unerwartet kräftig
05.12.2025

Unerwartet starke Impulse aus der deutschen Industrie: Die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe ziehen an und übertreffen Prognosen...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie stabil: Analystenkommentar von Bank of America bewegt Rüstungsaktien
05.12.2025

Am Freitag geraten deutsche Rüstungsaktien in Bewegung: Ein US-Großbank-Analyst sortiert seine Favoriten neu. Welche Titel profitieren,...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Ab 1. Januar soll der neue Wehrdienst starten: mit Pflicht-Musterung, frischer Wehrerfassung und ehrgeizigen Truppenzielen. Die Regierung...