Technologie

China kontrolliert zwei Drittel des globalen Bitcoin-Netzwerks

Der Anteil von Chinas Minern an der Rechenleistung im Bitcoin-Netzwerk ist in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen.
15.12.2019 16:00
Lesezeit: 2 min
China kontrolliert zwei Drittel des globalen Bitcoin-Netzwerks
Zum Bitcoin-Mining bedarf es spezieller Hardware, auch ASIC (application-specific integrated circuit) genannt. (Foto: dpa) Foto: Jerome Favre

Chinesische Bitcoin-Miner kontrollieren jetzt 66 Prozent der sogenannten "Hashrate" im Bitcoin-Netzwerk. Dies zeigt ein aktueller Bericht des in London ansässigen Vermögensverwalters CoinShares, der digitale Vermögenswerte im Umfang von insgesamt rund 600 Millionen Dollar verwaltet. Die "Hashrate" ist ein Maß für die gemeinsame Rechenleistung aller Computer, die als Miner an das Bitcoin-Netzwerk angeschlossen sind.

Die bedeutendsten chinesischen Mining-Zentren befinden sich laut dem Berich von Coinshares in den Provinzen Yunnan, Xinjiang, Innere Mongolei und Sichuan, wobei Sichuan allein mehr als die Hälfte des globalen Hashhrate ausmacht. Andere große Mining-Zentren finden sich in den USA, in Russland und in Kasachstan.

Miner stellen die korrekte Aufzeichnung der Bitcoin-Transaktionen in der Blockchain sicher. Dabei nutzen sie ein einzigartiges Modell, das eine entscheidende Innovation von Bitcoin ist: Wer als erster ein schwieriges mathematisches Rätsel löst, darf den nächsten Block mit Transaktionen in die Blockchain schreiben. Das geschieht etwa alle zehn Minuten. Je mehr Rechenleistung einem Miner zur Verfügung stehen, desto größter sind seine Chancen. Wenn er jedoch fehlerhafte Transaktionen in seinem Block hat, wird dieser von den anderen Minern ignoriert.

Wer bezahlt die riesige Rechenleistung?

Im Gegenzug für die von den Minern bereitgestellte Rechenleistung erhalten sie nicht nur die Transaktionsgebühren von aktuell rund 200.000 Dollar pro Tag. Zusätzlich erhalten sie mit jedem Block 12,5 neu erzeugte Bitcoin-Minzen, was sich aktuell bei einem Preis von 7.200 Dollar pro Bitcoin auf täglich rund 13 Millionen Dollar summiert. Wegen dieser Erzeugung neuer Bitcoin werden die dafür eingesetzten Rechenmaschinen beziehungsweise ihre Betreiber als "Miner" oder im Deutschen auch als Bergleute bezeichnet werden.

Mit fast zwei Dritteln ist der chinesische Anteil an der Bitcoin-Hashrate der höchste, den CoinShares seit Beginn dieser Statistik vor fast zwei Jahren gemessen hat. Doch auch in den Jahren davor hat Chinas Anteil an der Bitcoin-Hashrate sicherlich nicht 66 Prozent erreicht. Noch im Juni lag Chinas Anteil bei 60 Prozent. Die Zugewinn der Chinesen könnte auf den verstärkten Einsatz modernerer Mining-Maschinen zurückzuführen sein, zitiert Reuters Chris Bendiksen, Forschungsleiter des Unternehmens.

Chinesische Unternehmen wie Bitmain und MicroBT gehören zu den weltweit größten Herstellern von Bitcoin-Mining-Geräten. Ein weiterer Hersteller, Canaan hat im November einen Börsengang im Wert von 90 Millionen Dollar gestartet, und damit das starke Interesse von Investoren nach an Anlagen im Mining-Sektor gezeigt. "Das ist von Vorteil für die chinesische Mining-Industrie", so Bendiksen. "Wenn man der Erste ist, der seinen Anteil an der Hashrate erhöht, und das vor seinen Konkurrenten tun kann, ist das in der Regel gut."

Massiver Anstieg der Bitcoin-Hashrate

Je höher die Hashhrate steigt, desto mehr Energie wird von den Minern benötigt, um die mathematischen Rätsel noch lösen zu können. Die Hashrate des Bitcoin-Netzwerks ist seit Juni um extreme 80 Prozent gestiegen, was laut CoinShares zum Teil auf die starke Rentabilität der Miner und auf leistungsfähigere Maschinen zurückzuführen ist. Chinas Anteil an der Hashrate könnte wieder sinken, wenn mehr in China hergestellte Geräte der nächsten Generation in andere Märkte Einzug halten.

Das Wachstum der chinesischen Miner ist beachtlich, da China in den letzten Jahren den Kauf und Verkauf von Kryptowährungen und Initial Coin Offerings (ICOs) verboten hat. Doch nachdem die chinesische Regierung zunächst ein Verbot des Krypto-Mining geprüft hatte, deutete sie im letzten Monat an, dass sie dies nicht tun wird. Einige Analysten interpretierten den Schritt als Hinweis auf wachsende Toleranz gegenüber dem Sektor.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...