Die Älteren unter uns werden sich noch an eine Zeit erinnern können, als das Sparen einfach war. Man legte einfach ein Sparbuch an – und wegen der erheblichen Zinsen, die das Sparbuch hierzulande einst abwarf, war man auch kaum geneigt, Investitionen in andere Anlageformen wie Aktien, Fonds oder Gold in Erwägung zu ziehen. Kaum jemand war in Sorge, dass die Inflation den Wert seines Sparbuchs auffressen könnte. Kaum jemand wäre auf die Idee gekommen, größere Mengen Geldscheine unter der Matratze oder im Tresor zu horten.
Was haben sich die Zeiten geändert! Die großen Zentralbanken der Welt haben Berichte veröffentlicht, wonach sie in den letzten Jahren außergewöhnlich viele Geldscheine drucken mussten, um mit dem wachsenden Bedarf Schritt zu halten. Und dies ist umso erstaunlicher, als Münzen und Scheine im Zeitalter der Kreditkarten und des Online-Shoppings immer weniger zum Bezahlen verwendet werden. Das heißt, eigentlich müsste der Bedarf nach Geldscheinen rückläufig sein. Die Deutsche Bundesbank geht davon aus, dass hierzulande Bargeld im Wert von mehr als 150 Milliarden Euro gehortet wird. Das entspricht immerhin fast 2.000 Euro pro Bürger – vom Kleinkind bis zum Greis.
Das Geld unter der Matratze schützt den Besitzer sicherlich vor drohenden Kapitalkontrollen, wie man sie während der Eurokrise in Zypern gesehen hat, wo die Bürger plötzlich keinen Zugang mehr zu ihren Bankguthaben hatten. Doch gegen die lockere Geldpolitik der Notenbanken mit gleichzeitig niedrigen Zinsen kann einen das Bargeld nicht schützen, ganz im Gegenteil. Mit jedem Euro, den die EZB über ihre Wertpapierkäufe in die Finanzmärkte pumpt, verliert die Währung weiter an Wert. Dieser Wertverlust des Euro zeigt sich auch an den immer weiter steigenden Preisen für Aktien, Immobilien, Gold und andere Sachwerte.
Um sich gegen den schleichenden Wertverlust des Euro zu schützen, betätigen sich viele kleine Sparer als Investoren und kaufen Aktien, Gold oder auch Immobilien, die sie gar nicht selbst bewohnen, sondern vermieten wollen. Heute halten laut Zahlen der Deutschen Bundesbank rund 16 Prozent der deutschen Haushalte Fondsanteile und rund 11 Prozent Aktien. Zudem wohnen rund 44 Prozent in einer eigenen Immobilie, von denen allerdings knapp die Hälfte noch Hypothekenschulden hat.
Auch der Goldbesitz ist hierzulande weit verbreitet. Laut einer Studie der Steinbeis-Hochschule besitzen rund 38 Prozent der Bevölkerung in Deutschland Goldmünzen oder Goldbarren und rund 15 Prozent besitzen Wertpapiere, die mit Gold verbundenen sind. Seit dem Jahr 2010 ist der Goldbesitz in Form von Barren und Münzen um 23 Prozent auf insgesamt 4.925 Tonnen angestiegen. Demnach kommt heute jeder Deutsche im Durchschnitt auf 71 Gramm Gold in Form von Barren oder Münzen mit einem Wert von aktuell rund 3.100 Euro.
Doch mit all diesen Anlageformen sind auch Risiken verbunden. Dies gilt derzeit vor allem auch für Aktien. Denn an den Börsen läuft der längste Bullenmarkt der Geschichte, sodass die Wahrscheinlichkeit eines Markteinbruchs stark gestiegen ist. Daher warnen derzeit zahlreiche Buchautoren vor einem bevorstehenden Crash. Doch der laufende Bullenmarkt könnte auch noch eine ganze Zeitlang weiter gehen. Denn Federal Reserve und Europäische Zentralbank haben noch Spielraum. Zwar kaufen sie beide derzeit weiterhin Anleihen, sie haben aber noch nicht einmal damit begonnen, Aktien zu kaufen, um die Kurse zu stützen. Zudem könnten auch noch mehr traditionelle Sparer infolge der sich ausbreitenden negativen Zinsen größere Summen von ihren Konten abheben und das Geld an den Kapitalmärkten investieren, was die Aktienkurse zusätzlich stützen würde.
Doch nicht nur die Europäische Zentralbank erschwert den Deutschen das Sparen heute maßgeblich, indem sie den Euro verwässert und Negativzinsen auf Bankguthaben herbeigeführt hat, was auch starke Verzerrungen an den Kapitalmärkten zur Folge hatte. Hinzu kommen auch ernste Bedrohungen seitens der Politik. Am gefährlichsten für den Sparer ist derzeit wohl die geplante Vermögenssteuer, die laut Umfragen von immerhin 72 Prozent der Deutschen befürwortet wird.
Hasso Plattner, der Gründer des Softwarekonzerns SAP, hat bereits angekündigt, dass er aus Deutschland wegziehen will, wenn eine Vermögenssteuer von 2 Prozent eingeführt werden sollte. Denn eine solche Steuer würde bedeuten, dass man jedes Jahr 2 Prozent des Wertes seiner Immobilie an den Staat abführen muss. Möglicherweise fährt man da als Sparer mit Negativzinsen auf sein Bankguthaben besser, da man wegen Steuerforderungen nicht plötzlich unter Druck geraten kann, eine Immobilie verkaufen zu müssen. In einem freien Land bleibt die Wahl zwischen Regen und Traufe aber jedem selbst überlassen.