Politik

Japan will Senioren deutlich länger arbeiten lassen

Japan drängt die Unternehmen des Landes dazu, ihre Beschäftigten bis zum Alter von 70 Jahren arbeiten zu lassen.
04.02.2020 10:30
Aktualisiert: 04.02.2020 10:30
Lesezeit: 1 min
Japan will Senioren deutlich länger arbeiten lassen
Emiko Hoshino arbeitet in der Kantine eines Altenheims in Urasa. (Foto: dpa) Foto: Everett Kennedy Brown

Das rasant alternde Japan will seine Senioren angesichts steigender Sozialkosten auch noch mit 70 arbeiten lassen.

Das Kabinett des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe segnete am Dienstag Gesetzesentwürfe ab, mit denen Unternehmen dazu gedrängt werden sollen, ihre Beschäftigten bis zum Alter von 70 Jahren arbeiten zu lassen. Noch ist das für Unternehmen nicht verpflichtend, soll es aber in Zukunft werden. Dabei ist es in der vor Deutschland drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ohnehin längst Alltag, dass Menschen im Alter arbeiten. Zwar beschloss Japan vor einigen Jahren, das Renteneintrittsalter schrittweise auf 65 Jahre anzuheben. Doch viele Japaner sind auch noch als Rentner weiterhin voll erwerbstätig.

Die Regierung will nun, dass Firmen künftig zwischen verschiedenen Optionen wählen. Entweder heben sie das Renteneintrittsalter an, heben es gleich ganz auf oder erlauben ihren Mitarbeitern, auch darüber hinaus weiter zu arbeiten. Die Gesetzesvorlagen sollen nun dem Parlament zum Beschluss vorgelegt werden und im April nächsten Jahres in Kraft treten. Da das noch schneller als Deutschland alternde Japan keine aktive Immigrationspolitik betreibt, ist die asiatische Wirtschaftsnation nach Meinung von Experten angesichts der steigenden Sozialkosten umso mehr auf seine Senioren angewiesen.

Dabei hilft, dass Japan nicht zuletzt dank des gesunden Essens und des Gesundheitssystems die fitteste Rentnergeneration aller Zeiten hat. Viele finden es in alter konfuzianistischer Tradition gut, so lange wie möglich zu arbeiten. Dass der Anteil der Menschen, die noch im Seniorenalter arbeiten, in Japan höher liegt als in anderen entwickelten Ländern, liegt allerdings auch daran, dass viele darauf angewiesen sind, um ihren Lebensstandard auch im Alter zu sichern.

Auch in Deutschland wurde zuletzt über eine Anpassung des Renteneintrittsalters diskutiert. Seit 2012 wird dieses schrittweise von 65 auf 67 angehoben, die Bundesbank schlug vor, es bis 2070 auf mehr als 69 Jahre zu erhöhen. Die FDP machte sich indes für ein Model mit flexiblem Rentenalter nach skandinavischem Vorbild stark. Eine unabhängige Rentenkommission berät derzeit über die künftige Absicherung der Altersvorsorge. Im März will sie Vorschläge vorlegen.

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