Weltwirtschaft

Tesla - der Überflieger unter den E-Autoherstellern

Lesezeit: 4 min
22.02.2020 09:08  Aktualisiert: 22.02.2020 09:08
Kein Hersteller ist so eng mit der E-Mobilität verbunden wie Tesla: Das Unternehmen hat seine Umsätze innerhalb nur weniger Jahre weit mehr als verdreifacht. "Das Modell 3 ist sogar der Usain Bolt unter den E-Autos, weil es die Konkurrenz so schnell abhängt", lobte ein internationaler Fachdienst in allerhöchsten Tönen. Jetzt hat Tesla sogar eine Kapitalerhöhung angekündigt.
Tesla - der Überflieger unter den E-Autoherstellern
Das Modell 3, das Tesla-Gründer Elon Musk hier vorstellt, ist das erfolgreichste E-Auto weltweit. (Foto: dpa).

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Der E-Autohersteller Tesla bleibt in aller Munde: Diesmal hat das Unternehmen für 2020 eine Kapitalerhöhung angekündigt, bei der zwei Milliarden Dollar eingesammelt werden sollen. Konzernchef Elon Musk will sich dabei mit zehn Millionen Dollar beteiligen. Und in diesem Zusammenhang reagierten auch die Börsen: „Der Kurs hat Hunderte von Dollar in beiden Richtungen ausgeschlagen“, zeigte sich der US-TV-Sender CNBC beeindruckt. „Das waren die wildesten Wochen, die es je gegeben hat“, berichtete die US-Station über die Entwicklung.

Doch nicht nur vor einigen Tagen, sondern bereits in den vergangenen zwölf Monaten hat die Tesla-Aktie immer wieder die Anleger erstaunt: Denn der Kurs explodierte förmlich um das Zwei- bis Dreifache und notiert nun bei Niveaus um 860 Dollar. Zum Vergleich: Der internationale Branchenindex First Trust NASDAQ Global Auto Index Fund hat im selben Zeitraum gerade einmal kümmerliche drei bis vier Prozent zulegt – hinkt also Lichtjahre hinterher. Dabei hat die Tesla-Aktie bei der Marktkapitalisierung auch schon längst die 100-Milliarden-Dollar-Grenze übersprungen und für einen wahren Begeisterungssturm unter den Aktionären gesorgt. Nun verzeichnet das Unternehmen Werte von etwa 150 Milliarden Dollar.

Und dies ist bei weitem nicht alles: Nicht nur an den Börsen, sondern auch geschäftlich hat sich der Konzern von Elon Musk in beeindruckender Art und Weise entwickelt. Der Hersteller hat zwischen 2016 und 2019 seine Umsätze weit mehr als verdreifacht – und zwar auf 24,2 Milliarden Dollar. Ebenso haben sich die Ergebnisse verbessert.

Umsatze verdreifacht, Verluste massiv eingedämmt und unangefochtene Nummer eins beim Absatz

So verdreifachte sich der Bruttogewinn auf 4,1 Milliarden Dollar. Und auch operativ hat Tesla bereits die Gewinnzone erreicht: So schrieben die Finanzdirektoren im vergangenen Jahr ein Plus von 152 Millionen Dollar in die Bücher. Zwölf Monate zuvor hatte noch ein Minus von 252,8 Millionen Dollar in der Bilanz gestanden. Netto hat Tesla zwar noch keine schwarzen Zahlen geschrieben. Doch hat der Konzernchef Musk hier in den vergangenen Jahren massiv die Verluste eingedämmt. Zwischen 2017 und 2019 hat der Autobauer sein Minus von fast zwei Milliarden Dollar auf 822 Millionen Dollar verringert – also weit mehr als halbiert.

Dieses rasante Umsatzwachstum des Autoherstellers spiegelt sich auch in den weltweiten Absatzzahlen wider. So kontrolliert Tesla mit seinen Modellen ganze 14 Prozent des globalen Verkaufs von E-Autos, der im vergangenen Jahr bei etwa 2,6 Millionen gelegen hat. Das „Modell 3“ verkaufte sich dabei sogar 300.000mal und rangierte damit unangefochten auf dem ersten Platz.

Weit abgeschlagen landeten der BAIC EU-Series des chinesischen Produzenten (rund 111.000) und der Nissan LEAF des japanischen Autobauers auf dem zweiten beziehungsweise auf dem dritten Rang (fast 70.000). BMW lag mit seinen Modellen 530/Le und i3 auf dem sechsten (51.000) und dem zehnten Platz (41.800 Wagen). „Das Tesla Model 3 ist der Usain Bolt des E-Auto-Markts“, schrieb der internationale Fachdienst „Cleantechnica“ – in Anlehnung an den jamaikanischen Sprinter, der die 100 Meter regelmäßig in Fabelzeiten weit unter 10 Sekunden läuft und damit der Konkurrenz enteilt. Ein höheres Loblied lässt sich wohl kaum auf jemanden singen.

Darüber hinaus hat es Musk tatsächlich geschafft, dass ein Großteil der Konsumenten und der Fachleute sofort an Tesla denkt, wenn es um das Thema E-Mobilität geht. Die Marke gilt unter Experten als sehr stark. Das Unternehmen habe es geschafft, fast ohne Werbung ihre Konsumenten zu erreichen, sagen sie. Die Experten weisen auch darauf hin, dass sich Tesla sich ein eigenes Lade-Netz aufgebaut hat. Dies ist aus ihrer Sicht ein besonders großer Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz, weil die anderen Hersteller immer Dritte angewiesen sind, die ihnen solche Ladepunkten bereitstellen.

Ein Problem könnten hingegen die vergleichsweise hohen Umsatzkosten sein, die den E-Autobauer belasten. So ergibt sich für das vergangenen Jahr eine Umsatz-Kosten-Ratio von 84 Prozent, die in den vergangenen drei Jahren sogar noch um sieben Prozentpunkten gestiegen ist. Wirtschaftlich gesunde Firmen weisen normalerweise nur einen Wert zwischen 30 und 40 Prozent auf. Doch was viele nicht wissen: Die deutschen Hersteller Daimler und VW schneiden hier auch nicht besser ab. Sie haben einen Wert, der auf einem ähnlichen Niveau liegt.

Internationale Analysten rechnen mit Erlös-Wachstum um ein Drittel

So sind auch die Analysten, die der Finanzdienst von „Yahoo“ befragt hat, von Tesla überzeugt. Die Fachleute rechnen für das laufenden Jahr mit einem weiteren Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr um etwa 33 Prozent – also einem Drittel. Unterm Strich würden dann 32,5 Milliarden Dollar in der Bilanz stehen. Doch das ist noch nicht alles: Auch im kommenden Jahr soll das Wachstum so rasant weitergehen, glauben die Analysten. Ihren Berechnungen zufolge wird der Erlös 2021 noch wachsen – und zwar um fast 27 Prozent auf 41,2 Milliarden Dollar.

Doch sind nicht alle von Tesla angetan: So hat der US-Investmentbänker Charles Munger auf einem Aktionärstreffen dem Tesla-Chef Elon Musk Selbstüberschätzung vorgeworfen. „Ich würde die Tesla-Aktie nie kaufen“, fügte er hinzu. „Und ich würde sie auch nie leerverkaufen“, gab Munger den Investoren den Rat, nie darauf zu setzen, dass der Tesla-Kurs fallen könnte.

Und Mungers Wort hat an den internationalen Börsen Gewicht. Denn der Manager ist der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway (BH), die der US-Großinvestor Warren Buffon leitet. Buffon befindet sich auf der Liste der reichsten Menschen der Welt auf dem dritten Rang. Und die Aktie von BH ist das teuerste Papier, das es an internationalen Börsen zu kaufen gibt.

Verfolgt man die geschäftliche Entwicklung von Tesla, ist die Kritik an dem Autobauer schon interessant. Doch fügte Munger noch hinzu, dass "Musk schon ein sonderbarer Typ ist". Es sieht ganz danach aus, dass zwischen den beiden die Chemie einfach nicht stimmt. An der geschäftlichen Performance des Unternehmens kann es jedenfalls nicht liegen.


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...

DWN
Technologie
Technologie Verhandelt Apple mit Google über KI-Technologie?
18.03.2024

Gibt es bald Googles KI auf Apples iPhones? Laut gut informierten Kreisen verhandelt Apple angeblich mit Google über die Integration von...

DWN
Panorama
Panorama ifo-Institut und EconPol Europe: Wirtschaftsforscher fordern mehr Energie-Zusammenarbeit in Europa
18.03.2024

Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die EU, im Zusammenhang mit ihrer Energiepolitik aus der aktuellen Energiekrise zu lernen und mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeiten ohne Grenzen: Was beim Homeoffice im Ausland zu beachten ist
18.03.2024

Arbeiten über Grenzen hinweg: Ein Trend, der immer beliebter wird - und große Chancen bietet, wenn Sie steuer- und...

DWN
Technologie
Technologie Patentamt: Deutsche Industrie macht Tempo bei KI-Entwicklung
18.03.2024

Vom Patentamt kommen gute Nachrichten: Industrie und Wissenschaft in Deutschland machen in Forschung und Entwicklung deutlich mehr Tempo...