Der E-Autohersteller Tesla bleibt in aller Munde: Diesmal hat das Unternehmen für 2020 eine Kapitalerhöhung angekündigt, bei der zwei Milliarden Dollar eingesammelt werden sollen. Konzernchef Elon Musk will sich dabei mit zehn Millionen Dollar beteiligen. Und in diesem Zusammenhang reagierten auch die Börsen: „Der Kurs hat Hunderte von Dollar in beiden Richtungen ausgeschlagen“, zeigte sich der US-TV-Sender CNBC beeindruckt. „Das waren die wildesten Wochen, die es je gegeben hat“, berichtete die US-Station über die Entwicklung.
Doch nicht nur vor einigen Tagen, sondern bereits in den vergangenen zwölf Monaten hat die Tesla-Aktie immer wieder die Anleger erstaunt: Denn der Kurs explodierte förmlich um das Zwei- bis Dreifache und notiert nun bei Niveaus um 860 Dollar. Zum Vergleich: Der internationale Branchenindex First Trust NASDAQ Global Auto Index Fund hat im selben Zeitraum gerade einmal kümmerliche drei bis vier Prozent zulegt – hinkt also Lichtjahre hinterher. Dabei hat die Tesla-Aktie bei der Marktkapitalisierung auch schon längst die 100-Milliarden-Dollar-Grenze übersprungen und für einen wahren Begeisterungssturm unter den Aktionären gesorgt. Nun verzeichnet das Unternehmen Werte von etwa 150 Milliarden Dollar.
Und dies ist bei weitem nicht alles: Nicht nur an den Börsen, sondern auch geschäftlich hat sich der Konzern von Elon Musk in beeindruckender Art und Weise entwickelt. Der Hersteller hat zwischen 2016 und 2019 seine Umsätze weit mehr als verdreifacht – und zwar auf 24,2 Milliarden Dollar. Ebenso haben sich die Ergebnisse verbessert.
Umsatze verdreifacht, Verluste massiv eingedämmt und unangefochtene Nummer eins beim Absatz
So verdreifachte sich der Bruttogewinn auf 4,1 Milliarden Dollar. Und auch operativ hat Tesla bereits die Gewinnzone erreicht: So schrieben die Finanzdirektoren im vergangenen Jahr ein Plus von 152 Millionen Dollar in die Bücher. Zwölf Monate zuvor hatte noch ein Minus von 252,8 Millionen Dollar in der Bilanz gestanden. Netto hat Tesla zwar noch keine schwarzen Zahlen geschrieben. Doch hat der Konzernchef Musk hier in den vergangenen Jahren massiv die Verluste eingedämmt. Zwischen 2017 und 2019 hat der Autobauer sein Minus von fast zwei Milliarden Dollar auf 822 Millionen Dollar verringert – also weit mehr als halbiert.
Dieses rasante Umsatzwachstum des Autoherstellers spiegelt sich auch in den weltweiten Absatzzahlen wider. So kontrolliert Tesla mit seinen Modellen ganze 14 Prozent des globalen Verkaufs von E-Autos, der im vergangenen Jahr bei etwa 2,6 Millionen gelegen hat. Das „Modell 3“ verkaufte sich dabei sogar 300.000mal und rangierte damit unangefochten auf dem ersten Platz.
Weit abgeschlagen landeten der BAIC EU-Series des chinesischen Produzenten (rund 111.000) und der Nissan LEAF des japanischen Autobauers auf dem zweiten beziehungsweise auf dem dritten Rang (fast 70.000). BMW lag mit seinen Modellen 530/Le und i3 auf dem sechsten (51.000) und dem zehnten Platz (41.800 Wagen). „Das Tesla Model 3 ist der Usain Bolt des E-Auto-Markts“, schrieb der internationale Fachdienst „Cleantechnica“ – in Anlehnung an den jamaikanischen Sprinter, der die 100 Meter regelmäßig in Fabelzeiten weit unter 10 Sekunden läuft und damit der Konkurrenz enteilt. Ein höheres Loblied lässt sich wohl kaum auf jemanden singen.
Darüber hinaus hat es Musk tatsächlich geschafft, dass ein Großteil der Konsumenten und der Fachleute sofort an Tesla denkt, wenn es um das Thema E-Mobilität geht. Die Marke gilt unter Experten als sehr stark. Das Unternehmen habe es geschafft, fast ohne Werbung ihre Konsumenten zu erreichen, sagen sie. Die Experten weisen auch darauf hin, dass sich Tesla sich ein eigenes Lade-Netz aufgebaut hat. Dies ist aus ihrer Sicht ein besonders großer Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz, weil die anderen Hersteller immer Dritte angewiesen sind, die ihnen solche Ladepunkten bereitstellen.
Ein Problem könnten hingegen die vergleichsweise hohen Umsatzkosten sein, die den E-Autobauer belasten. So ergibt sich für das vergangenen Jahr eine Umsatz-Kosten-Ratio von 84 Prozent, die in den vergangenen drei Jahren sogar noch um sieben Prozentpunkten gestiegen ist. Wirtschaftlich gesunde Firmen weisen normalerweise nur einen Wert zwischen 30 und 40 Prozent auf. Doch was viele nicht wissen: Die deutschen Hersteller Daimler und VW schneiden hier auch nicht besser ab. Sie haben einen Wert, der auf einem ähnlichen Niveau liegt.
Internationale Analysten rechnen mit Erlös-Wachstum um ein Drittel
So sind auch die Analysten, die der Finanzdienst von „Yahoo“ befragt hat, von Tesla überzeugt. Die Fachleute rechnen für das laufenden Jahr mit einem weiteren Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr um etwa 33 Prozent – also einem Drittel. Unterm Strich würden dann 32,5 Milliarden Dollar in der Bilanz stehen. Doch das ist noch nicht alles: Auch im kommenden Jahr soll das Wachstum so rasant weitergehen, glauben die Analysten. Ihren Berechnungen zufolge wird der Erlös 2021 noch wachsen – und zwar um fast 27 Prozent auf 41,2 Milliarden Dollar.
Doch sind nicht alle von Tesla angetan: So hat der US-Investmentbänker Charles Munger auf einem Aktionärstreffen dem Tesla-Chef Elon Musk Selbstüberschätzung vorgeworfen. „Ich würde die Tesla-Aktie nie kaufen“, fügte er hinzu. „Und ich würde sie auch nie leerverkaufen“, gab Munger den Investoren den Rat, nie darauf zu setzen, dass der Tesla-Kurs fallen könnte.
Und Mungers Wort hat an den internationalen Börsen Gewicht. Denn der Manager ist der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway (BH), die der US-Großinvestor Warren Buffon leitet. Buffon befindet sich auf der Liste der reichsten Menschen der Welt auf dem dritten Rang. Und die Aktie von BH ist das teuerste Papier, das es an internationalen Börsen zu kaufen gibt.
Verfolgt man die geschäftliche Entwicklung von Tesla, ist die Kritik an dem Autobauer schon interessant. Doch fügte Munger noch hinzu, dass "Musk schon ein sonderbarer Typ ist". Es sieht ganz danach aus, dass zwischen den beiden die Chemie einfach nicht stimmt. An der geschäftlichen Performance des Unternehmens kann es jedenfalls nicht liegen.