Geld für sich arbeiten lassen: Das hört sich gut an – ist aber nicht so einfach. Die Bank ist sicherlich nicht mehr die richtige Anlaufstelle: Über 350 Milliarden Euro haben europäische Sparer seit 2011 wegen der niedrigen Zinsen verloren, wie eine Studie des Fachportals „Tagesgeldvergleich.net“ ergab. Viele Geldinstitute berechnen den Sparern ab einer bestimmten Summe sogar eine Gebühr, wenn sie ihr Geld auf dem Konto deponieren.
Wer schneller an Reichtum kommen will, beispielsweise durch Aktienhandel, der muss sich auf einen Vollzeitjob einstellen. Zu verflochten sind die weltweiten Märkte, um sie quasi „nebenbei“ zu durchschauen. Wer hätte zum Beispiel damit gerechnet, dass ein Grippe-ähnlicher Virus die ganze Welt aufscheuchen und uns vielleicht sogar in eine Rezession treiben könnte? Lohnenswert kann es sein, als Anleger bei Börsengängen dabei zu sein, wenn in Geld schwimmende amerikanische und chinesische Hedgefonds hochverschuldete Industrie-Unternehmen aufkaufen (vor allem in Deutschland), diese durch Konzentration auf das Hauptgeschäft und durch Stellenabbau erst aufpolieren und dann wieder verkaufen. Dafür sind allerdings in der Regel detaillierte Hintergrund-Informationen notwendig – und wer hat diese schon?
Auch die Investition in Anleihen ist nur noch bedingt lohnenswert. Denn wegen der niedrigen Zinsen befindet sich zu viel Liquidität im Markt, was sich negativ auf die Rentabilität der – bis vor circa zehn Jahren noch sehr beliebten – Bonds auswirkt.
Schaffe, schaffe, Häusle baue und nicht nach de Mädle schaue ...
Wer Geld anlegen will und nicht übermäßig viel Zeit investieren kann, der sollte eine konservative Strategie verfolgen. Das bedeutet in der Regel Renditen von zwischen 5 und 15 Prozent im Jahr. Der Vorteil ist, dass bei dieser Taktik das Geld auch mal liegen bleiben kann, gleichzeitig aber auch – das sollte man vertraglich festlegen – jederzeit gegen eine Gebühr abrufbar ist, falls plötzlich Bedarf besteht. Die Investition in Gold gehört in jedem Fall zu dieser Art von „ruhiger“ Anlage.
Auch Immobilien sind grundsätzlich eine sichere Anlage, was auch die steigenden Kauf- und Mietpreise in der gesamten DACH-Region erklärt. Ein Dach über den Kopf brauchen wir alle, und eine Hypothek zu bekommen, ist unter den derzeitigen Gegebenheiten relativ einfach. Die Investition geschieht in Form der zu leistenden Ratenzahlungen, die eventuell sogar mit der Miete des Objekts abgeglichen werden können. Wem es möglich ist, die Immobilie ohne Kredit zu erwerben, der erhält in Form der Mieteinnahmen ein monatliches Einkommen, das sich mindestens der allgemeinen Preissteigerung anpasst beziehungsweise – angesichts der Knappheit an Wohnraum – in der Regel weit darüber hinaus geht. Was die Anschaffung einer Immobilie angeht: Es ist häufig mit Stress verbunden, das richtige Objekt zu finden, alle administrativen Angelegenheiten zu regeln und eventuelle Renovierungsarbeiten zu leisten. Sind diese Tätigkeiten abgeschlossen, ist der anschließende Zeitaufwand jedoch relativ überschaubar – das Investieren in rentable Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Währungen und bestimmte Edelmetalle kann dagegen dauerhaft kompliziert und zeitaufwendig sein. Ein Nachteil des Immobilienbesitzes soll allerdings nicht verschwiegen sein: Wer als Immobilienbesitzer in die Situation kommt, rasch Liquidität zu benötigen, der hat häufig ein Problem, weil es in der Regel drei bis fünf Monate dauert, eine Immobilie zu verkaufen. Es kann sogar – vor allem bei Häusern oder Ferienwohnungen – je nach Lage auch ein Jahr oder länger dauern.
Die scheinbar unglaubliche Leichtigkeit der Bitcoins
Verlockende Kryptowährungen wie Bitcoin sind für Anfänger genauso wenig zu empfehlen wie Derivate, welche eher verschachtelte Finanzinstrumente für Profis darstellen. Für beide, Kryptowährungen und Derivate, ist enormes Hintergrundwissen notwendig. So hilft es unter anderem, sich mit Chart-Analyse auszukennen, um rechtzeitig zu erkennen, wann der Markt umdreht – doch wer versteht schon etwas davon?
Die virtuelle Bitcoin-Währung hatte an einem Punkt seit 2015 schon mal über 7.000 Prozent gewonnen, aber dann auch wieder 4.000 Prozent verloren. Auch hier gilt wieder der alte Grundsatz: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Das bedeutet wiederum, dass der Anleger, wenn er sein Glück selbst in die Hand nimmt, sehr gut über die Weltlage informiert sein muss – und dafür braucht er Zeit. Durch die Globalisierung sind die systemischen Gefahren inzwischen nämlich enorm hoch. Sie spiegeln sich vor allem in den schwankenden Preisen von Staatsanleihen, Währungen und Rohstoffen wider.
Keine Garantie
Natürlich kann der Anlageberater der jeweiligen Hausbank sich um Kurse, Zinsen und Preise kümmern. Aber einerseits kostet das Geld, und andererseits handeln die Berater nicht immer im Interesse ihrer Kunden, sondern im eigenen Interesse, weil sie Provisionen auf den Verkauf bestimmter Finanzinstrumente bekommen. Eigenständig über Plattformen wie beispielsweise „etoro“ Anteile von Investmentfonds zu kaufen, kann die richtige Mischung aus Risiko, hoher Rentabilität und Sicherheit sein. Aber auch hier gibt es ein Problem: Solche Investmentfonds können insolvent gehen, und dann gibt es kein Garantiefonds, der für den Verlust aufkommt. Garantiefonds gelten derzeit nur für Einlagen bei Banken.
Die Krise von 2007 hat uns gezeigt, wie schmerzlich eine solche Pleite sein kann, welche zudem auch noch einen Dominoeffekt hatte. Viele Experten wie der Volkswirt Markus Krall sehen eine neue, noch viel schlimmere Finanzkrise in der zweiten Hälfte dieses Jahres aufziehen und betonen in jedem Interview, dass die derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, kombiniert mit dem Coronavirus, der auslösende Sturm sein könnten. Nimmt man die Meinung von Experten wie Markus Krall als Maßstab, ist die Immobilie ohne Zweifel die sicherste Investition.
Edelmetalle: Eine sichere Anlage
Da der Wohnungsmarkt vielerorts ausgereizt ist, bieten Edelmetalle ebenfalls eine attraktive und ziemlich sichere Anlage. Angesichts der Geldschwemme wurde Gold zum Fluchtinvestment, genauso wie Palladium. „In Euro hat der Goldpreis inzwischen einen Rekordwert erreicht", sagt Michael Eubel, Leiter des Edelmetallgeschäfts der BayernLB. Beim Wert in Dollar ist seiner Meinung allerdings noch Luft drin. Der Wert von 1.900 Dollar pro Feinunze aus dem Jahr 2011 ist noch nicht erreicht.
Goldpreis in US-Dollar je Feinunze
Palladium: 20 Jahre steil nach oben
Palladium ist ein silberweißes Element, das nur halb so viel wiegt wie Platin und sehr selten ist, was die enormen Preissteigerungen der vergangenen Jahre erklärt. Der Rohstoff gehörte in den vergangenen drei Jahren mit einer Kurssteigerung von 160 Prozent zu den attraktivsten Investitionen weltweit. In der Elf-Jahres-Betrachtung steht ein Plus von 900 Prozent zu Buche. Während andere Metalle und Rohstoffe wie Kobalt oder Lithium im Jahr 2018 eine Korrektur erlebten, legte der Palladiumpreis um 19 Prozent zu und setzte seine Gewinnphase 2019 fort.
Wer Aktien mag, sollte ETFs versuchen
Gute Erfahrungen haben Kleinanleger mit Fonds gemacht, die auf Aktienindizes verschiedener Länder setzen, dem sogenannten „exchange-traded fund“ (ETF). Die drei rentabelsten kommen, auf zehn Jahre gesehen, auf eine jährliche Rentabilität von über 20 Prozent. An erster Stelle steht gemäß der spanischen Wirtschaftszeitschrift „Dirigentes“ der „Lyxor Nasdaq-100 Daily“, der den NASDAQ-Index widerspiegelt und im genannten Zeitraum über 38 Prozent Rentabilität erreichte. Danach folgt der „MSCI USA Daily UCITS ETF“ mit 31,5 Prozent Gewinn, gefolgt vom „Invesco EQQQ NASDAQ-100 UCITS ETF (EUR) | EQQQ“, der auf jährliche 21,9 Prozent kommt. Diese Renditen sind mit einer Immobilie oder mit Anleihen natürlich nicht zu erreichen und auch nur schwierig mit Aktien. Der größte Unterschied zu klassischen Investmentfonds ist, dass ETFs an Börsen gehandelt werden wie Aktien. Zudem ist das Einstiegsminimum niedrig, und die Bearbeitungskosten sind geringer als bei Fonds. Die Erfolgschancen liegen wegen der Streuung relativ hoch, weswegen allein von 2018 bis 2019 die Investitionen in dieses Vehikel um 60 Milliarden Euro gestiegen sind. Im Zeitraum von 2008 bis 2018 wuchs ihr Investitionsvolumen von 1,35 Billionen auf 9,6 Billionen Dollar.
Und wie wäre es mit einer Uhr?
Während Aktien und Anleihen etwas sind, von dem der Anleger nur dann profitiert, wenn er Gewinn einfährt, bieten Investitionen in Diamanten, Platin, Goldschmuck oder Uhren die Möglichkeit, ein Signal an seine Umwelt auszusenden: Seht her, ich hab´s geschafft. Das ist mit ein Grund, warum die Schweizer Uhrenmarken Rolex, IWC und Breitling weiter einen hohen Stellenwert genießen (und auch immer noch in vielen Ländern als bevorzugtes Bestechungsmittel eingesetzt werden). Wie wertvoll sie mit der Zeit werden, zeigt der Gebrauchtmarkt, wo sogar wichtig ist, wer die Uhr vorher getragen hat (das Exemplar eines berühmten Schauspielers kostet gleich um einiges mehr als das eines Normalsterblichen). Tatsache ist, dass einige Luxusuhren schon nach kurzer Zeit das doppelte ihres Originalpreises wert sind, aber das sind wenige Modelle, und die kosten schon in der Anschaffung in der Regel so viel wie eine Eigentumswohnung. Deswegen gilt auch hier: Es ist wichtig, sich sehr gut zu informieren. Am besten Bescheid wissen unabhängige Auktionshäuser, da kann man auch selbst Wertgegenstände in Kommission geben oder welche ersteigern.
Lieber allein oder mit Berater investieren?
Um klug zu investieren, benötigt man sowohl den richtigen Instinkt als auch fundiertes Marktwissen. Zu letzterem gehört das Wissen um Preisbildung als auch um Massen-Psychologie. Der Wertpapierhandel basiert hauptsächlich auf privilegierten Informationen sowie auf der richtigen Einschätzung der Auswirkungen sehr emotionaler Ereignisse wie Panik durch Terroranschläge, Epidemien oder Handelskriege. Unsicherheit ist der Motor der Börse, weswegen jeder, der in Aktien investiert, sich darüber klar sein sollte, dass dort, wo – wie zum Beispiel bei Tesla – hohe Gewinne eingefahren wurden, es wieder rapide abwärts gehen kann. Auf Plattformen wie „eToro“ kann der Normal-Anleger von bereits erfolgreichen Anlegern lernen, indem er deren Strategien kopiert. Wie die Hitliste des Musik-Streamingdienstes „Spotify“ kann auf „eToro“ die Liste der Investitions-Vehikel kopiert werden. Erfolgreiche Anleger, die viele Follower haben, können dabei ordentlich Geld verdienen, allerdings nur solange ihr Portfolio nach oben geht. Viele der erfolgreichen Trader auf solchen Plattformen kommen aus der Mathematik und arbeiten mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Diese werden jedoch durch unvorhersehbare Ereignisse wie beispielsweise das Corona-Virus sowie durch die vielen Informationsungleichheiten komplett außer Kraft gesetzt. Wem wegen all dieser Komplikationen Online-Geschäfte zu windig sind, der sollte mit dem Anlageberater der Hausbank beginnen und testen, wie sehr dieser sich wirklich um die eigenen Investments kümmert. Normalerweise steigt das Interesse des jeweiligen Betreuers, sobald das Portfolio eine bestimmte Summe überschritten hat.