Panorama

Bayreuther Regisseur: „Richard Wagner ist der Zenit“

Lesezeit: 2 min
04.03.2020 14:20
Der Regisseur des Wagner-Werks “Der Ring der Nibelungen”, Valentin Schwarz, sagt im Gespräch mit der dpa, dass Richard Wagner so etwas wie der Zenit sei. “Man kommt gar nicht umhin, sich mit ihm zu beschäftigen. Eine Position zu Wagner zu entwickeln, sich mit ihm auseinanderzusetzen, das gehört zum Werdegang eines jeden Regisseurs”, so Schwarz.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Für den Regisseur des neuen Bayreuther “Rings”, Valentin Schwarz, ist Wagner so etwas wie der Zenit. “Wagner ist etwas Besonderes, ein Monolith im Musiktheater und im Diskurs”, sagte der 30-jährige Österreicher im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Dresden, wo er gerade eine teils heftig ausgebuhte Interpretation von Jacques Offenbachs Operette “Die Banditen” auf die Bühne gebracht hat.

Kein Vertreter seiner Zunft komme an Wagner vorbei, sagte Schwarz. “In dieser Hinsicht ist Wagner der Zenit. Man kommt gar nicht umhin, sich mit ihm zu beschäftigen. Eine Position zu Wagner zu entwickeln, sich mit ihm auseinanderzusetzen, das gehört zum Werdegang eines jeden Regisseurs.” Schwarz wird in diesem Sommer bei den Bayreuther Festspielen Wagners Mammutwerk “Der Ring des Nibelungen” inszenieren. Ihm zur Seite steht dabei der finnische Dirigent Pietari Inkinen (39).

Die Verpflichtung von Schwarz, der 2017 den Hauptpreis beim Regiewettbewerb “Ring Award Graz” gewann, und Inkinen als “Ring”-Verantwortliche war bei der Verkündung im vergangenen Jahr die große Überraschung. Der Tenor: Die junge Generation übernimmt auf dem Grünen Hügel. Mit entsprechender Neugier wird der neue “Ring” mit seinen vier Opern erwartet. “Ich rede ja nicht über Inszenierungen von Kollegen”, sagte Festspiel-Chefin Katharina Wagner der dpa. “Aber ich bin davon überzeugt, es wird sehr spannend werden.”

Von Erwartungsdruck will Schwarz bei seiner Arbeit in Bayreuth nicht sprechen: “Ich würde das eher eine gemeinsame Erwartungshaltung nennen. Ich finde es toll, dass es die auf allen Seiten gibt. Nicht nur die Festspiele, das Publikum, Wagner-Liebhaber und die Medien haben eine große Erwartung. Auch wir Künstler haben sie”, sagte er der dpa. Es sei schön, diese Erwartungshaltung vier Abende teilen zu können.

Die Premiere des ersten Teils “Das Rheingold” ist für den 27. Juli geplant. Am Tag darauf steht die “Walküre” auf dem Spielplan. “Siegfried” und “Götterdämmerung” folgen dann am 31. Juli und am 1. August. Der letzte “Ring”, inszeniert von Frank Castorf, blieb beim Bayreuther Publikum bis zuletzt umstritten.

Das Besondere in Bayreuth bestehe nicht zuletzt darin, alle Teile des “Rings” in einer Woche zu zeigen, als Einheit von vier Abenden, sagte Schwarz: “Ich empfinde den ,Ring’ trotz aller Berechtigung der Einzelwerke als zusammengehörig. Es ist ein unglaubliches Geschenk, das Wagner uns gegeben hat. Auf der anderen Seite ist es ein ebenso unglaubliches Geschenk, das wir Künstler es der Welt präsentieren dürfen.”

Für ihn seien Text und Musik “eine Einheit, die ich nicht auseinanderdividieren möchte. Natürlich ist die Partitur die Arbeitsgrundlage. Es kommt aber auch immer bald der Zeitpunkt, sich mit der Sekundärliteratur eines Werks zu befassen.” Mit Begriffen wie “Werktreue” könne er nicht viel anfangen: “Die Partitur ist immer die Basis, und es gibt je nach Werk ganz verschiedene Annäherungen. Im Grunde dreht sich alles um die Formfrage.”

Seine Vorbereitung bestehe zwar daraus, “die Musik zu hören, die Texte zu lesen und die Literatur zu studieren”. Aber: “Die persönliche Annäherung an ein Werk geschieht letztlich über Komponenten, die mich emotional mitreißen. Sie sind wie Blitze, die sich zum Gewitter eines Konzeptes formen.”

Der gemeinsame Probenprozess forme Figuren mitunter noch einmal anders: “Ich halte es für falsch, Sängern Charaktere gewaltsam überzustülpen. Es muss ein Prozess sein, der von beiden Seiten getragen wird.” Am schönsten sei es, “wenn die Sänger am Ende von sich selbst überrascht sind, weil sie Seiten gezeigt haben, die sie vorher von sich selbst gar nicht kannten”.

Die Bayreuther Festspiele starten - wie in jedem Jahr - am 25. Juli, dieses Mal mit den “Meistersingern von Nürnberg” in einer Inszenierung von Barrie Kosky.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fast 75 Millionen Euro aus Erbe von Fiat-Chef Agnelli-beschlagnahmt
20.09.2024

Die Agnellis gehören seit Jahrzehnten zu den reichsten Familien Italiens. Nach dem Tod des Patriarchen gibt es einen erbitterten...

DWN
Politik
Politik Bund will keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen - Verdi-Protest war erfolgreich
20.09.2024

Die italienische Unicredit hat sich an der Commerzbank beteiligt und möchte das deutsche Bankhaus sogar in Gänze übernehmen. Die...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Sars-CoV-2 stammt vermutlich von Wildtieren
20.09.2024

Der Ursprung der Corona-Pandemie ist rätselhaft. Einer weiteren Studie zufolge stammt das Virus wohl von Wildtieren und nicht aus einem...

DWN
Politik
Politik Laut Studie des Instuts der Wirtschaft sind im Handwerk 113.000 Stellen derzeit unbesetzt
20.09.2024

Das Handwerk stirbt aus. Laut einer neuen Studie bleiben derzeit tausende Stellen in deutschen Handwerksbetrieben unbesetzt – mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz: Südwestdeutscher Autozulieferer entlässt alle Mitarbeiter
20.09.2024

In der deutschen Autobranche kriselt es gewaltig: Immer mehr Zulieferer gehen mit unter. Aktueller Fall ist die Insolvenz der Federnfabrik...

DWN
Politik
Politik Wer die Strippen zieht? Führen aus der zweiten Reihe hat bei der AfD Tradition
20.09.2024

Wer gibt in der AfD den Ton an? Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Denn anders als bei der CDU oder den Grünen ist in der AfD...

DWN
Politik
Politik Verband fordert vor Autogipfel günstigeren Ladestrompreis
20.09.2024

Es kriselt in der deutschen Autobranche. Vor einem Spitzentreffen bei Minister Robert Habeck (Grüne) macht der Branchenverband deutlich,...

DWN
Politik
Politik Sorge vor umfassendem Krieg zwischen Israel und Hisbollah
20.09.2024

Alle Appelle verpuffen. Israel und die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon kündigen weitere Kämpfe an. Die Sorge vor einer möglichen...