Deutschland

Ökonomen äußern sich zum Auftragsplus-Rekord der deutschen Industrie

Mehrere Ökonomen haben sich dazu geäußert, warum die deutsche Industrie im Januar einen Auftragsplus-Rekord erzielt hat. Darunter sind auch kritische Stimmen.
06.03.2020 09:02
Aktualisiert: 06.03.2020 09:02
Lesezeit: 1 min
Ökonomen äußern sich zum Auftragsplus-Rekord der deutschen Industrie
Ökonomen trauen dem aktuellen Auftragsplus nicht. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Mehrere Ökonomen haben sich zum überraschenden Auftragsplus-Rekord der deutschen Industrie geäußert:

RALPH SOLVEEN, COMMERZBANK:

"Auch wenn dies zu einem beträchtlichen Teil auf Großaufträge zurückzuführen ist und zudem eine Gegenbewegung zum sehr schwachen Dezember darstellt, unterstreichen die Zahlen doch, dass sich die deutsche Industrie zu Jahresbeginn stabilisiert hatte. Keine Schlüsse lassen sich aus den heutigen Zahlen auf den Effekt des Coronavirus ziehen. Wir gehen davon aus, dass dieser die Industrie ab dem Februar merklich belastet hat und gehen deshalb davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal trotz des guten Starts leicht geschrumpft ist. Die Auftragseingänge dürften im Februar deutlich gefallen sein, einmal als Gegenbewegung zu dem starken Januar-Anstieg und wegen der ersten Auswirkungen des Coronavirus."

ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:

"Die Auftragseingänge waren gut. Es steckt aber wohl ein nicht unwesentlicher Sonderfaktor darin: Letzten Monat berichtete das Statistische Bundesamt, dass Maschinenbauaufträge zu spät gemeldet wurden. Es erfolgte aber keine Revision. Ich bin überzeugt, dass diese im Januar verbucht wurden. Damit ist der Dezember unter- und der Januar überzeichnet."

JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:

"Der kräftige Anstieg ist natürlich eine gute Nachricht für die deutsche Konjunktur. Vermutlich gab es hier einen Nachholeffekt aufgrund der Lage der Feiertage Ende vergangenen Jahres, der durch die übliche Saisonbereinigung nicht erfasst wurde. Unser damaliger Pessimismus war folglich nicht ganz berechtigt. Im Moment dürften Zahlen aus der Vor-Corona-Ära die Finanzmärkte aber vergleichsweise kalt lassen."

BASTIAN HEPPERLE, BANKHAUS LAMPE:

"Ein Silberstreif am Auftragshorizont, aber leider kein Zeichen für eine nun spürbare Konjunkturbelebung. Erfreulich ist zwar, dass sich auch ohne Großaufträge die Lage zu Jahresbeginn verbessert hat. Doch wegen des Coronavirus sind weitere Störungen im Produktionsablauf und beim Auftragseingang vorgezeichnet. Die Industrierezession hält an, und ein Aufwärtstrend wird weiter auf sich warten lassen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...