Finanzen

Insider: EZB-Bankenaufsicht bereitet umfassende Hilfen für Finanzindustrie vor

Insidern zufolge wird die bei der EZB angesiedelte Bankenaufsicht morgen nach der Sitzung der Zentralbank umfassende Maßnahmen zur Stabilisierung in Schuldendruck geratener Unternehmen und Banken bekannt geben.
11.03.2020 14:01
Aktualisiert: 11.03.2020 14:01
Lesezeit: 1 min
Insider: EZB-Bankenaufsicht bereitet umfassende Hilfen für Finanzindustrie vor
Das Euro-Zeichen in Frankfurt. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Die EZB-Bankenaufsicht wird Insidern zufolge den Finanzsektor im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise wohl unterstützen. Die Bankenkontrolleure planten eine Mitteilung nach dem Zinsbeschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Darin werde umrissen, wie die Bankenaufsicht dem Finanzsektor und damit letztlich den Unternehmen als Kreditnehmern unter die Arme greifen könne. Details nannten die Insider nicht. Sie unterstrichen aber, dass eine derartige Koordinierung zwischen Geldpolitik und Bankenaufsicht unüblich sei. Am Ende gehe es darum, Firmen zu helfen, denen die Viruskrise besonders zusetze.

Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.

Volkswirte erwarten, dass die EZB am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung wie bereits die Bank von England (BoE) ein umfassendes Maßnahmenbündel beschließen wird, um die ökonomischen Folgen der Virusepidemie einzudämmen. Sie rechnen mit neuen Liquiditätsspritzen und Kredithilfen, die vor allem kleineren und mittleren Unternehmen zugutekommen sollen. Viele Experten gehen zudem von einer erneuten Senkung des Einlagensatzes und einer Ausweitung der monatlichen Anleihenkäufe der Währungshüter aus.

FLEXIBILITÄT BEI KREDITEN

Den Insidern zufolge könnte die EZB-Bankenaufsicht Firmen unter anderem dadurch unterstützen, dass sie Banken erlaube, die Kreditbedingungen für Unternehmen aufzuweichen, die unter den Folgen der Virusepidemie leiden. Sie könne hier Flexibilität in Aussicht stellen. Zudem könne sie den Euro-Ländern empfehlen, den sogenannten inländischen antizyklischen Kapitalpuffer (CCyB) abzuschwächen. In Deutschland hatte der Ausschuss für Finanzstabilität 2019 beschlossen, dass Banken mehr Vorsorge für Risiken treffen müssen. Der Aufschlag auf bestehende Puffer muss nach einer Übergangsphase zum 1. Juli 2020 erfüllt sein. Die Geldhäuser hatten diese Entscheidung stark kritisiert. Andere Länder in Europa hatten zum Teil deutlich höhere zusätzliche Kapitalpuffer gefordert als Deutschland.

Ein Hindernis für die Unterstützung von Unternehmen, etwa mit Überbrückungskrediten, sind die Bilanzierungsvorschriften (IFRS 9). Diese zwingen Banken, schnell und umfassend Risikovorsorge zu treffen, sobald sich die Bonität eines Schuldners verschlechtert. Dies lässt die Kapitalpolster der Banken abschmelzen. Kritiker der Vorschrift monieren schon seit langem, dass die Regelung in einer Krise als Brandbeschleuniger wirkt, da Banken wegen der zusätzlichen Belastung den Kredithahn zudrehen könnten. Der deutsche Privatbankenverband BdB forderte, diese Regelungen "flexibler" zu handhaben, um "einem in dieser Ausnahmesituation potenziell überhöhten Risikovorsorgeniveau und Kapitalbedarf entgegenzuwirken".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland im freien Fall
02.12.2025

Die deutsche Industrie rutscht tiefer in die Krise, der BDI warnt vor einem historischen Tiefpunkt. BDI-Präsident Peter Leibinger...

DWN
Technologie
Technologie Deutsche Start-ups setzen auf Roboterküchen
02.12.2025

Kochroboter erobern Kantinen, Kliniken und Supermärkte. Zwei deutsche Start-ups wollen rund um die Uhr frisch kochen lassen und dabei den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rückkehr in den Arbeitsmarkt: Immer mehr Rentner gehen auf Jobsuche
02.12.2025

Die Aktivrente soll Arbeit im Ruhestand attraktiver machen. Auch wenn die Koalition sich noch über das Rentenpaket streitet, planen viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...