Finanzen

Noch ein Fluchtweg aus morbidem Finanzsystem versperrt: Händler können kein Gold mehr an deutsche Sparer ausliefern

Goldmünzen und Goldbarren sind inzwischen auch in den deutschen Online-Shops nicht mehr erhältlich. Damit ist für Kleinanleger ein wichtiger Fluchtweg aus dem kriselnden Finanzsystem nun vorerst versperrt.
25.03.2020 08:00
Lesezeit: 1 min
Noch ein Fluchtweg aus morbidem Finanzsystem versperrt: Händler können kein Gold mehr an deutsche Sparer ausliefern
Infolge der Corona-Krise haben deutsche Kleinanleger derzeit keinen Zugang zu physischem Gold. (Foto: dpa) Foto: Wolfgang Hartmann

Wegen der Situation um das Coronavirus haben die deutschen Edelmetallhändler den Filialbetrieb längst einstellen müssen. Wie wir in der vergangenen Woche berichtet haben, konnte man physisches Gold und Silber in der Folge nur noch online kaufen - und dies mit erheblichen Preisaufschlägen. Wegen der starken Nachfrage von Kleinanlegern waren zudem viele gängige Goldbarren und Goldmünzen schon letzte Woche nicht mehr erhältlich. Seitdem haben sich die Lieferengpässe bei Gold und Silber weiter verschärft.

So hat der Edelmetallhändler Pro Aurum mit (längst geschlossenen) Filialen in sieben deutschen Städten nun auch seinen Online-Shop vorübergehend dicht gemacht. Erst Donnerstag soll der Online-Shop wieder geöffnet werden, allerdings "mit einer stark eingeschränkten Produktauswahl", wie Pro Aurum mitteilt. Der Grund für die vorübergehende Schließung bestehe darin, dass Prosegur bis auf Weiteres keine Edelmetalle mehr an Privatpersonen liefert. Auch ältere Bestellungen würden sich dadurch verzögern.

Diese Probleme mit den Werttransporten betreffen offenbar die gesamte Branche. Zwar haben zahlreiche Online-Shops weiterhin geöffnet. Doch viele gängige Münzen sind vergriffen oder nur noch zu erheblichen Aufpreisen erhältlich. Zum Beispiel kostet ein Krügerrand beim derzeit billigsten Anbieter, dem mittelfränkischen Familienunternehmen Heubach Edelmetalle, aktuell 1.670 Euro und somit über 13 Prozent mehr als der Spotpreis, mit dem Gold an den globalen Börsen gehandelt wird.

Die beiden großen Frankfurter Anbieter Degussa Goldhandel und Ophirum, deren Online-Shops mit einem eingeschränkten Angebot weiterhin geöffnet sind, bieten ihren Kunden an, die bestellte Ware in ihren Hochsicherheits-Tresoren einlagern zu lassen. Sobald das Edelmetall wieder wie bisher per Werttransport versendet werden kann, sollen die Kunden die Ware erhalten. Doch auch wegen des sich derzeit aufbauenden Staus wird das voraussichtlich noch lange dauern.

Zudem dürften sich die Lieferengpässe in den kommenden Wochen und Monaten noch weiter verschlimmern. Denn drei der größten Goldraffinerien der Welt teilten am Montag mit, dass sie die Produktion in der Schweiz für mindestens eine Woche ausgesetzt haben. Grund ist, dass die dortigen Behörden die Schließung nicht wichtiger Industriezweige angeordnet hatten, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, wie Reuters berichtet.

Die drei Raffinerien Valcambi, Argor-Heraeus und PAMP verarbeiten zusammen rund 1.500 Tonnen Gold pro Jahr - ein Drittel des gesamten weltweiten Jahresangebots - sowie andere Edelmetalle wie Silber. Sie befinden sich im Schweizer Kanton Tessin an der Grenze zu Italien, wo das aus China kommende Virus bei mehr als 5.000 verstorbenen Patienten nachgewiesen worden ist. Valcambi und PAMP wollen den Betrieb bis zum 29. März aussetzen und Argor sogar bis zum 5. April.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
27.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie von KfW Research: Industriestandort Deutschland benötigt mehr Wagniskapital
27.11.2025

Deutschlands Industrie steht unter Druck: KfW Research sieht schrumpfende Wertschöpfung und zu wenig Risikokapital. Chefvolkswirt Dirk...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer mehr Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab: Wirtschaftsstandort Deutschland wackelt
27.11.2025

Hohe Preise für Energie, belastende Lohnnebenkosten, eine ausufernde Bürokratie und politische Vorgaben des Staates: Immer mehr Firmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Microsoft-Aktie im Fokus: Rekordinvestitionen in Cloud und KI stärken das Wachstum
27.11.2025

Microsoft setzt mit massiven Investitionen in Cloud-Infrastruktur und künstliche Intelligenz auf Wachstum und Innovation. Können diese...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundespräsident Steinmeier: Europa muss Potenzial als Wirtschaftsmacht ausschöpfen
27.11.2025

Krieg, Machtverschiebungen und zähe Entscheidungen in der EU belasten die Wirtschaftsmacht Europa. Auf dem Wirtschaftsforum in Madrid...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Kursrückgang nach enttäuschenden Studien – trotz positivem Analystenkommentar
27.11.2025

Die Novo Nordisk-Aktie steht seit vielen Monaten unter Druck. Auch im Donnerstaghandel an der Frankfurter Börse verbucht die Novo...

DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...