Weltwirtschaft

Corona-Pandemie trifft Schwellenländer schwer, Bonität ist in Gefahr

Lesezeit: 2 min
26.03.2020 12:00
Die weltweite Corona-Pandemie hat vor allem die Schwellenländer wirtschaftlich schwer getroffen. Die Kreditwürdigkeit der Länder ist in Gefahr. Zuvor hatte es einen Kapitalabfluss aus den betroffenen Ländern gegeben.
Corona-Pandemie trifft Schwellenländer schwer, Bonität ist in Gefahr
Die weltweiten Handelszentren der Schwellenländer sind in Gefahr. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Schwellenländer sind auf mannigfache Weise Verlierer der Corona-Pandemie. Die doppelten Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie (COVID-19) und der starke Rückgang der Ölpreise werden laut der globalen Ratingagentur Fitch Ratings die Kreditwürdigkeit und das Rating bestimmter Länder belasten. Betroffen sind Ölproduzierende Länder, andere Rohstoff-Produzenten-Ländern,Tourismus-Destinationen, hoch verschuldete Länder und Länder mit hohem externem Finanzierungsbedarf.

“Während die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Ölschocks länger anhalten können als durch das Corona-Virus, dürften einige Auswirkungen der Pandemie anhalten, insbesondere in der Reisebranche und dem Tourismus. Thailand, Kroatien und Island gehören zu den Ländern, die sehr stark abhängig sind vom Tourismus, teilte Fitch am Montag auf Twitter mit.

Die Steuereinnahmen werden kurzfristig sinken und die Haushalts-Anforderungen an die Regierungen werden steigen. Nur wenige Länder haben bisher fiskalische Maßnahmen in Angriff genommen, um die negativen Auswirkungen der aktuellen Krise abzufedern.

Angesichts der Bedeutung der öffentlichen Finanzen für die Kredit-Profile der Länder können sich solche Ratings aufgrund der fiskalischen Expansion verändern. Fitch wörtlich: “Der Ratingfokus wird auch darauf liegen, inwieweit die Lockerung der Geldpolitik zu einer weiteren Schulden-Akkumulation beiträgt, insbesondere in Ländern, in denen hohe Schulden bereits vor der Pandemie ein Problem darstellten.”

Schwellenländer sind laut Fitch auch potenziellen Bedrohungen im Zusammenhang mit Einnahmen aus Rohstoffexporten, Finanzströmen und Wechselkurs-Belastungen ausgesetzt. “Die Anlegerstimmung kann letztendlich die Kapitalflüsse beeinflussen, wobei Brasilien, Indien, die Türkei und Polen im Jahr 2020 den größten externen Finanzierungsbedarf aufweisen. Brasilien ist auch einer der Staaten mit der größten Währungsabwertung seit Ende 2019”, so die Ratingagentur.

Notenbanken der Schwellenländer kaufen Anleihen

Die südafrikanische Notenbank begann am Mittwoch mit dem Kauf von Staatsanleihen, um die angespannten lokalen Geldmärkte zu entlasten, da das Land sich auf eine dreiwöchige nationale Ausgangssperre vorbereitet, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen.

Die South African Reserve Bank (SARB) teilte mit, dass ihr Ziel beim Start der Anleihekäufe darin bestehe, “Liquidität bereitzustellen und das reibungslose Funktionieren der heimischen Finanzmärkte zu fördern. Die Höhe und Laufzeit der Anleihekäufe liegt im Ermessen des SARB.”

Die kolumbianische Notenbank hatte am Montag beschlossen, etwa 25 Milliarden US-Dollar für den Kauf von Schuldtiteln privater Kreditinstitute mit einer Restlaufzeit von bis zu drei Jahren auszugeben, während die brasilianische Notenbank angekündigt hat, durch eine Reihe von Maßnahmen rund 240 Milliarden US-Dollar an Liquidität in ihr Finanzsystem zu investieren - einschließlich reduzierter Mindestreserveanforderungen und Kredite an Banken. Kolumbien und Polen haben in der vergangenen Woche ähnliche Schritte unternommen. Die Philippinen haben auch Pläne zum Kauf von Staatsanleihen angekündigt.

Der Handel mit Anleihen hatte in den vergangenen Tagen zugenommen. Zuvor hatten Anleger im Rekordtempo Geld aus Südafrika und anderen großen Schwellenländern abgezogen. “Dies ist eine wichtige, sehr notwendige Überquerung des Rubikons durch die SARB als Reaktion auf den Zusammenbruch der lokalen Liquiditätsbedingungen und Funktionsstörungen in den letzten Tagen auf dem Rentenmarkt”, zitiert die FT Peter Attard Montalto, Kapitalmarktanalyst bei Intellidex.

Cüneyt Yilmaz, Redakteur und geopolitischer Analyst, ist Absolvent der Universität Bayreuth. Er war im United States House Committee on Foreign Affairs, beim Simon Wiesenthal Center und bei verschiedenen US-amerikanischen Institutionen aus dem Bereich "Public Policy" tätig.

                                                                                ***

Cüneyt Yilmaz ist Absolvent der oberfränkischen Universität Bayreuth. Er lebt und arbeitet in Berlin.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...