Finanzen

Globaler Goldhandel beeinträchtigt: Russland stellt Goldkäufe überraschend ein

Die russische Zentralbank hat in der Vergangenheit in großem Umfang Gold gekauft. Nun werden die Käufe plötzlich eingestellt. Der globale Goldhandel ist derzeit stark beeinträchtigt.
31.03.2020 14:02
Aktualisiert: 31.03.2020 14:02
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Globaler Goldhandel beeinträchtigt: Russland stellt Goldkäufe überraschend ein
Der Rote Stern an der Spitze des Kreml. (Foto: dpa) Foto: Federico Gambarini

Die russische Zentralbank hat überraschend angekündigt, ab dem 1. April keine Goldkäufe mehr zu tätigen, wie Bloomberg berichtet. Zu den Hintergründen für die Entscheidung liegen derzeit keine Informationen vor. Wahrscheinlich ist aber, dass die derzeit zu beobachtenden Lieferprobleme auf dem globalen Goldmarkt infolge der Coronavirus-Epidemie einen wichtigen Faktor darstellen.

Russland gehörte in den vergangenen Jahren zu den größten Goldkäufern der Welt. Alleine in den vergangenen fünf Jahren sollen umgerechnet rund 40 Milliarden Dollar in das Edelmetall investiert worden sein, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Marktbeobachter. Im Rekordjahr 2018 soll das Land seine Reserven um etwa 273 Tonnen des Edelmetalls vergrößert haben, im vergangenen Jahr sollen es Angaben des Magazins Goldreporter zufolge dann 5,1 Millionen Feinunzen (etwa 160 Tonnen) gewesen sein. Die gesamten Reserven sollen sich auf etwa 2.200 Tonnen belaufen.

Der Welthandel mit Gold ist derzeit erheblich beeinträchtigt. Aufgrund der Quarantänebestimmungen in zahlreichen Ländern und der Schließung wichtiger Raffinerie-Anstalten in der Schweiz, Südafrika und Kanada gelangt derzeit kaum noch ausreichend physisches Gold in die Geschäfte, um die steigende Nachfrage zu bedienen.

Wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, erwägen die fünf führenden Gold-Banken (die britische HSBC, die amerikanische JPMorgan, die kanadische Scotiabank , die Schweizer UBS und die chinesische ICBC Standard) am weltweit wichtigsten Handelsplatz London nun, zusätzliche Lagerstätten in anderen Ländern aufzubauen, um in Zukunft einen reibungsloseren internationalen Handel zu gewährleisten.

Bereits am Freitag verkündete die London Bullion Market Association, sie sei mit Clearingbanken und anderen Marktteilnehmern im Gespräch, um die „Machbarkeit von Goldlieferungen außerhalb Londons“ sicherzustellen. Namentlich nicht genannten Insidern zufolge sollen die Clearingbanken bereit sein, künftig auch Gold zu akzeptieren, welches in Schweizer Bunkern und anderen Ländern – etwa Singapur – lagert. Auch Gold im Besitz von Nicht-Banken könnte künftig von der LBMA im Handel akzeptiert werden.

Die Beeinträchtigung der Lieferketten führte in der vergangenen Woche bereits dazu, dass sich die Preise für physisches Gold in New York und London deutlich voneinander unterschieden, weil nicht klar war, ob genug Gold von London nach New York geliefert werden könnte. Gold wird in der Regel mit Passagiermaschinen über den Atlantik gebracht. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie finden solche Flüge aber kaum noch statt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Kommission billigt deutsche Haushaltsstrategie trotz hoher Neuverschuldung
16.09.2025

Die Europäische Kommission hat den von der Bundesregierung geplanten Schuldenkurs bis 2031 gebilligt. Trotz geplanter Milliardenkredite...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietrecht in Deutschland: Expertenkommission nimmt Arbeit auf
16.09.2025

Im Bundesjustizministerium hat eine neue Expertenkommission zum Mietrecht ihre Arbeit begonnen. Nach Angaben des Ministeriums soll das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unbekannte Superhelden: Ohne Finanzchefs droht Unternehmen der Stillstand
16.09.2025

Die Rolle der Finanzchefs verändert sich rasant: Statt nur Zahlen zu verwalten, gestalten sie die Strategie, treiben Digitalisierung und...

DWN
Politik
Politik Drohnenvorfall: Polen stoppt Flug über Regierungsgebäuden
16.09.2025

Ein Drohnenvorfall über Regierungsgebäuden in Warschau sorgt für Alarm. Polen nimmt zwei Weißrussen fest – und die NATO verstärkt...

DWN
Politik
Politik Unser neues Magazin ist da: Wohin steuert die EU? Europas Kampf um Souveränität und Einfluss
16.09.2025

Europa steht am Scheideweg. Zwischen globalen Machtblöcken und innerer Zerrissenheit muss die Europäische Union ihren Kurs finden....

DWN
Panorama
Panorama Online-Banking überzeugt so viele Deutsche wie nie zuvor
16.09.2025

Bankgeschäfte per Computer oder Smartphone sind in Deutschland auf Rekordniveau. Im Jahr 2024 nutzten 67 Prozent der 16- bis 74-Jährigen...

DWN
Technologie
Technologie Innovation gegen Ärztemangel- Frankreich setzt auf Hightech-Kabinen
16.09.2025

In Frankreich breiten sich in ländlichen Regionen zunehmend Kabinen mit Medizingeräten und Videoberatung durch Ärztinnen und Ärzte aus....

DWN
Politik
Politik Nawrocki besucht Berlin – Bundesregierung weist Reparationsforderungen zurück
16.09.2025

Polens neuer rechtskonservativer Präsident Karol Nawrocki ist zu seinem Antrittsbesuch in Berlin eingetroffen. Dabei könnte es zu...