JD Vance: Vom Erzfeind Trumps zum Vertrauten des US-Präsidenten
JD Vance hat sich vom Außenseiter und Kritiker Donald Trumps zu dessen loyalem Stellvertreter und möglichem Nachfolger entwickelt. Der 39-Jährige, geboren in ärmlichen Verhältnissen im Rostgürtel der USA, hat mit seinem Bestseller „Hillbilly Elegy“ einst das Elend der weißen Unterschicht beschrieben – und sich selbst als Gegenmodell zur Elitenpolitik präsentiert. Heute sitzt er als Vizepräsident an der Seite von Präsident Trump – und gilt vielen als dessen gefährlichere, weil diszipliniertere Version.
Noch 2016 hatte Vance Trump als „Amerikas Hitler“ und „kulturelles Heroin“ bezeichnet. Heute ist er seine politische Lebensversicherung. Er gilt als strategisch denkender Netzwerker mit Zugang zu den wichtigsten Geldgebern der Partei. Als Vorsitzender des Finanzausschusses des Republican National Committee (RNC) organisiert er nicht nur die Spendenstruktur, sondern auch den Ablauf der Vorwahlen. Insider werten dies als gezielte Positionierung für die Präsidentschaftswahl 2028. Dass Trump öffentlich über eine dritte Amtszeit nachdenkt – obwohl dies verfassungsrechtlich ausgeschlossen ist – ändert nichts an der Tatsache, dass Vance zunehmend als Erbe inszeniert wird. Unterstützt wird er dabei unter anderem von Ronna McDaniel, bis vor Kurzem Vorsitzende des RNC, die ihn als taktisch klugen Machtpolitiker lobt.
Ein gefährlicher Opportunist
Vance verkörpert wie kaum ein anderer den Aufstieg vom politischen Nobody zum Machtfaktor. Seine Biografie ist dabei geschickt inszeniert: Flucht aus einer zerrütteten Familie in Ohio, Dienst im Irak, Jura-Studium in Yale, Stationen im Silicon Valley, dann Einstieg in die Politik. Kritiker werfen ihm vor, seine Wandlung vom Trump-Kritiker zum Trump-Vertrauten sei das Ergebnis reinen Opportunismus. Tatsächlich hat Vance seine Rhetorik grundlegend verändert – und punktet bei der republikanischen Basis mit kompromissloser Rhetorik, etwa gegen die Ukraine, Europa oder die Pressefreiheit.
Ein Präsident JD Vance würde geopolitische Spannungen verschärfen – auch für Deutschland. Seine Haltung zu Europa ist von Distanz geprägt. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz attackierte er öffentlich europäische Werte und sprach von mangelnder Meinungsfreiheit. Sollte Vance die Macht übernehmen, wäre ein transatlantischer Schulterschluss kaum noch vorstellbar. Für die deutsche Exportwirtschaft, insbesondere in der Automobil- und Rüstungsindustrie, drohen dann neue protektionistische Maßnahmen, verschärfte Zollregime und eine noch aggressivere Handelspolitik aus Washington.
Ein Kandidat mit Langzeitstrategie
Im Gegensatz zu Trump agiert Vance kontrollierter, disziplinierter und langfristig orientierter. Seine Rhetorik ist weniger erratisch, seine politischen Ziele klarer formuliert. Das macht ihn in den Augen vieler Beobachter gefährlicher als Trump selbst. Sein Weg ins Weiße Haus, so scheint es, ist vorbereitet – von der Kontrolle des Parteiapparats bis zum Zugang zu Großspendern.
Sein Werdegang steht exemplarisch für die Transformation der republikanischen Partei: weg von traditionellen Eliten, hin zu nationalpopulistischen Machtstrategen mit ideologischer Härte. Sollte JD Vance tatsächlich Präsident werden, dürfte dies die politische Landschaft der westlichen Welt nachhaltig verändern – auch zum Nachteil Deutschlands.

