Deutschland

Stoppt Corona die Afrikanische Schweinepest?

Die Afrikanische Schweinepest verbreitet sich über Europa und droht nun auch in Deutschland eingeschleppt zu werden.
03.05.2020 08:27
Lesezeit: 4 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Stoppt Corona die Afrikanische Schweinepest?
Wird auch nur ein Fall nachgewiesen, verliert Deutschland seinen Top-Status. (Foto: Pexels/Pixabay)

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine gefährliche Tierseuche, die sowohl bei Hausschweinen als auch bei Wildschweinen auftreten kann. Zwar ist sie für den Menschen selbst ungefährlich. Doch die Krankheit wird derzeit auch von den deutschen Bauern mit großer Sorge betrachtet.

Denn wenn die sich scheinbar unaufhaltsam ausbreitende Krankheit hierzulande nur ein einziges Mal bei einem Wild- oder Hausschwein nachgewiesen würde, so hätte dies massive wirtschaftliche Folgen. Dann würde Deutschland den Status „seuchenfrei“ verlieren und wäre von Exportverboten für Schweinefleisch bedroht – etwa nach Asien.

Deutschland ist der größte Schweineproduzent Europas und ein wichtiger Exporteur nach China. Wenn die Seuche nach Deutschland übergreift oder die Exporte nach China stark ansteigen, weil dort die heimische Produktion weiter einbricht, so führt dies also außerdem zu starken Preissteigerungen.

In der Vergangenheit spielte die Krankheit vorwiegend in Afrika, auf der iberischen Halbinsel und Sardinien eine Rolle. Doch seit einigen Jahren verbreitet sie sich immer weiter auch in anderen Teilen Europas. Aktuell sind zehn EU-Staaten betroffen: Belgien, die baltischen Länder, Bulgarien, Griechenland, Ungarn, die Slowakei, Polen und am meisten Rumänien.

Im Sommer 2018 war die Seuche in China ausgebrochen, wo die Hälfte aller Schweine der Welt leben. Die Krise wurde dort radikal bekämpft, massenhaft wurden die Tiere lebendig begraben, um eine Ausbreitung zu verhindern. Innerhalb von nur 18 Monaten wurde die Produktionskapazität Chinas um ein Viertel reduziert.

Im März mussten nach einem Ausbruch der Seuche in Westpolen knapp 24.000 Hausschweine getötet werden. Der betroffene polnische Ferkelzuchtbetrieb liegt 78 Kilometer östlich der brandenburgischen Stadt Guben. Dies war der erste nachgewiesene Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bei Hausschweinen in diesem Jahr.

Seit Mitte November hat man im polnischen Verwaltungsbezirk Lebus nahe der deutschen Grenze viele mit dem Virus infizierte Wildschweinkadaver gefunden. Laut Hauptveterinäramt wurde die Afrikanische Schweinepest seit dieser Zeit allein im Kreis Nowasolski, wo auch der kürzlich betroffene Ferkelbetrieb liegt, bei 146 Wildschweinen nachgewiesen.

Zwar gilt Deutschland weiterhin als „seuchenfrei“. Doch der Erreger ist in Polen bereits wenige Kilometer an die deutsche Grenze herangerückt. Ende Januar wurde die Tierseuche bei einem toten Wildschwein festgestellt, das auf polnischem Gebiet nur zwölf Kilometer vor der deutschen Grenze entfernt aufgefunden worden war.

Laut Bundeslandwirtschaftsministerium kann die Seuche aus dem polnischen Betrieb nicht nach Deutschland eingeschleppt werden. Denn der Betrieb liege in einem Gebiet, das nach EU-Recht wegen der ASP-Fälle bei Wildschweinen als Sperrzone eingestuft wurde. Der Transport von Schweinen und der Handel mit Schweinefleisch seien daher untersagt.

Das ASP-Virus überträgt sich durch direkten Kontakt zwischen Schweinen, durch Zeckenstiche sowie durch das Fressen von Stechfliegen, die infiziertes Blut in sich tragen, oder von verseuchten Fleischwaren. Erkrankte Tiere scheiden das Virus über Kot, Harn und Nasensekret aus, die eine Ansteckungsquelle für andere Tiere bilden.

Da Tröpfcheninfektionen bei der Afrikanischen Schweinepest keine Rolle spielen, erkranken meist nur einzelne Tiere. Meist infizieren sich die Tiere, wenn sie am Kadaver eines anderen bereits toten Tieres schnüffeln oder davon fressen. In manchen Gegenden tritt die Erkrankung daher immer wieder auf.

Laut einer Analyse der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit besteht auch für Deutschland ein hohes Risiko der Einschleppung. Zwar kann man den Wissenschaftlern zufolge Zeit gewinnen, indem man an der Grenze Elektrozäune installiert, doch langfristig und bei großen Gebieten böten diese Zäune keinen vollen Schutz.

Im März hat Sachsen an der Grenze zu Polen einen 128 Kilometer langen Schutzzaun gegen die Tierseuche fertiggestellt. Der Elektrozaun kostete rund eine Viertelmillion Euro. Er ist etwa 75 Zentimeter hoch und mit Duftstoffen versehen, um die Wildschweine vom Grenzübertritt abzuhalten.

Zuvor hatte bereits Brandenburg wegen grenznaher Fälle einen 120 Kilometer langen Schutzzaun zu Polen errichtet. Die EFSA-Experten empfehlen neben Schutzzäunen auch die Jagd, das Aufstellen von Fallen und eine Kontrolle der Fortpflanzung. Eine einfache Lösung des Problems sei jedoch nicht in Sicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Juristin warnt: Trump bedroht die Meinungsfreiheit in nie dagewesenem Ausmaß
19.10.2025

Die US-Juristin Nadine Strossen warnt vor einer beispiellosen Bedrohung der Meinungsfreiheit unter Donald Trump. Der Ex-Präsident greife...

DWN
Technologie
Technologie Elektroschrott: Europa sitzt auf Millionen Tonnen wertvoller Rohstoffe
19.10.2025

Europa produziert jährlich über 10 Millionen Tonnen Elektroschrott – doch der Großteil bleibt ungenutzt. In alten Handys, Laptops und...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold, Anleihen, Tagesgeld: Wo Ihr Geld heute noch sicher ist und Rendite bringt
19.10.2025

Krisen, Kriege, Inflation: Die großen Verwerfungen unserer Zeit beeinflussen auch Investitionspläne. Während Kleinanleger auf Tagesgeld...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktivrente: Warum der steuerfreie Zuverdienst problematisch ist
19.10.2025

Die Regierung will Rentner zum Weiterarbeiten motivieren und einen steuerfreien Zuverdienst ermöglichen – bis zu 2.000 Euro pro Monat...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Halbleitermarkt im Blick: Chinesische Investoren nach Nexperia-Fall im Fokus
19.10.2025

Die Kontrolle über strategisch wichtige Unternehmen in Europa gewinnt angesichts der Spannungen zwischen China und den USA an Bedeutung....

DWN
Technologie
Technologie Sex mit der KI? ChatGPT soll Erotik-Funktion erhalten
19.10.2025

Sexy ChatGPT? Laut dem Chef der Entwicklerfirma OpenAI soll der Chatbot bis Jahresende auch Erotik anbieten. Details sind noch unklar.

DWN
Technologie
Technologie Cybersecurity: Was Firmen jetzt tun müssen, um den Cyberkrieg zu überleben
19.10.2025

Die digitale Kriegsführung ist längst Realität, doch viele Unternehmen verkennen das Ausmaß der Bedrohung. Zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft JPMorgan-Chef Dimon warnt: Die Party an den US-Börsen ist vorbei – jetzt zählen Waffen statt Aktien
18.10.2025

JPMorgan-Chef Jamie Dimon zeichnet ein düsteres Bild der Weltwirtschaft: Er warnt vor einer harten Marktkorrektur, kritisiert die Politik...