Deutschland

Wegen Betrugsverdacht: NRW stoppt Auszahlung von Corona-Hilfen

Betrüger haben im großen Stil versucht, Corona-Soforthilfen an sich zu bringen. Nun zieht NRW die Reißleine.
09.04.2020 10:09
Aktualisiert: 09.04.2020 10:09
Lesezeit: 2 min
Wegen Betrugsverdacht: NRW stoppt Auszahlung von Corona-Hilfen
Betrüger stehlen die Daten von Corona-Bedürftigen. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Gollnow

Nordrhein-Westfalen stoppt wegen Betrugsverdachts vorübergehend die Soforthilfe-Auszahlungen für Selbstständige und Unternehmen in der Corona-Krise. Dabei sollen über gefälschte Websites Daten für betrügerische Anträge abgegriffen worden sein. Von dem Auszahlungs-Stopp seien mehrere Tausend Antragsteller betroffen, sagte ein Sprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums. Wann die Zahlungen wieder aufgenommen werden könnten, sei noch nicht abzusehen. Andere Bundesländer setzen die Auszahlungen fort.

Laut dem Landeskriminalamt (LKA) haben Betreiber von Fake-Seiten «mit gefälschten Antragsformularen Daten abgefischt und diese mutmaßlich für kriminelle Machenschaften genutzt». Offenbar stellten die Täter dann selbst betrügerische Anträge.

Die Links zu den falschen Formularen wurden nach bisherigen Hinweisen als Anzeigen an die Spitze der Suchergebnisse gebracht. Die Websites mit der Endung «.de» hatten ähnliche Namen wie die echte Antragsseite unter der Adresse [soforthilfe-corona.nrw.de] und waren zum Teil täuschend echt gestaltet. Die Adresse einer Seite, die am Donnerstagmorgen zunächst noch online war, enthielt zum Beispiel die Worte Soforthilfe, NRW und Antrag. Der Anbieter der Seite sitzt laut dem Internetdienst «whois» aber in der Slowakei.

Die Ermittlungsbehörden arbeiten mit Hochdruck daran, die gefälschten Internetseiten beschlagnahmen und abschalten zu lassen, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Das LKA hatte am Mittwochabend vor gefälschten Corona-Soforthilfe-Internetseiten gewarnt.

Ob in Nordrhein-Westfalen bereits ein finanzieller Schaden entstanden ist, konnte der Sprecher des Ministeriums nicht sagen. «In den kommenden Tagen wird die Ermittlergruppe ihre Recherchen fortsetzen, um betrügerische Anträge zu identifizieren», teilte die Behörde mit.

Sowohl der Bund als auch das Land hatten direkte Zuschüsse für Unternehmen beschlossen, deren Geschäft angesichts der Corona-Pandemie leidet oder ganz ausfällt. Betriebe mit bis zu fünf Angestellten können 9000 Euro beantragen, Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten 15 000 Euro. Mittelgroße Betriebe mit bis zu 50 Mitarbeitern können 25 000 Euro bekommen. In den vergangenen Wochen wurden bereits Hunderttausende Anträge in NRW bewilligt. Anträge könnten weiter gestellt werden.

Auch das Berliner Landeskriminalamt (LKA) ermittelt in mehreren Fällen wegen Betrugs bei den Soforthilfen, nähere Details dazu gab es am Donnerstag aber zunächst nicht.

In Mecklenburg-Vorpommern verwies Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) darauf, dass in dem Bundesland nur Anträge per Post angenommen werden. «Das mag auf den ersten Blick etwas altmodisch sein, hilft uns momentan beim Schutz vor digitalem Betrug.» Auch in Sachsen-Anhalt, wo kein reines Online-Verfahren angeboten wird, sind dem dortigen Wirtschaftsministerium keine Betrugsfälle bekannt. In Bayern hieß es, es seien keine Betrugsversuche aufgefallen - in Niedersachsen zumindest keine nennenswerten Betrugsversuche.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kündigte an, alle Antragsteller müssten sich darauf einstellen, dass auch später noch alle gemachten Angaben kontrolliert werden. «Wer dort betrügt, muss auch mit Sanktionen rechnen», sagte er dem Radiosender NDR 90,3.

Mehr zu Corona im heutigen Live-Ticker.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...

DWN
Panorama
Panorama Boot kaufen: Was Sie dabei unbedingt beachten sollten
06.09.2025

Mit einer frischen Meeresbrise im Gesicht das eigene Boot über die Wellen zu steuern, ist für viele Menschen ein Traum – doch dieser...

DWN
Immobilien
Immobilien Indexmiete: Eine gute Wahl?
06.09.2025

Wenn Mieter einen neuen Vertrag unterschreiben, fällt ihnen vielleicht ein ganz spezielles Wort im der Vertragsüberschrift auf: der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grönländischer Schlamm: Vom Zufallsfund zum Milliardenprojekt
06.09.2025

Grönländischer Schlamm soll Ernten steigern und CO2 binden. Investoren wittern Milliardenpotenzial – und Deutschland könnte davon...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verarbeitete Lebensmittel: Wie Konzerne Gesundheitsrisiken herunterspielen
06.09.2025

Coca-Cola, Kraft und Mondelez gewinnen einen Prozess zu verarbeiteten Lebensmitteln. Doch Studien zeigen deutliche Gesundheitsgefahren –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland und China üben Druck aus – NASA plant Mond-Reaktor bis 2030
06.09.2025

Die NASA will bis 2030 einen Mond-Reaktor bauen – im Wettlauf mit China und Russland. Hinter der Technik stehen geopolitische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Strengere Homeoffice-Regeln: Eine Bank geht den entgegengesetzten Weg
06.09.2025

Während viele Banken strengere Homeoffice-Regeln einführen, setzt eine Bank auf maximale Flexibilität – ein Modell, das auch für...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Zeigt her eure Schuhe! Wie die Heute Maschinenfabrik im 21. Jahrhundert erfolgreich bleibt
05.09.2025

Die Schuhputzgeräte der Heute Maschinenfabrik mit rotierenden Bürsten sind weltweit im Einsatz. Im Laufe der über 100jährigen...