Politik

Gegen China: EU fordert Staaten auf, Anteile von wichtigen Unternehmen zu kaufen

Nach dem Willen der EU sollen die Mitgliedsstaaten wichtige heimische Unternehmen verstaatlichen, wenn sie damit Übernahmen durch chinesische Unternehmen unterbinden können.
14.04.2020 16:00
Lesezeit: 1 min
Gegen China: EU fordert Staaten auf, Anteile von wichtigen Unternehmen zu kaufen
Margrethe Vestager, geschäftsführende EU-Vizepräsidentin und Kommissarin für Wettbewerb, spricht sich im Kampf gegen China für Verstaatlichungen aus. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Gollnow

Die Staaten der Europäischen Union sollten Beteiligungen an wichtigen Unternehmen kaufen, wenn sie damit Übernahmen durch chinesische Unternehmen verhindern können, fordert die EU-Kommissarin für Wettbewerb. Die EU-Beamten arbeiten bereits an Vorschlägen, die den Mitgliedsstaaten im Kampf gegen Unternehmen, die von fremden Staaten gestützt werden, weitreichende Befugnisse einräumen sollen.

"Wir haben keine Probleme damit, dass Staaten im Notfall als Marktteilnehmer auftreten - wenn sie Anteile an einem Unternehmen bereitstellen, wenn sie eine solche Übernahme verhindern wollen", sagte die dänische EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gegenüber der Financial Times.

Europäische Unternehmen stehen seit Längerem unter der Beobachtung ihrer chinesischen Rivalen. Doch der verheerende wirtschaftliche Abschwung, den die umfangreichen staatlichen Maßnahmen gegen das Corona-Virus nach sich ziehen werden, und der entsprechende starke Rückgang der Aktienkurse könnten nun zu verstärkten Übernahmen durch ausländische Firmen führen.

"Es ist sehr wichtig, dass man sich bewusst ist, dass ein reales Risiko besteht, dass Unternehmen, die anfällig sind, Gegenstand einer Übernahme sein können", sagte Kommissarin Vestager. "Die Situation unterstreicht nun wirklich die Notwendigkeit, also arbeiten wir wirklich intensiv daran. Dies ist eine unserer Hauptprioritäten".

Doch zugleich warnt die Dänin auch vor übereilten Maßnahmen durch die EU-Staaten. Die beste Lösung sei es, Vorschriften auszuarbeiten, die als Abschreckung wirken. "Die Menschen aus aller Welt sind herzlich willkommen, in Europa Geschäfte zu machen, sie dürfen dies aber nicht mit einem unfairen Wettbewerb tun. Beide Punkte sind wichtig."

Deutschland und Frankreich machen bereits seit Längerem Druck, damit die EU-Regulierungsbehörden gegen unlauteren Wettbewerb durch chinesische Unternehmen vorgehen. Daher sagte Vestager im vergangenen Monat, dass die EU entsprechende Vorschläge im Juni veröffentlichen wird.

Die Maßnahmen zielen auf Unternehmen, die sich im Besitz von Nicht-EU-Regierungen befinden oder die von diesen unterstützt werden. Denn deren finanzielle Macht könnte ihnen einen unfairen Vorteil gegenüber den europäischen Konkurrenten verschaffen. Laut Vestager will Brüssel "so schnell wie möglich" Details veröffentlichen. Der Vorschlag müsse dann noch beraten und vom EU-Parlament verabschiedet werden.

Im Dezember lobte die Wettbewerbskommissarin die niederländischen Vorschläge, die eine Überarbeitung des EU-Rechts forderten, um den Regulierungsbehörden die Möglichkeit zu geben, in Geschäfte einzugreifen, bei denen staatlich unterstützte Unternehmen den Wettbewerb verzerren.

Die niederländischen Vorschläge sehen vor, dass Brüssel solche Unternehmen daran hindert, EU-Konkurrenten zu überhöhten Preisen zu kaufen oder sie mit künstlich niedrigen Verkaufspreisen zu unterbieten. Die EU-Kommission hätte demnach auch die Befugnis, mehr Transparenz im Hinblick auf die Finanzdaten ausländischer Unternehmen zu fordern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: US-Aktien steuern mit Gewinnen auf das Jahresende zu, Goldpreis erreicht neues Rekordhoch
22.12.2025

Die US-Aktien legten am Montag zu, wobei die drei großen Indizes den dritten Tag in Folge Gewinne verzeichneten. Gold setzte seine Rallye...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...