Finanzen

Mit Dollar gedeckte Kryptowährungen verzeichnen massiven Anstieg

In den letzten Wochen ist der Bestand an sogenannten Stablecoins um 50 Prozent gestiegen. Diese mit dem US-Dollar gedeckten Kryptowährungen machen einen erheblichen und wachsenden Teil des Kryptowährungsmarkts aus.
27.04.2020 09:05
Lesezeit: 2 min
Mit Dollar gedeckte Kryptowährungen verzeichnen massiven Anstieg
Stablecoins - an den Dollar geknüpfte Kryptowährungen - haben zuletzt eine starke Nachfrage verzeichnet. (Foto: dpa) Foto: Ina Fassbender

Die drei führenden Kryptowährungen gemessen an ihrer Marktkapitalisierung sind derzeit Bitcoin, Ethereum und Ripple. An vierter Stelle steht Tether - ein sogenannter Stablecoin, der im Verhältnis 1:1 an den Dollar geknüpft ist. Doch Tether ist auch bei Weitem nicht mehr der einzige Stablecoin. Und der Markt wächst.

Inzwischen gibt es längst auch Stablecoins, die statt an den Dollar an andere Vermögenswerte geknüpft sind, etwa an andere Währungen oder an Gold. Doch am weitesten verbreitet ist die Bindung an den Dollar. Die derzeit wichtigsten Dollar-Coins neben Tether sind USD Coin, Paxos Standard, Binance USD, TrueUSD, Dai, Sai und Gemini Dollar.

Wie die anderen Kryptowährungen so haben auch Stablecoins den Vorteil, dass sie über das Internet für jedermann rund um die Uhr zugänglich sind. Man braucht kein Bankkonto, sondern muss lediglich eine Handy-App herunterladen, was vor allem für die Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern entscheidend sein kann. Zudem werden Überweisungen sofort ausgeführt, und die Transaktionsgebühren liegen praktisch bei null.

Stablecoins verzeichnen massiven Anstieg

Am Montag ist die ist die vereinte Marktkapitalisierung der großen Stablecoins laut CoinMetrics auf über 9 Milliarden Dollar gestiegen, wie Coinbase Blog berichtet. Neun Milliarden Dollar sind nicht nur ein neues Allzeithoch, sondern auch ein Anstieg um mehr als 50 Prozent innerhalb kurzer Zeit. Noch wenige Wochen zuvor lag die vereinte Marktkapitalisierung der großen Stablecoins bei weniger als 6 Milliarden Dollar.

Verwendet werden die Stablecoins heute in erster Linie von Krypto-Investoren. Mithilfe von Stablecoins können sie einen Teil ihres Geldes in Dollar halten. Zudem verwenden sie die Stablecoins, um Gelder zwischen den verschiedenen Krypto-Börsen zu transferieren. Denn wenn man Bitcoin für den Transfer zwischen Börsen verwendet, so kostet dies Zeit und wegen der hohen Bitcoin-Transaktionsgebühren vor allem auch Geld.

Allerdings könnte hinter dem Ansturm auf Stablecoins in den letzten Wochen teils auch die weltweite Flucht in den Dollar infolge der Corona-Krise stecken. Der Dollar galt in der Vergangenheit während Finanzkrisen, wenn die Märkte abstürzen, als ein sicherer Hafen. Auch in der Corona-Krise ist der Dollar-Index kürzlich auf den höchsten Stand seit mehreren Jahren geklettert.

Im Verlauf der letzten zwei Jahre haben Stablecoins erheblich an Boden gegenüber den beiden größten "echten" Kryptowährungen gewonnen. Im März wurden laut dem Datenanbieter CoinMetrics 40 Prozent des mit Stablecoins, Bitcoin oder Ethereum transferierten Wertes mit Stablecoins transferiert. Dies ging vor allem auf Kosten von Bitcoin, dessen Transaktionskosten im Schnitt bei immerhin rund 50 Cent liegen.

Dass Stablecoins eine Reihe von Vorteilen gegenüber dem traditionellen Bankwesen haben, hat man Ende letzten Jahres auch eine Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eingeräumt. Dort heißt es: "Im Prinzip könnten Stablecoins im Einzelhandel eine breite Palette von Zahlungen ermöglichen und als Tor zu anderen Finanzdienstleistungen dienen."

Darüber hinaus haben Stablecoins weitere Vorteile gegenüber dem "echten" Dollar, mit dem sie hinterlegt sind. So wurde eine neue Klasse von Finanzdienstleistungen namens "DeFi" (dezentralisierte Finanzen) geschaffen, wobei Stablecoins programmgesteuert verliehen und als Sicherheit verwendet werden können.

Doch trotz ihrer erheblichen Vorzüge und Möglichkeiten sind die genannten Stablecoins kein Ausweg aus dem bestehenden Schuldgeldsystem. Denn sie sind an die Weltleitwährung Dollar gebunden. Wie die meisten Gold-ETFs, die gerade ebenfalls historische Zuflüsse verzeichnen, bieten auch Stablecoins keinen Vermögensschutz für den Fall, dass eine schwere Finanzkrise eintritt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Feuer und Tränengas: Tausende Bauern protestieren in Brüssel gegen Mercosur
18.12.2025

Feuer, Tränengas und Traktoren: Tausende Landwirte bringen Brüssels Europaviertel zum Chaos. Sie protestieren gegen das geplante...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...

DWN
Politik
Politik EU-Gipfel in Brüssel: Streit um russisches Vermögen und Mercosur-Freihandelsabkommen
18.12.2025

In Brüssel beginnt ein EU-Gipfel, der über Milliarden und Handel entscheidet. Es geht um festgesetztes russisches Vermögen, die...