Finanzen

Silber so billig wie nie zuvor, Investoren erwarten Boom

Lesezeit: 2 min
05.05.2020 16:00
Nie zuvor in den letzten etwa 5.000 Jahren war Silber im Vergleich zu Gold so billig wie heute. Dieser Zustand wird voraussichtlich nicht mehr lange anhalten.
Silber so billig wie nie zuvor, Investoren erwarten Boom
Schon die alten Assyrer vor mehr als 4.000 Jahren verwendeten Silber als Tauschmittel. (Foto: dpa)
Foto: Klaus Blume

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Vor mehr als 4.000 Jahren entwickelte sich Kanesh zu einem wichtigen Handelszentrum des Assyrischen Reiches. Denn die Stadt im Zentrum der heutigen Türkei lag an der Route zwischen dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer sowie zwischen Europa und Kleinasien. Kaufleute, Schriftgelehrte und Geldverleiher aus dem ganzen Assyrischen Reich reisten dorthin, um vom Boom bei Kupfer, Zinn und Textilien zu profitieren. Die zehntausenden erhaltenen Tontafeln aus dieser Zeit liefern uns auch viele Details über damalige Finanztransaktionen. 

So dokumentiert zum Beispiel eine im Metropolitan Museum in New York City ausgestellte Tafel die Bedingungen eines Kredits, der irgendwann im 19. Jahrhundert vor Christus in Kanesh vergeben wurde. Der Aufzeichnung zufolge lieh ein assyrischer Kaufmann zwei Händlern 3 Kilogramm Silber, wobei ein Drittel des Betrags in einem Jahr zurückgezahlt werden musste, wie der Investor Simon Black auf seinem Blog Sovereign Man berichtet. Dies war in einer Zeit, bevor es Münzen gab, sodass Transaktionen nach Gewicht abgerechnet werden mussten.

Gold und Silber wurden auch gegeneinander ausgetauscht. Laut einer Tafel aus dem alten Babylonien zur Zeit des Nebukadnezers waren 5 Schekel Silber einen halben Schekel Gold wert. Ein Schekel war in der Antike eine Gewichtseinheit, die etwa 8,33 Gramm entsprach. Die Tafel legt also nahe, dass Gold damals zehnmal so viel Wert war wie Silber. Das Gold-Silber-Verhältnis lag bis ins 20. Jahrhundert innerhalb der Spanne von 10 bis 20 Silbereinheiten pro Goldeinheit.

Zwar werden Gold und Silber heute nicht mehr als Tauschmittel verwendet. Doch das Gold-Silber-Verhältnis besteht weiter. In den letzten Jahrzehnten wurde eine Unze Gold in der Regel mit 50 bis 80 Unzen Silber bewertet. Nur selten war das Gold-Silber-Verhältnis höher oder niedriger. Umso erstaunlicher ist es, dass es im März vorübergehend bis auf rund 120 angestiegen ist. Nie zuvor in 5.000 Jahren Menschheitsgeschichte war Silber so billig im Verhältnis zu Gold gewesen. 

Wenn die Geschichte irgendeinen Schluss zulässt, dann jenen, dass das Gold-Silber-Verhältnis wieder niedriger werden muss. Damit dies eintritt muss der Silberpreis steigen oder der Goldpreis fallen oder beides. Simon Black wettet dabei eher auf einen Anstieg des Silberpreises. Zwar ist der Investor unsicher, wie sich die Corona-Krise weiter entwickeln wird. Doch eines ist seiner Ansicht nach klar: "Die westlichen Regierungen werden so viel Geld drucken, wie nötig ist, um alle zu retten."

Allein die US-Regierung wird nach offiziellen Angaben in diesem Haushaltsjahr ein Defizit von 3,6 Billionen Dollar verzeichnen. Zudem hat die Federal Reserve schon 2 Billionen Dollar gegen Corona gedruckt. Black glaubt, dass diese durchaus extremen Schritte erst der Anfang sind. "Mit diesem unverständlichen Tsunami aus Staatsverschuldung und Papiergeld, der das System überschwemmt, sind reale Vermögenswerte eine historisch großartige Investition."

Reale Vermögenswerte wie produktives Land, gut geführte Unternehmen, und Edelmetalle tendieren dazu, ein guter Vermögensschutz zu sein, wenn Zentralbanken viel Geld drucken, so Black. "Ackerland zum Beispiel war während der Stagflation in den 1970er Jahren einer der Vermögenswerte mit der besten Performance. Und die Finanzdaten der letzten Jahrzehnte zeigen, dass immer dann, wenn sie viel Geld drucken, der Goldpreis tendenziell steigt." Im Moment sei Gold im Vergleich zur aktuellen Geldmenge sogar noch relativ günstig.

Wenn Gold relativ günstig ist, was sagt das über Silber aus, das im Verhältnis zu Gold in den letzten 5.000 Jahren noch nie so billig war? Simon Black setzt auf physisches Silber. "Ich will nicht gegen Gold wetten, weil ich erwarte, dass sie weiterhin Geld drucken werden. Tatsächlich kaufe ich gern noch mehr Gold dazu. Und auch wenn wir uns über nichts sicher sein können, so gibt es doch starke Argumente dafür, dass der Silberpreis in die Höhe schnellen könnte."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...