Deutschland

Corona: Reinigungs-Branche bricht wegen Krise historisch ein

Reinigungen und Wäschereien gehören zu den Unternehmen in Deutschland, denen es besonders schlecht geht. Der Branchenverband mahnt die Bundesregierung, endlich zu handeln.
10.05.2020 12:00
Lesezeit: 1 min
Corona: Reinigungs-Branche bricht wegen Krise historisch ein
Die Wäscherei- und Reinigungsindustrie erwirtschaftet pro Jahr normalerweise Gesamtumsätze in Milliarden-Höhe. Doch wird das im laufenden Jahr wegen der Krise mit Sicherheit nicht zu erreichen sein. (Foto: dpa) Foto: Bernd W

Die Stimmung in der textilen Dienstleistungsbranche hat sich außerordentlich verschlechtert. Wie aus der aktuellen Geschäftsklimaumfrage des Deutschen Textilreinigungs-Verbandes (DTV) hervorgeht, sehen sich Wäschereien und Reinigungen derzeit mit massiven Umsatz- und Auftragseinbrüchen konfrontiert. So bewerten 80 Prozent der Befragten die Umsatzentwicklung als „schlecht“ und weitere 18 Prozent als „leicht negativ“. Ähnlich die Gewinnerwartungen: 84 Prozent beurteilen die Gewinnentwicklung als „schlecht“ und 13 Prozent als „leicht negativ“.

Zur Einordnung: Die Branche verzeichnet nach Angaben des Verbandes grundsätzlich jährliche Umsätze im niederen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich. Die Zahl der Betriebe lag im Jahr 2018 in Deutschland bei weniger als 5.000 – Tendenz fallend.

Diese Zahl könnte sich aufgrund der Corona-Krise noch weiter verringern. Denn viele Unternehmen verzeichnen einen Totalausfall, weil ihre Kunden aus Hotellerie und Gastronomie entweder geschlossen oder zahlungsunfähig sind. Hinzu kommt, dass zahlreiche Klienten zunehmend Zahlungen später leisten wollen.

Darüber hinaus ging die Nachfrage von Privatkunden in Folge der Pandemie stark zurück. Dabei beginnt gerade jetzt die Hauptsaison, die bis Ende Oktober dauert. „Da leben Reinigungen vor allem von den Hemden, Anzügen, von den Festtagskleidern und Hochzeiten. Nun sehen sich viele Betriebe mit Umsatzeinbrüchen von 80 Prozent konfrontiert“, so Andreas Schumacher, der Geschäftsführer des DTV.

„Die Werte sind historisch schlecht. Die Branche wurde durch die Corona-Krise mit voller Wucht getroffen. Negativ schlug vor allem das sinkende Privatkundengeschäft und die Schließung von Hotellerie- und Gastronomiebetrieben zu Buche“, sagt Schumacher.

Und auch der Blick in die nahe Zukunft sieht alles andere als gut aus: Die negative Stimmung wirkt sich der Umfrage des Verbandes zufolge ebenso auf Investitionen und Personalstand der Betriebe aus. Eine Verbesserung der Situation im zweiten Halbjahr 2020 sei nach Ansicht der Befragten kaum zu erwarten. „Der Stillstand in der Hotellerie und Gastronomie hat auch dramatische Auswirkungen auf deren Zulieferer wie Brauereien oder Wäschereien. Die Politik muss handeln und Lösungen sowohl für Hotellerie und Gastronomie als auch deren Zulieferer finden“, fordert Schumacher.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...