Finanzen

ETF-Käufe der Fed bringen BlackRock garantierte Gewinne

Lesezeit: 2 min
12.05.2020 16:47  Aktualisiert: 12.05.2020 16:47
Die Federal Reserve kauft erstmals auch ETFs. Unterstützung holt sie sich dafür vom weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock, der selbst Unmengen an ETF-Papieren verwaltet. Dies ist ein erheblicher Interessenkonflikt.
ETF-Käufe der Fed bringen BlackRock garantierte Gewinne
Der Schriftzug des weltgrößten Verögensverwalters BlackRock hängt über dem Eingang. (Foto: dpa)
Foto: Justin Lane

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die New Yorker Federal Reserve hat am Montagabend auf ihrer Webseite angekündigt, dass die neue geschaffene Abteilung zum Kauf von Unternehmensanleihen SMCCF am kommenden Tag, Dienstag, den 12. Mai den Ankauf von börsengehandelten Fonds (ETFs) starten wird. Der Start des Programms war ursprünglich für "Anfang Mai" angekündigt worden, doch bis Montagabend hatte es keine Informationen gegeben.

Das Programm zum Kauf von Unternehmensanleihen-ETFs ist der umstrittenste Teil des jüngsten Notprogramms der US-Zentralbank zur Vergabe von Coronavirus-Krediten. Nicht einmal während der Finanzkrise wagte der damalige Fed-Chef Ben Bernanke einen solchen Schritt. Die Käufe der US-Zentralbank beschränkten sich bisher auf Staatsanleihen und hypothekarisch gesicherte Wertpapiere.

Allein die Ankündigung der Federal Reserve von Ende März, dass sie mittels ETFs in den Kauf von Unternehmensanleihen einsteigen wird, hat den Markt in der Folge deutlich beruhigen können. Denn die Investoren in diesem riesigen Markt hatten nun die Gewissheit, dass die Zentralbank die Nachfrage nach den Papieren stützen wird.  

Doch nicht alle ETFs kommen für den Kauf in Frage. Die Fed wird nach eigenen Angaben nur in den USA gelistete ETFs kaufen, "deren Anlageziel darin besteht, ein breites Engagement auf dem Markt für US-Unternehmensanleihen aufzubauen". Zudem werden man überwiegend ETFs kaufen, "deren primäres Anlageziel ein Engagement in US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating ist".

Doch zu einem geringeren Teil will die Fed auch "in ETFs investieren, deren primäres Anlageziel ein Engagement in hochverzinsliche US-Unternehmensanleihen ist". Diese hochverzinslichen Anleihen haben ein höheres Ausfallrisiko, weshalb sie mitunter auch abfällig als Schrottanleihen (engl. Junk-Bonds) oder als Ramsch bezeichnet werden.

Die Fed wird bei der Kaufentscheidung auch noch weitere zusätzliche Faktoren berücksichtigen, etwa die Zusammensetzung von Schuldtiteln mit und ohne Investment-Grade-Rating, den Managementstil, den Umfang der gehaltenen Schuldtitel, die durchschnittliche Laufzeit der zugrunde liegenden Schuldtitel, das gesamte verwaltete Vermögen, das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen und die Hebelwirkung.

Unterstützt wird die Fed bei den ETF-Käufen durch BlackRock. BlackRock ist nicht nur der weltweit größte Vermögensverwalter, sondern auch der weltweit größte Verwalter von ETFs. Die Federal Reserve hat auf ihrer Website die entsprechende Vereinbarung veröffentlicht, die am Montag in Kraft getreten ist.

Die Vereinbarung zwischen der Fed und BlackRock enthält weitere Informationen über die Strategie, die man beim Kauf von börsengehandelten Unternehmensanleihen-Fonds verfolgen will. Der Kauf von Unternehmensanleihen, auch über ETFs, wird demnach in drei Phasen erfolgen: einer "Stabilisierungsphase", einer "laufenden Überwachungsphase" und einer "Unterstützungsreduktionsphase". Und weiter:

"Sobald die Maßnahmen für das Funktionieren des Marktes wieder auf Niveaus zurückkehren, die sich enger, aber nicht vollständig an den Niveaus orientieren, die den vorherrschenden wirtschaftlichen Bedingungen entsprechen, werden breit angelegte Käufe in einem reduzierten, stetigen Tempo fortgesetzt, um diese Bedingungen aufrechtzuerhalten."

Aus der Kooperation zwischen der Fed und BlackRock beim ETF-Kauf ergibt sich offensichtlich ein erheblicher Interessenkonflikt. Und dies umso mehr, als BlackRocks leitender Anleiheinvestor Rick Rieder bereits ausdrücklich gesagt hat, dass er den ETF-Käufen der Fed zuvorkommen will (Engl. front-running). Das heißt vereinfacht, BlackRock wird die ETFs relativ preiswert kaufen und sie dann teurer an die Fed weiterverkaufen


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...