Politik

Krankenkassen: Massive Beitragserhöhungen wegen Corona erwartet

Die gesetzlichen Krankenkassen planen, die Beiträge massiv zu erhöhen. Corona soll einen Liquiditätsengpass zum Jahresende verursacht haben. Nur der Bund kann die Kassen retten.
12.05.2020 20:09
Aktualisiert: 12.05.2020 20:09
Lesezeit: 1 min
Krankenkassen: Massive Beitragserhöhungen wegen Corona erwartet
Gesundheitsminister Jens Spahn muss sofort reagieren. (Foto: dpa) Foto: Christoph Soeder

Die Corona-Krise hat den gesetzlichen Krankenversicherungen schwer zugesetzt. "Ohne gesetzliche Maßnahmen steuert das Finanzierungssystem der Krankenversicherung spätestens zum Jahreswechsel 2020/21 auf einen existenziell bedrohlichen Liquiditätsengpass zu: Die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds wird im Verlauf des zweiten Halbjahres aufgrund der absehbaren Mindereinnahmen und vorgegebenen Zahlungsverpflichtungen aufgebraucht sein", heißt es in einem dem Handelsblatt vorliegenden Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes.

In der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) drohen nach Darstellung der Krankenkassen höhere Beiträge, wenn der Bund nicht mehr Geld der Steuerzahler beisteuert, so Reuters.

Ihr Spitzenverband forderte nach einer Telefonkonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen höheren Bundeszuschuss. Es habe Einigkeit geherrscht, dass die Stabilität der GKV-Finanzen eine herausragende Rolle spiele, sagte die Vorstandschefin des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, am Dienstag. Deshalb werde spätestens im Herbst mit Finanzminister Olaf Scholz (SPD) über einen höheren Bundesanteil an der GKV-Finanzierung zu sprechen sein. Unterstützung bekam sie vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und von den Grünen. Das Gesundheitsministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Krankenkassen stellen sich auf geringere Einnahmen als Folge der Viruskrise ein. Höhere Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit vermindern die Beitragseinnahmen. Zudem konnten von der Krise betroffene Arbeitgeber die Sozialbeiträge für die Monate März und April stunden lassen. Über eine Anschlussregelung wird noch verhandelt. In den Finanzen deutet sich das bereits an: In einer internen vorläufigen Auswertung kam das Bundesamt für Soziale Sicherung zu dem Ergebnis, dass im April die Beitragseinnahmen für die Krankenkassen im Vergleich zum Vorjahresmonat um etwa fünf Prozent gesunken seien. Das seien etwa 680 Millionen Euro weniger. Für eine belastbare Prognose der weiteren Entwicklung “gibt es noch zu wenig Daten”, teilte die für den Gesundheitsfonds zuständige Behörde auf Anfrage mit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...

DWN
Politik
Politik Aus Angst vor Trump: China lässt den Iran im Stich
23.06.2025

Chinas harsche Kritik an den US-Angriffen auf Iran täuscht über Pekings wahres Kalkül hinweg. Im Hintergrund geht es um knallharte...

DWN
Politik
Politik US-Angriff auf den Iran: Die Märkte bleiben erstaunlich ruhig
23.06.2025

Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die globalen Märkte ruhig. Doch die Straße von Hormus bleibt ein geopolitischer...