Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Donnerstag ein temporäres Corona-Behandlungszentrum in Berlin besucht. Der erste Mann im Staat trug zu dem Anlass – wie alle anderen Anwesenden auch – eine Gesichtsmaske. Als jedoch der Termin vorbei war - und die Kameras offenbar ausgeschaltet wurden -, zog Steinmeier noch vor Ort sofort seine Maske aus. Auf im Internet veröffentlichten Videos des Vorfalls ist der Bundespräsident mit den Worten zu hören: „Kann ich das mal eben loswerden.“
Steinmeier ist nicht der erste Spitzenpolitiker, der in der Coronakrise für Wirbel gesorgt hat. So ist die in die Kritik geratene Fahrt mehrerer Politiker in einem proppenvollen Aufzug in Gießen mitten in der Corona-Pandemie kein Fall für die Staatsanwaltschaft mehr, berichtete die dpa Anfang Mai. Es habe sich bei Vorermittlungen kein Anfangsverdacht einer strafbaren Handlung ergeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen.
Mitte April hatte ein Foto für Wirbel gesorgt, das den hessischen Ministerpräsident Volker Bouffier, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) und Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) trotz der Corona-Abstandsregeln zusammen mit weiteren Personen eng beieinander stehend in einem Aufzug des Uni-Klinikums in Gießen zeigt. Daraufhin gingen mehrere Anzeigen ein. Die Politiker hatten an dem Tag das Krankenhaus besucht und mit Mitarbeitern gesprochen.
Der erste offizielle Besuch außerhalb Wiens seit Beginn der Corona-Krise hatte auch Österreichs Kanzler Sebastian Kurz heftige Kritik eingebracht. Der konservative Politiker war am Mittwoch im Kleinwalsertal ohne Mundschutz unterwegs. Außerdem wurde der Sicherheitsabstand von einem Meter vielfach nicht eingehalten. Von dem Besuch kursierten am Donnerstag Aufnahmen im Internet, unter anderem von den Vorarlberger Nachrichten. Zu sehen ist, wie Besucher und Politiker ohne Maske eng beieinander sind.
Bei einem späteren Termin auf die Situation angesprochen sagte Kurz, er sei von der Menge der Medienvertreter und der Bürger überrascht gewesen. Er habe mehrmals darum gebeten, die Sicherheitsabstände einzuhalten. Das habe aber nicht immer geklappt. „Wichtig ist, dass wir uns alle bemühen. Niemand macht absichtlich etwas falsch“, so der Regierungschef.