Politik

WHO-Mitglieder streiten über unabhängige Corona-Untersuchung

Mehr als die Hälfte der WHO-Mitgliedstaaten unterstützen einen Antrag auf eine unabhängige Untersuchung wegen des Coronavirus. Offenbar gibt es in dieser Frage einen Konflikt zwischen China und Russland.
18.05.2020 16:32
Lesezeit: 1 min
WHO-Mitglieder streiten über unabhängige Corona-Untersuchung
Mitarbeiter im Leishenshan Hospital in der chinesischen Stadt Wuhan, wo das Virus erstmalig ausgebrochen. (Foto: dpa) Foto: Shen Bohan)

Gesundheitsminister aus der ganzen Welt werden bei der Jahresversammlung der WHO wohl auf eine unabhängige Überprüfung des Umgangs der Weltgesundheitsorganisation mit der Coronavirus-Pandemie dringen. Dem dürften sich Diplomaten zufolge auch China und die USA anschließen, obwohl sie gegensätzliche Ansichten über die Arbeit der WHO geäußert haben.

Doch nach mehr als einer Woche intensiver Verhandlungen über die Resolution, die von der Europäischen Union bei dem zweitägigen virtuellen Treffen präsentiert werden soll, sei es zu einem "zerbrechlichen Konsens" gekommen. Die Resolution fordert auch einen zeitnahen und gerechten Zugang zu sicheren und wirksamen Diagnostika, Medikamenten und Impfstoffen gegen das neuartige Coronavirus, an dessen Folgen weltweit mehr als 300.000 Menschen gestorben sind.

"Es sieht so aus, als ob die Resolution angenommen wird", sagte ein europäischer Diplomat der Nachrichtenagentur Reuters. Gegenwärtig bestehe Einigkeit über eine Überprüfung des gesamten Systems und einer Untersuchung der Herkunft des Virus, wenn auch nicht sofort. Die EU-Resolution wird von einer Reihe von Ländern unterstützt, darunter auch von Australien - einem lautstarken Kritiker der WHO und Chinas - als auch von Großbritannien, Kanada, Indien, Japan und Russland.

Aus einem Entwurf der Resolution geht die Unterstützung von insgesamt 116 der 194 Mitgliedsstaaten der WHO hervor. Die Resolution fordert WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus dazu auf, eine "unparteiische, unabhängige und umfassende Überprüfung" der von der WHO koordinierten internationalen Gesundheitsmaßnahmen im Kampf gegen das Virus in die Wege zu leiten.

Chinas Außenministerium erklärte, es sei noch zu früh, eine Untersuchung über den Ursprung und die Verbreitung des Virus zu starten. Der chinesische Präsident Xi Jinping will per Videoschalte eine Rede bei der Eröffnungszeremonie der WHO-Versammlung halten. Nach Einschätzung der WHO hat das Virus seinen Ursprung auf einem Wildtiermarkt in der chinesischen Provinzhauptstadt Wuhan.

US-Außenminister Mike Pompeo hatte diesen Monat gesagt, es gebe eine "erhebliche Menge an Beweisen", dass das Virus aus einem Labor in Wuhan stammt. China weist das aber zurück. Die Volksrepublik hat sich entschieden gegen eine internationale Untersuchung der Pandemie ausgesprochen, schien jedoch gegenüber der Resolution am Montag offener zu sein. "China hat zusammen mit anderen Ländern aktiv an den Konsultationen teilgenommen", sagte ein Sprecher des Außenministeriums.

Trump war am Wochenende etwas von seiner Drohung zurückgerudert, die Zahlungen an die WHO völlig einzustellen. Er sprach davon, dass die USA zehn Prozent der ursprünglich zugesagten Zahlungen überweisen könnten. Damit würde man mit den Zahlungen Chinas gleichziehen. Trump wirft der WHO eine zu große Nähe zu China vor und dem Land selbst, dass es verantwortlich für den weltweiten Ausbruch der Coronavirus-Pandemie sei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...