Ohne öffentliche Gedenkveranstaltung haben Institutionen und Privatleute in Kassel an den erschossenen Regierungspräsidenten Walter Lübcke erinnert. Vor dem Regierungspräsidium legten sie am Dienstag anlässlich seines Todestags Blumen und Kränze nieder. Für die Mitarbeiter der Behörde gab es eine digitale Andacht in der Kasseler Stadtkirche St. Martin: „Weil auch kirchliche Veranstaltungen den Hygiene- und Abstandsvorschriften der Corona-Abwehr unterliegen, wurde die Andacht kurz zuvor aufgezeichnet und wird im Intranet der Behörde von den Mitarbeitenden verfolgt“, sagte ein Behördensprecher.
„Aus Sicht des Regierungspräsidiums ist der heutige Jahrestag für die Trauerarbeit so etwas wie eine zumindest kalendarische Zäsur“, erklärte Kassels neuer Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber (CDU). Der CDU-Politiker Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni 2019 auf der Terrasse seines Wohnhauses im Kreis Kassel mit einem Kopfschuss getötet worden. Der mutmaßliche Täter Stephan E. und sein mutmaßlicher Unterstützer Markus H. sollen sich ab dem 16. Juni vor dem Oberlandesgericht Frankfurt verantworten.
Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke wird Mitte Juni beginnen. Das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt gab am Dienstag den 16. Juni als Auftakttermin für das Verfahren gegen den Hauptverdächtigen Stephan E. und dessen mutmaßlichen Unterstützer Markus H. bekannt (10.00 Uhr). Das Hauptverfahren sei an diesem Dienstag eröffnet und die Anklage des Generalbundesanwalts zugelassen worden - am Jahrestag der Ermordung Lübckes.
Stephen E. ist den Angaben zufolge zudem angeklagt, im Januar 2016 in Lohfelden (Landkreis Kassel) einen aus dem Irak stammenden Bewohner einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge niedergestochen zu haben, um ihn zu töten. Der Prozess ist vorerst bis Ende Oktober angesetzt.