Politik

Griechenland ist bereit für einen Krieg gegen die Türkei

Griechenlands Verteidigungsminister droht der Türkei mit militärischer Gewalt. Beim Streit zwischen Ankara und Athen geht es um Bohrrechte in der Ägäis und ein Seerechtsabkommen.
05.06.2020 23:27
Aktualisiert: 05.06.2020 23:27
Lesezeit: 2 min
Griechenland ist bereit für einen Krieg gegen die Türkei
Militärflugzeuge nehmen am 28. Oktober 2016 an einer Militärparade teil. (Foto: dpa) Foto: Nikos Arvanitidis

Griechenlands Verteidigungsminister Nikos Panayotopoulos hat am Freitag bekanntgegeben, dass Athen bereit ist, mit Waffengewalt gegen die Türkei vorzugehen. „Wir sind bereit für militärische Maßnahmen und machen deutlich, dass wir Maßnahmen zum Schutz der souveränen Rechte Griechenlands ergreifen werden“, so Panayotopoulos. Über die Drohung des griechischen Verteidigungsministers hatte auch das Middle East Forum berichtet.

General Konstantinos Floros hatte vor wenigen Tagen gesagt, dass die Feinde Griechenlands einen Fehler machen, wenn „sie uns unterschätzen“, berichtet Greek City Times. „Wir sind die Nachkommen einfacher und mutiger Krieger. Unsere glorreiche Heldentradition muss fortgesetzt werden. Besonders zu dieser Jahreszeit, in der die Wolken in unserer Nachbarschaft dichter werden und das geopolitische Schachbrett in Flammen steht“, meint Flores.

Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis äußerte die Gewissheit, dass Griechenland „die volle Unterstützung der Europäischen Union“ habe, berichtet die Zeitung Kathimerini. Die griechische Regierung sollte vielleicht auch bedenken, dass die Türkei, Griechenland und zahlreiche europäische Staaten Nato-Partner sind.

Die offensiven Aussagen der Griechen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem türkische Militärs und die libyschen Truppen den Söldner-General Chalifa Haftar aus der Hauptstadt Tripolis vertrieben haben.

Im vergangenen November hatten die Türkei und Libyen eine Seegrenzen-Vereinbarung unterzeichnet. Sie teilt unter anderem ein Meeresgebiet südlich der griechischen Insel Kreta und der Inselgruppe der Dodekanes auf, in dem reiche Erdgasvorkommen vermutet werden. Die Türkei vertritt die Auffassung, dass Griechenland keine Ansprüche auf das Gebiet besitzt, weil die Inseln nur Hoheitsgewässer und keinen Festlandsockel hätten. Griechenland vertritt hingegen die Ansicht, das die Türkei keinerlei Ansprüche habe.

Das Seeabkommen zwischen der Türkei und Libyen stieß bei der Bundesregierung und in der EU auf Kritik. „Wir rufen die Türkei und Libyen auf, die Souveränität und die souveränen Rechte aller EU-Mitgliedstaaten zu respektieren“, sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Maria Adebahr, mit Blick auf Griechenland und Zypern.

Griechenlands Verteidigungsminister hätte unter keinen Umständen eine militärische Drohung gegen die Türkei aussprechen können, wenn er sich der externen Unterstützung nicht gewiss gewesen wäre. Denn fast zeitgleich veröffentlichte das US-Außenministerium eine Erklärung, in der das Seeabkommen zwischen Libyen und der Türkei als „provokativ und nicht hilfreich“, berichtet The National Herald. Doch es ist mehr als nur wahrscheinlich, dass das Seeabkommen zwischen den Verteidigungsministerien der USA und der Türkei abgesprochen wurde. Die Erklärung des US-Außenministeriums, das nicht immer dieselbe Meinung wie das Pentagon vertritt, gehört scheinbar in den Bereich der Lippenbekenntnisse. Jedenfalls sollte es im Interesse aller Menschen in der Region sein, wenn Athen und Ankara deeskalieren und die Diplomatie einschalten.

Dem Historiker Dimitri Kitsikis zufolge könnten alle Probleme zwischen Griechenland und der Türkei gelöst werden, wenn sich beide Länder zu einer „Türkisch-Griechischen Föderation“ zusammenfinden könnten. Am Ende des 20. Jahrhunderts wurde diese Idee in Athen und Ankara sogar ernsthaft überdacht. Doch sie verschwand wieder aus den Köpfen der Diplomaten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Milliarden-Etat für 2026: Bundestag stemmt Rekordhaushalt
28.11.2025

Der Bundestag hat den Haushalt für 2026 verabschiedet – mit Schulden auf einem Niveau, das zuletzt nur während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Zu wenige Fachkräfte, zu viele Arbeitslose: Deutschlands paradoxer Arbeitsmarkt
28.11.2025

Deutschland steuert auf fast drei Millionen Arbeitslose zu, doch das eigentliche Problem liegt laut Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bleibt im November bei 2,3 Prozent stabil
28.11.2025

Auch im November hat sich die Teuerungsrate in Deutschland kaum bewegt: Die Verbraucherpreise lagen wie schon im Vormonat um 2,3 Prozent...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Koalition erzielt Kompromisse bei Rente, Autos und Wohnungsbau
28.11.2025

Nach langen Verhandlungen haben CDU, CSU und SPD in zentralen Streitfragen Einigungen erzielt. Die Koalitionsspitzen verständigten sich...

DWN
Politik
Politik Zeitnot, Lücken, Belastung: Schulleitungen schlagen Alarm
28.11.2025

Deutschlands Schulleiterinnen und Schulleiter stehen nach wie vor unter hohem Druck: Laut einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft VBE sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Datenschutz oder Fortschritt? Der Balanceakt zwischen Sicherheit und Innovation
28.11.2025

Die DSGVO sollte Vertrauen schaffen – doch sie ist für viele Unternehmen zur Innovationsbremse geworden. Zwischen Bürokratie,...

DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
28.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Politik
Politik Korruptionsermittlungen in Kiew: Behörden durchsuchen Bürochef von Selenskyj
28.11.2025

Die ukrainischen Anti-Korruptionsbehörden haben am Morgen eine Durchsuchung bei Andrij Jermak, dem Leiter des Präsidentenbüros von...