Die Corona-Krise hat nach Angaben der EU-Drogenbeobachtungsstelle das Konsumverhalten bei Drogen in Europa deutlich beeinflusst. Ein erheblicher Teil der Konsumenten sei während der strengen Ausgangsbeschränkungen von illegalen Rauschmitteln auf Alkohol und auch gefährlichere, aber frei erhältliche Substanzen umgestiegen, wie etwa das aus einem Lösungsmittel gewonnene GBL.
Während der Absatz stockte, sei die Drogenproduktion selbst jedoch in etwa gleich hoch geblieben. Zwischenhändler dürften deshalb auf großen Mengen sitzen und versuchen, diese mit Beginn der Lockerungen der Corona-Beschränkungen in den Markt zu drücken, schrieben die EU-Drogenexperten in Lissabon am Donnerstag.
Während der Krise habe sich der - wie gesagt, insgesamt zurückgegangene Handel - weg von der Straße stärker ins Internet verlagert. Hier seien eher Messenger-Dienste mit sogenannter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wie WhatsApp genutzt worden, weniger die verborgenen Bereiche des Internets wie das Darknet. Dealer hätten sich darauf verlegt, Drogen direkt nach Hause zu liefern oder teilweise sogar mit der Post zu verschicken und Überweisungen als Bezahlung zu akzeptieren.
Zurückgegangen während der Corona-Krise sei vor allem der Konsum von Kokain und synthetischen Drogen wie Ecstasy. Wegen der Ausgeh-Beschränkungen habe es kein Nachtleben mehr gegeben, wo solche Aufputschmittel am ehesten konsumiert werden, schrieben die EU-Experten in ihrem 24-seitigen Bericht.
Darin schildern sie den Fall eines Kokain-Konsumenten, der während des Corona-Lockdowns in seiner Wohnung fast durchgedreht sei und schließlich auf legale Drogen umstieg: «Jetzt trinke ich abends Wein und Whiskey, das entspannt mich viel mehr.»