Auf der Karibikinsel Curacao sind Unruhen ausgebrochen. Dem Nachrichtenportal Atlantic Sentinel zufolge wurden die auf der Insel stationierten Soldaten in Absprache mit der örtlichen Polizei aktiviert, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen.
Die Niederlande haben 800 Soldaten auf der Insel stationiert, wozu auch Einheimische zählen, die in zwei Milizen organisiert sind. Zudem sind 150 niederländische Marinesoldaten auf der Nachbarinsel Aruba stationiert und 120 auf Curacao selbst. Dem niederländischen Verteidigungsminister zufolge sollen die Soldaten öffentliche Gebäude schützen und der Polizei auf diese Weise neuen Handlungsspielraum geben.
Wie das auf südamerikanische Themen spezialisierte Portal Amerika 21 berichtet, sind die Unruhen eine Folge von Kürzungen im Sozialsystem, welche infolge des durch die Corona-Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen Schocks von der Lokalregierung erlassen wurden. Der Tourismus, der wichtigste Wirtschaftszweig der Insel, ist zusammengebrochen. Rund 80.000 Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind von der Vergabe von Essensmarken abhängig. Verschärft wird die Situation zudem von tausenden Venezolanern, welche in den vergangenen Jahren aus dem nahe gelegenen Nachbarland auf die Insel geflüchtet sind.
Im Zuge der Krawalle hatten Protestierende Barrikaden errichtet, Feuer gelegt und den Regierungspalast gestürmt, berichtet Amerika 21. Der Protest richtet sich auch gegen die Niederlande, die Kredite zur Stützung der Wirtschaft und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit an strenge Bedingungen und Spargebote knüpft. Atlantic Sentinel zufolge haben auch Straßengangs an den Ausschreitungen teilgenommen.
Curacao verfügt seit 1951 über eine weitgehende Autonomie, gehört aber staatsrechtlich zu den Niederlanden, welche in außenpolitischen und Verteidigungsfragen noch die Autorität ausübt, weswegen Curacao ein EU-Außengebiet darstellt und Fördermittel der Europäischen Union erhält.