Wirtschaft

Wasserstoff-Geschäft in China: Linde fällt Wirtschaftsminister Altmaier in den Rücken

Das Management des Industrie-Konzerns Linde macht im Reich der Mitte verstärkt Geschäfte, die der Bundesregierung gar nicht gefallen dürften.
26.07.2020 11:02
Aktualisiert: 26.07.2020 11:02
Lesezeit: 1 min
Wasserstoff-Geschäft in China: Linde fällt Wirtschaftsminister Altmaier in den Rücken
Die Wasserstoff-Technologie steht immer mehr in der Diskussion. Hier eine Tankstelle. (Foto: dpa) Foto: Martin Schutt

Der Industriekonzern Linde hat mit seinem chinesischen Partner BGHTD aus Peking eine Absichtserklärung unterschrieben, um gemeinsam Lösungen für die grüne Wasserstoff-Technologie in China voranzubringen. Beide Unternehmen wollen unterschiedliche Projekte in Angriff nehmen, heißt es in einer offiziellen Erklärung auf der Website von Linde.

Dazu gehören die Forschung und Entwicklung sowie die Einführung von mobilen Lösungen für die Olympischen Winterspiele 2022, die in der chinesischen Hauptstadt ausgetragen werden. BGHTD ist eine Wasserstoff-Tochter des chinesischen Energie-Riesen China Power, der zu den 50 größten chinesischen Unternehmen gehört.

"Die Nachhaltigkeit ist die wichtigste Priorität für Linde, und unsere Mission besteht darin, die Welt produktiver zu machen", sagte Sanijv Lamba, stellvertretende Präsident und CEO des Konzerns in der Asien- und Pazifik-Region. "Linde ist ein global führendes Unternehmen, wenn es um die Wasserstoff-Technologie und mobile Lösungen geht. So können wir uns auf die Zusammenarbeit mit China Power für die Entwicklung von Wasserstoff- und anderen sauberen Energielösungen freuen, um die chinesische Energiewende zu unterstützen."

Und gerade das kann Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nicht schmecken. Der Grund: Die Bundesregierung hat gerade nach langer Verzögerung eine Nationale Wasserstoff-Strategie verabschiedet, um diese Technologie in Deutschland voranzubringen. Dafür nimmt sie sogar eine Menge Geld in Hand: So sollen hierzulande sieben Milliarden Euro für die Förderung von Projekten ausgegeben werden.

"Mit der Wasserstoffstrategie stellen wir die Weichen dafür, dass Deutschland bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 in der Welt wird," hatte Altmaier gesagt. Der Minister sieht Wasserstoff als einen Schlüsselrohstoff für eine erfolgreiche Energiewende. Dafür müssten jetzt die Potenziale für Wertschöpfung, Beschäftigung und den Klimaschutz erschlossen und genutzt werden.

Dass nun ausgerechnet Linde, das als deutsches Vorzeigeunternehmen gilt, verstärkt seine Geschäfte mit China macht, dürfte Altmaier mehr als bitter aufstoßen. Für den Konzern macht dieser Schritt natürlich schon Sinn, weil die Geschäfte in der Asien-Pazifik-Region (APAC), zu der China gehört, bisher ein wichtiger Ertragsbringer ist. So hat APAC nach Angaben des Unternehmens im ersten Quartal 2020 etwa 38 Prozent zum operativen Gewinn von insgesamt 733 Millionen Dollar beigetragen.

Allerdings ist Linde auch schon lange kein deutsches Unternehmen mehr. Spätestens seit der Fusion vor zwei Jahren mit dem US-Konkurrenten Praxair hat es sich immer mehr von seinem deutschen Stamm-Markt entfernt. Das wird nicht zuletzt daran deutlich, dass die Gesellschaft über eine britische Rechtsform verfügt und seinen Hauptsitz in Dublin hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....

DWN
Immobilien
Immobilien Koalitionsvertrag 2025: Das bedeutet er für Mieter, Vermieter und Immobilienbesitzer
17.05.2025

Union und SPD haben nach längerem Hin und Her den Koalitionsvertrag für die kommende Regierungsperiode unterschrieben. Was dieser zu den...

DWN
Technologie
Technologie Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken
17.05.2025

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes...

DWN
Politik
Politik Präsidentschaftswahlen in Rumänien: Wird George Simion Trumps „Werkzeug“ in Europa?
17.05.2025

Ein Trump-Verehrer an der Spitze Rumäniens? George Simion, der Favorit für die Präsidentschaft, ist zuversichtlich, dass er die Wahl am...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt: Klingbeils Kraftakt mit zwei Haushalten und einem klaren Ziel
17.05.2025

Ein Kaltstart für Finanzminister Klingbeil: Treffen in Brüssel, die Steuerschätzung, Gespräche der G7 – alles binnen zwei Wochen. Der...

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...