Politik

Nach brutalem Vorgehen gegen Demonstranten: Putin will weißrussische Sicherheitskräfte zur Verantwortung ziehen

Nach einem Treffen zwischen Alexander Lukaschenko und Wladimir Putin steht fest: Der weißrussische Präsident hat von Moskau nicht viel Unterstützung zu erwarten.
27.08.2020 16:45
Lesezeit: 1 min

Angesichts des Machtkampfes in Weißrussland hält Russland Sicherheitskräfte für den Fall eines Eingreifens in Reserve. Das sei auf Bitten von Präsident Alexander Lukaschenko erfolgt, sagte Kreml-Chef Wladimir Putin heute dem Sender „Rossija 1“.

Aber: Besonders weit geht das Hilfsangebot von Putin nicht – so will er unter anderem keine Soldaten schicken, schon gar keine schweren Waffen, sondern ausschließlich Polizei-Einheiten. Darüber hinaus sei er sich mit seinem Kollegen in Minsk einig gewesen, dass es einen Einsatz nur unter bestimmten Voraussetzungen gebe, beispielsweise „wenn die Situation außer Kontrolle gerät und extremistische Elemente, die sich hinter politischen Parolen verstecken, bestimmte Grenzen überschreiten“. Als Beispiele nannte Putin Raubüberfälle, in Brand gesteckte Autos oder Bankraube.

Doch danach sieht es in Weißrussland derzeit überhaupt nicht aus – bislang geht von den Demonstranten keinerlei Gewalt aus. Putin sagte dann auch, er und Lukaschenko seien zu dem Schluss gekommen, dass es derzeit keinen Grund gebe, die Polizeieinheiten in Marsch zu setzen. Im Gegenteil: „"Wir gehen davon aus, dass alle bestehenden Probleme, die es heute in Weißrussland gibt, friedlich gelöst werden.“ Weiter sagte er, dass alle zur Rechenschaft gezogen werden müssten, die Verstöße begangen hätten. Und zwar sowohl Demonstranten – aber auch Sicherheitskräfte.

Unterstützung für Lukaschenko sieht anders aus. Dass Putin gleichzeitig dem Westen eine unzulässige Einmischung in die inneren Angelegenheiten Weißrusslands vorwarf und dabei explizit Amerikaner und Europäer nannte, nützt dem unter Druck gekommenen Präsidenten auch nichts. Für Weißrusslands Belange interessiert sich der Kreml-Chef nicht wirklich – für ihn ist das Land lediglich in seiner Rolle als Pufferstaat zwischen Russland und dem Westen von Belang.So steht Lukaschenko immer isolierter dar – zumal es scheint, als ob er sich auch nicht mehr auf seine Sicherheitskräfte verlassen kann. Darüber und über die Ereignisse der letzten Tage in Weißrussland veröffentlichen die DWN am Wochenende einen großen Bericht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aktienmärkte drehen ins Plus: Trump gibt im Zollstreit nach – aber nicht gegenüber China
09.04.2025

Die wirtschaftspolitische Linie des US-Präsidenten bleibt unklar. Gerade eingeführte US-Zölle werden plötzlich ausgesetzt – ein...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD steht: Industriestrompreis kommt, Bürgergeld wird verschärft, Heizungsgesetz soll weg
09.04.2025

Nach intensiven Koalitionsverhandlungen steht der neue Koalitionsvertrag zwischen SPD, CDU und CSU fest. 45 Tage nach der Bundestagswahl...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Zwischen Rekordjagd und Rückschlagsgefahr – wie Anleger sich jetzt verhalten sollten
09.04.2025

Nach einem kurzen Rücksetzer bewegt sich der Goldpreis aktuell wieder in Richtung seines Rekordhochs. Die jüngsten Entwicklungen im...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD: Wirtschaft sieht Licht und Schatten im Koalitionspapier
09.04.2025

Das Regierungsabkommen von CDU, CSU und SPD stößt in der Wirtschaft auf eine differenzierte Resonanz. Verschiedene Branchenvertreter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Diversitätsprogramme: Sollen sich deutsche Unternehmen Trumps Agenda anpassen?
09.04.2025

Deutsche Unternehmen sehen sich zunehmend mit einem schwierigen Dilemma konfrontiert, das sich mit jedem Tag weiter zuspitzt. Die Financial...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Azubi-Recruiting: Wie Unternehmen Auszubildende finden und was Personaler beachten sollten
09.04.2025

Der War of Talents existiert nicht nur bei der Gewinnung von qualifizierten Fachkräften, sondern auch bei der Suche nach passenden...

DWN
Politik
Politik Zollstreit mit Trump: EU stimmt für erste Gegenzölle auf US-Produkte - Levi’s, Rice Krispies und Brillo-Pads im Fokus
09.04.2025

Die EU ist bereit, Zölle von bis zu 25 Prozent auf Hunderte von US-Produkten zu erheben, darunter Nicorette-Kaugummi, Brillo-Pads,...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Kräftige Verluste zum Start in den Mittwochshandel - Trumps Zollpaket belastet
09.04.2025

Der DAX ist am Mittwoch mit kräftigen Verlusten in den Börsenhandel gestartet. Trumps zweites Zollpaket ist in Kraft getreten und erhöht...