Politik

Schüsse an chinesisch-Indischer Grenze: Der Kampf um den Himalaya geht in eine neue Phase

Die Ruhe währte nur kurz: An der indisch-chinesischen Grenze sind gestern Schüsse gefallen.
08.09.2020 11:49
Aktualisiert: 08.09.2020 11:49
Lesezeit: 1 min
Schüsse an chinesisch-Indischer Grenze: Der Kampf um den Himalaya geht in eine neue Phase
Ein indischer Grenzeposten. Teilweise sind weder die indischen noch die chinesischen Soldaten bewaffnet - und haben sich dennoch bereits blutige Kämpfe geliefert. (Foto: dpa) Foto: Idrees Abbas

Der Grenzkonflikt zwischen Indien und China ist erneut aufgeflammt. Beide Staaten warfen einander am heutigen Dienstag vor, im westlichen Himalaya Schüsse in die Luft abgegeben und so die militärischen Spannungen verstärkt zu haben.

Das indische Militär behauptet, dass sich am Montagabend chinesische Soldaten einer indischen Stellung genähert hätten. Indische Soldaten wären daraufhin deutlich sichtbar in Position gegangen, woraufhin chinesische Soldaten Warnschüsse in die Luft abgegeben hätten. Die indischen Soldaten hätten dagegen nicht geschossen, sich in keiner Weise aggressiv verhalten oder gar die Grenze überschritten. Im Gegenteil, sie hätten „große Zurückhaltung“ geübt.

Dem widersprach Chinas Außenministerium. Indische Soldaten hätten die Kontrolllinie widerrechtlich überschritten und als erste Warnschüsse abgefeuert, was eine „schwerwiegende militärische Provokation“ sei. Chinesische Soldaten hätten lediglich die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Lage zu stabilisieren. Der Ministeriumssprecher forderte Indien auf, bei seinen Grenztruppen für strikte Disziplin zu sorgen.

Entlang der Grenze in der abgelegenen Bergregion stehen einander Hunderte indische und chinesische Soldaten gegenüber. Im Juni war es nach indischer Darstellung zu brutalen Kämpfen mit Steinen, Stöcken und anderen Waffen zwischen Soldaten beider Staaten gekommen, bei der mindestens 20 indische Militärangehörige ums Leben gekommen sein sollen (Schusswaffen wurden nicht eingesetzt, weil an einigen Stellen der Grenze die Soldaten nicht über scharfe Waffen verfügen, um eine Eskalation zu vermeiden) . Anderen Quellen zufolge sollen allerdings auch eine ganze Reihe von Chinesen getötet worden seien. Für diesen Zwischenfall machten die beiden Staaten sich gegenseitig verantwortlich und warfen einander Provokation vor. Um die Spannungen abzubauen, gab es seit Juli mehrere Gesprächsrunden - allerdings kaum Fortschritte.

China und Indien, die beide über Atomwaffen verfügen, hatten sich 1962 einen kurzen Grenzkrieg geliefert. Sie haben die Streitigkeiten über den Grenzverlauf im Himalaya seither nicht beigelegt. Sie beanspruchen Tausende Quadratkilometer in einem Gebiet, das sich von den Schneewüsten in der Region Ladakh im Westen bis zu den Bergwäldern im Osten zieht. Zwischen den Soldaten der beiden rivalisierenden Mächte ist es im Laufe der Jahre mehrmals zu Handgreiflichkeiten gekommen.

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