Die US-Navy und die indische Marine haben im Golf von Bengalen (nordöstlicher Teil des Indischen Ozeans) ein gemeinsames Manöver abgehalten. Die Übungen fanden in der Andaman-See statt, nördlich der für den Welthandel äußerst wichtigen Straße von Malakka (zwischen Malaysia und Indonesien).
Beteiligt waren insgesamt acht Kriegsschiffe, jeweils vier amerikanische und vier indische. Die amerikanische Einsatzträgergruppe wurde vom Flugzeugträger „USS Nimitz“ angeführt; an seiner Seite fuhren die Zerstörer „Sterett“ und „Ralph Johnson“ sowie der Kreuzer „Princeton“, allesamt mit Lenkraketen ausgestattet. Das indische Kontingent bestand aus Schiffen der Östlichen Flotte, und zwar dem Zerstörer „Rana“, der Korvette „Kamorta“ sowie den beiden Fregatten „Shivalik“ und „Sahyadri“.
In einem Statement der 7. Flotte der US-Navy heißt es: „Marine-Operationen wie diese verbessern die Zusammenarbeit zwischen den Seestreitkräften der USA und Indiens und tragen dazu bei, Drohungen auf hoher See zu begegnen, von Piraterie bis hin zu gewalttätigem Extremismus. Diese Manöver verbessern außerdem das sowieso schon sehr gute Verhältnis zwischen den USA und Indien und ermöglichen es beiden Ländern, voneinander zu lernen.“
Die während des Zweiten Weltkriegs gegen Japan aufgestellte Siebte Flotte operiert im westlichen Pazifik und ist mit 70 Schiffen, 300 Flugzeugen und 40.000 Soldaten die größte der insgesamt sechs US-Navy-Flotten, deren Schiffe weltweit präsent sind. Das Einsatzgebiet der indischen Marine befindet sich primär zwischen der Straße von Malakka im Osten und dem Persischen Golf im Westen (zwischen Iran und der arabischen Halbinsel) und erstreckt sich entlang der afrikanischen Ostküste bis hinunter nach Südafrika.
Eins steht fest: Das gemeinsame Manöver zwischen der Weltmacht USA und der Regionalmacht Indien (die nach unterschiedlichen Schätzungen viert- bis siebtgrößte Militärmacht der Welt) richtet sich ausschließlich gegen einen Gegner: China. Das Reich der Mitte beansprucht große Teile des Südchinesischen Meeres (mit 3.685 Millionen Quadratkilometern circa sechseinhalb mal so groß wie die Nordsee). Es hat diese seine Forderungen mit der Errichtung zahlreicher künstlicher Inseln - auf denen starke Stellungen und Raketenbasen eingerichtet wurden - untermauert und setzt diese Strategie mit dem Bau weiterer Inseln kontinuierlich fort. Als Antwort haben die USA ihre Aktivitäten in der Region massiv hochgefahren; so fand Mitte Juli im Südchinesischen Meer ein gemeinsames Manöver der beiden Flugzeugträger „Nimitz“ und „Ronald Reagan“ statt – das erste gemeinsame US-Träger-Manöver in diesen Gewässern seit acht Jahren. Was das indisch-chinesische Verhältnis anbelangt: Mitte Juni flammte der Konflikt um die beiderseitige Grenze im Himalaya-Gebiet auf; es kam zu Gefechten mit Toten auf beiden Seiten. Die USA und Indien sind derzeit dabei, sich politisch und militärisch stärker aneinander anzunähern; Amerika will mit Indien ein Gegengewicht zu China auf dem asiatischen Kontinent aufbauen, während Indien – militärisch der Volksrepublik unterlegen – sich Waffenlieferungen und eventuell sogar direkte amerikanische Unterstützung in einem potentiellen Waffengang mit China verspricht.
Ende des Jahres soll die traditionelle (seit 1992) jährliche Malabar-Übung unter Beteiligung amerikanischer, indischer und japanischer Streitkräfte wieder stattfinden – dieses Jahr soll auch Australien mit von der Partie sein. Man sieht: Die USA und die mit ihr verbündeten Staaten des asiatisch-pazifischen Raums kreisen China immer mehr ein – das Reich der Mitte steht mittlerweile ziemlich isoliert da. Containment (Eindämmung): Mit dieser langfristig angelegten Strategie zwangen die Vereinigten Staaten und ihre westlichen Verbündeten im Kalten Krieg die Sowjetunion in die Knie. Wird die Auseinandersetzung zwischen den beiden derzeitigen Supermächten einen ähnlichen Verlauf nehmen und ein ähnliches Ende finden?