Deutschland

Scholz kann sich an Treffen mit Warburg-Banker schlecht erinnern

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat im CumEx-Steuerskandal weitere Treffen mit dem Warburg-Banker Christian Olearius eingeräumt. Er könne sich aber nur dunkel daran erinnern, so der SPD-Politiker vor dem Finanzausschus des Bundestags.
09.09.2020 13:40
Aktualisiert: 09.09.2020 13:40
Lesezeit: 1 min
Scholz kann sich an Treffen mit Warburg-Banker schlecht erinnern
Finanzminister Scholz kommt am Mittwoch zur nichtöffentlichen Befragung im Finanzausschuss im Bundestag. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat im Zusammenhang mit dem Steuerskandal bei der Hamburger Warburg Bank weitere Treffen mit dem Bankier Christian Olearius eingeräumt. In einer Sitzung des Finanzausschusses des Bundestages erklärte der SPD-Politiker nach Angaben von Teilnehmern am Mittwoch aber zugleich, er habe keine konkrete Erinnerung daran. Gegen die Warburg Bank und Olearius liefen damals Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung. Die Hamburger Finanzämter ließen später eine Millionen-Rückforderung verjähren.

Grünen-Finanzpolitikerin Lisa Paus sagt nach der über eineinhalbstündigen Befragung des Ministers: "Es ist eine allgemeine Amnesie, man kann sich an nichts erinnern." CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach sagte, der Vorwurf der persönlichen Einflussnahme durch den damaligen Bürgermeister Scholz "ist mit dieser Sitzung heute nicht bewiesen, es ist aber auch nicht ausgeräumt worden".

Grüne, Linke und FDP halten Scholz vor, dass er bisher nicht alle Treffen als Hamburger Bürgermeister mit Warburg-Miteigentümer Olearius in den Jahren 2016 und 2017 offengelegt hatte. Brisanz erhalten die Begegnungen dadurch, dass die Hamburger Finanzverwaltung 2016 auf die Rückzahlung von 47 Millionen Euro verzichtete, die zuvor der Warburg-Bank als Kapitalertragsteuer im Zusammenhang mit CumEx-Geschäften erstattet worden waren. Scholz hat stets erklärt, er habe auf diese Entscheidung keinen Einfluss genommen.

Nach der Ausschuss-Sitzung ging Scholz auf die Vorwürfe nicht direkt ein. "Wir haben uns sehr gut miteinander unterhalten", sagte der Minister. Die Finanzämter in Deutschland müssten unabhängig und selbstständig ihre Entscheidungen nach Recht und Gesetz treffen. Man dürfe nicht nachlassen im Bemühen, CumEx-Geschäfte aufzuklären und Steuergelder zurückzufordern. In diesem Sinne sei dies ein "sehr, sehr guter Termin" gewesen.

Linken-Politiker Fabio De Masi zeigte sich überzeugt, dass der Warburg-Skandal nicht zum letzten Mal Thema im Ausschuss gewesen sei. Scholz habe in einer früheren Sitzung "schlichtweg die Unwahrheit" gesagt, als er auf Fragen nach weiteren Treffen mit Olearius diese nicht offengelegt habe.

Scholz weist Vorwurf der Einflussnahme zurück

"Es hat keine politische Einflussnahme auf die Entscheidung des Finanzamtes Hamburg gegeben - von mir nicht und auch von anderen nicht, da bin ich mir sehr, sehr sicher", sagte Scholz am Mittwoch in einer Fragestunde des Bundestags. Dass sich politisch Verantwortliche mit Bürgern und mit Unternehmen träfen und ihre Anliegen anhörten, gehöre zum Alltagsgeschäft der demokratischen Politik.

Bei Cum-Ex-Geschäften nutzten Investoren eine Lücke im Gesetz. Rund um den Dividendenstichtag wurden Aktien mit ("cum") und ohne ("ex") Ausschüttungsanspruch zwischen mehreren Beteiligten hin- und hergeschoben. Am Ende war dem Fiskus nicht mehr klar, wem die Papiere gehörten. Finanzämter erstatteten Kapitalertragsteuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Dem Staat entstand ein Milliardenschaden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Verteidigung der Zukunft: Hensoldt rüstet Europa mit Hightech auf
06.06.2025

Kaum ein Rüstungsunternehmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren so grundlegend gewandelt wie Hensoldt. Aus einer ehemaligen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Europa: Ein ideologischer Feldzug beginnt
06.06.2025

Donald Trump hat Europa zum ideologischen Feind erklärt – und arbeitet systematisch daran, den Kontinent nach seinen Vorstellungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die wertvollsten Marken der Welt: Top 5 fest in US-Hand
06.06.2025

Während die Weltwirtschaft stagniert, explodieren die Markenwerte amerikanischer Konzerne. Apple regiert unangefochten – China und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Star-Investorin: „Wir erleben eine neue Generation von KI-Gründern“
06.06.2025

US-Chaos, Trump und Kapitalflucht: Europas KI-Talente kehren dem Silicon Valley den Rücken – und bauen die Tech-Giganten der Zukunft vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturprognose unter Druck: Wie der Zollstreit Deutschlands Exporte trifft
06.06.2025

Zölle, Exporteinbrüche und schwache Industrieproduktion setzen Deutschlands Wirtschaft zu. Die aktuelle Konjunkturprognose gibt wenig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Internationale Handelskonflikte: So schützen sich exportorientierte KMU
06.06.2025

Ob Strafzölle, Exportverbote oder politische Sanktionen – internationale Handelskonflikte bedrohen zunehmend die Geschäftsmodelle...

DWN
Panorama
Panorama Musk gegen Trump: Politische Zweckbeziehung artet in öffentlichen Machtkampf aus – die Tesla-Aktie leidet
06.06.2025

Elon Musk und Donald Trump galten als Zweckbündnis mit Einfluss – doch nun eskaliert der Streit. Was steckt hinter dem Zerwürfnis der...