"An den Folgen der Lockdowns werden weit mehr Menschen sterben als am Virus", sagte Müller im Interview mit dem "Handelsblatt". "Allein auf dem afrikanischen Kontinent rechnen wir dieses Jahr mit zusätzlich 400.000 Malaria-Toten und HIV-Opfern sowie einer halben Million mehr, die an Tuberkulose sterben werden." Die Pandemie habe auch "eine der größten Armuts- und Hungerkrisen ausgelöst".
Als Gründe nannte er mangelnde Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten sowie unzureichende Hilfen des Westens. Die Industrieländer konzentrierten sich so sehr auf die Corona-Bekämpfung zu Hause, dass sie andere Probleme aus dem Blick verlören. "Europa hat zur Stützung der eigenen Wirtschaft Programme in Höhe von rund zwei Billionen Euro beschlossen", sagte Müller laut Vorabbericht. "Für Afrika ist kein Euro zusätzlich an Unterstützung geplant. Das wird uns einholen."
Müller plädierte als Gegenmaßnahme für ein Stabilisierungsprogramm über 50 Milliarden Euro aus europäischen Krediten und Soforthilfen. Außerdem werde an einem neuen EU-Afrika-Abkommen mit den Schwerpunkten Migration, Klima, Energie, Sicherheit und wirtschaftliche Zusammenarbeit gearbeitet. "Allein 25 afrikanische Staaten stehen vor dem Staatsbankrott. Investoren haben 100 Milliarden an Kapital abgezogen, Währungen und Rohstofferlöse sind eingebrochen", sagte der CSU-Politiker.