Politik

Russland, China und die Türkei sind die „neuen Imperien“

EU-Außenminister Borrell meint, dass Russland, China und die Türkei die „neuen Imperien“ seien. Die EU müsse die „Sprache der Macht“ anwenden, um mit ihnen zu verhandeln. Allerdings unterstützt Borrell sie dahingehend, dass die „Regeln des globalen Spiels“ geändert werden müssten. Eine klare Kritik an den USA.
28.09.2020 12:31
Aktualisiert: 28.09.2020 12:31
Lesezeit: 2 min
Russland, China und die Türkei sind die „neuen Imperien“
Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping (l-r), Russlands Präsident Wladimir Putin, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Präsident der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, aufgenommen am 07.07.2017 beim Familienfototermin in Hamburg beim G20-Gipfel. (Foto: dpa) Foto: Christian Charisius

EU-Außenminister Josep Borrell führt in einem Gastbeitrag der Zeitung „Le Journal du Dimanche“ aus: „Über ihre Besonderheiten hinaus haben Russland, China und die Türkei drei gemeinsame Merkmale: Sie sind gegenüber der Außenwelt souverän und innerhalb ihrer eigenen Grenzen autoritär; sie sind bestrebt, ihre Einflusszonen klar abzustecken, und sind entschlossen, sie unter allen Umständen zu schützen. Sie wollen die Regeln des globalen Spiels ändern, weil die Machtverteilung in der heutigen Welt keinen Bezug zu der Zeit hat, in der diese Regeln entstanden sind. In diesem Punkt muss anerkannt werden, dass ihre Argumente nicht völlig von der Hand zu weisen sind.“ Damit schließt sich Borrell der Kritik der drei Staaten an den USA und an der Zusammensetzung des UN-Sicherheitsrats an.

Alle drei Staaten würden ihre Souveränität betonen und gleichzeitig die Freiheiten ihrer eigenen Bürger einschränken. Borrell führt über Russland aus: „Moskau glaubt, in Belarus ein Kontrollrecht zu haben, und beabsichtigt, die Europäer daran zu hindern, Proteste der Zivilgesellschaft gegen die manipulierten Präsidentschaftswahlen zu unterstützen. Dabei hat niemand ein Interesse daran, Weißrussland in eine andere Ukraine umzuwandeln. Darüber hinaus besteht dieser Konflikt nicht zwischen Europa und Russland, sondern zwischen den Menschen in Belarus und ihren Führern.“

„Die Maßnahmen der Türkei im Mittelmeerraum sind anderer Natur. Ankara möchte als wichtiger regionaler Akteur anerkannt werden, der weder von der Aufteilung der Einnahmen aus Gasressourcen noch von einer politischen Einigung in Libyen ausgeschlossen werden kann, was seinen früheren Einfluss auf das Mittelmeer widerspiegelt, den seine Staats- und Regierungschefs wiederherstellen wollen. Wir werden die Geographie nicht ändern und die Türkei wird weiterhin ein wichtiger Partner in einer Reihe von Fragen sein. Dies sollte es uns ermöglichen, aus einer Dynamik gefährlicher Konfrontation mit diesem großen Nachbarn herauszukommen“, so Borrell.

China, Russland und die Türkei würden ihre jeweilige große Geschichte als Legitimation anführen, um ihre Interessen auf dem globalen Schachbrett durchzusetzen. Aber, so Borrell: „Bestimmte europäische Länder waren ebenfalls große Mächte. Zum Glück haben sie sich von der imperialen Versuchung zurückgezogen, indem sie Europa geschaffen haben." Und weiter: "Aber um unsere Konflikte mit diesen neuen Imperien, die auf Werten beruhen, die wir nicht teilen, friedlich verhandeln und beilegen zu können, müssen wir auch lernen, was ich die Sprache der Macht genannt habe."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliardäre wetten gegen Amerika – Kommt die große Europa-Rally?
30.06.2025

US-Aktien galten lange als die Könige der Rendite. Doch jetzt wittern Großanleger bessere Chancen in Europa. Ein gefährlicher Trend für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Darum müssen Unternehmen jetzt mit ESG starten: „In Zukunft wird es die Lizenz zum Wirtschaften sein“
30.06.2025

Nachhaltigkeit wird zum Muss: Bald dürfen nur noch Firmen mit starker ESG-Strategie am Markt bestehen. Eine Expertin erklärt, was jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Babyboomer verlassen die Bühne: Jetzt kommt das große Chaos am Arbeitsmarkt
29.06.2025

Die Babyboomer verabschieden sich in Scharen – und mit ihnen verschwinden Loyalität, Erfahrung und Arbeitsdisziplin. Zurück bleibt ein...

DWN
Panorama
Panorama Ersatzpflege: Was sich für pflegende Angehörige ab dem 1. Juli ändert
29.06.2025

Pflegende Angehörige stemmen den Großteil der häuslichen Pflege in Deutschland – oft bis zur Erschöpfung. Doch was passiert, wenn sie...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten: Vergleich der Kosten für verschiedene Heizungslösungen - Tipps
29.06.2025

Heizöl, Pellets, Gasheizung oder Wärmepumpe: Wer 2025 neu heizt, muss weiterhin hohe Kosten einpreisen. Doch welche Heizungslösung ist...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elon Musks X wird zur Bank: Der Angriff auf das Finanzsystem
29.06.2025

Elon Musks Plattform X will mehr sein als ein soziales Netzwerk. Mit eigenen Finanzdiensten und digitaler Geldbörse kündigt sich eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pandora und Amazon decken globales Fälschernetzwerk auf
29.06.2025

Pandora und Amazon decken ein globales Netzwerk von Produktpiraten auf. Die Drahtzieher in China sitzen nun im Gefängnis – doch die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verteidigungsbranche boomt: Diese fünf Aktien setzen Analysten jetzt auf die Watchlist
29.06.2025

Der globale Rüstungsboom bietet Anlegern neue Chancen. Fünf Aktien stehen bei Analysten hoch im Kurs – von Hightech-Zulieferern bis zu...