Finanzen

Gläubiger fliehen aus argentinischen Staatsanleihen

Kurz nach Abschluss eines Schulden-Moratoriums fliehen die Geldgeber aus Staatsanleihen Argentiniens.
29.09.2020 10:00
Lesezeit: 1 min

Rund einen Monat nach der Vereinbarung von Rückzahlungsverlängerungen und Streichungen von Staatsschulden fliehen Gläubiger Argentiniens aus den Staatsanleihen des Landes.

Wie die Financial Times berichtet, sind die Preise zahlreicher Anleihen seit dem Inkrafttreten des Schulden-Kompromisses Ende August deutlich eingebrochen. So belaufen sich die Kurse für zwei Papiere mit Laufzeiten bis 2030 und 2035 auf nur noch 40 Cent beziehungsweise 37 Cent für den Dollar. Die Kursverluste und spiegelbildlichen Anstiege der Renditen bei den Papieren deuten auf Verkäufe auf breiter Front und eine hohe Skepsis von Investoren hin.

Der Ende August mit den Gläubigern getroffene Kompromiss sieht vor, dass Argentinien deutliche Änderungen bei Staatsschulden im Umfang von rund 65 Milliarden Dollar vornehmen darf. So muss das südamerikanische Land in den kommenden vier Jahren praktische keine Tilgungen und Zinszahlungen mehr leisten und die durchschnittliche Zinslast wird von etwa 7 Prozent auf rund 3 Prozent gesenkt. Alle diese Maßnahmen belaufen sich auf Einsparungen von rund 35 Milliarden Dollar in den kommenden Jahren.

Fast alle privaten Gläubiger haben dem über Monate ausgehandelten Schuldenschnitt für Argentinien Ende August zugestimmt. Zu den Gläubigern gehören vor allem große Investmentfonds wie Blackrock, Ashmore und Fidelity.

Die Schulden der zweitgrößten Volkswirtschaft in Südamerika galten zu den aktuellen Bedingungen als nicht mehr tragfähig. Ende Mai hatte Argentinien Zinsforderungen in Höhe von 503 Millionen US-Dollar nicht beglichen und war dadurch in einen begrenzten Zahlungsausfall gerutscht. Argentinien steckt in einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Inflationsrate betrug zuletzt mehr als 50 Prozent. Für das laufende Jahr rechnen Beobachter mit einem Rückgang der Wirtschaftskraft um rund zehn Prozent. Das Land leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neue Studie: KI nimmt jungen Menschen die Jobs weg
10.09.2025

Künstliche Intelligenz entzieht der jungen Generation die Perspektive: Während Ältere profitieren, verlieren Berufseinsteiger massenhaft...

DWN
Politik
Politik Waffen statt Zukunft: UN warnt vor globalem Rüstungsboom
09.09.2025

Die weltweiten Militärausgaben erreichen neue Rekordhöhen – und das auf Kosten von Frieden, Bildung und Klimaschutz. Ein aktueller...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa rüstet auf: Verteidigungs-Startups erleben Investoren-Boom
09.09.2025

Die geopolitische Unsicherheit und Trumps neue Außenpolitik befeuern massive Investitionen in europäische Verteidigungs-Startups....

DWN
Politik
Politik Arbeitszeit-Debatte: Mehr als die Hälfte der Deutschen wünscht kürzere Arbeitszeiten
09.09.2025

Um Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, sollten die Menschen in Deutschland mehr arbeiten, argumentieren führende Politiker....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Wirtschaft: Scheitert die Eurozone an Deutschland?
09.09.2025

Die Eurozone taumelt zwischen Mini-Wachstum und Rekord-Arbeitslosigkeit: Während Spanien boomt, steckt Deutschland weiter in der Krise –...

DWN
Panorama
Panorama Blackout: Brandanschlag auf Strommasten verursacht Stromausfall in Berlin- Bekennerbrief wird geprüft
09.09.2025

Ein Feuer an zwei Strommasten hat in der Nacht zu einem großflächigen Stromausfall im Südosten Berlins geführt. Rund 50.000 Haushalte...

DWN
Finanzen
Finanzen Rechnungshof warnt: Milliardenhilfen für Länder könnten ins Leere laufe
09.09.2025

Der Bundesrechnungshof stellt die Wirksamkeit des geplanten Sondervermögens von 100 Milliarden Euro für zusätzliche...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Dauerbelastung: Können Erwachsene besser damit umgehen?
09.09.2025

Digitale Medien prägen unseren Alltag in allen Altersgruppen – vom Smartphone über Social Media bis hin zu Streamingdiensten. Während...