Weltwirtschaft

Libyen verdreifacht seine Ölproduktion - Weltmarktpreise sacken deutlich ab

Lesezeit: 1 min
02.10.2020 11:00
Libyen hat seine Ölproduktion seit Ende der teilweisen Blockade verdreifacht. Das ohnehin bestehende Überangebot auf dem Markt wird dadurch verstärkt - die Ölpreise sacken ab
Libyen verdreifacht seine Ölproduktion - Weltmarktpreise sacken deutlich ab
Die Entwicklung des Brent-Ölpreises im zeitlichen Verlauf. (Grafik: Finviz)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Ölproduktion hat sich seit der teilweisen Aufhebung einer Blockade der Energieanlagen des OPEC-Mitglieds Libyen in der vergangenen Woche auf 250.000 Barrel pro Tag fast verdreifacht, berichtet Bloomberg. Die staatliche National Oil Corporation (NOC) erlaubte die Wiederaufnahme der Exporte in den Häfen von Hariga, Brega und Zueitina. Vier weitere Ölhäfen sind noch geschlossen, darunter Es Sider und Ras Lanuf - der größte und drittgrößte des Landes - und Zawiya, der Rohöl aus Libyens größtem Feld, Sharara, liefert.

Die Produktion in Libyen, der Heimat der größten Rohölreserven Afrikas, sank im Januar von 1,2 Millionen auf weniger als 100.000 Barrel pro Tag, nachdem Söldner-General Chalifa Haftar, der die östliche Region des Landes kontrolliert, die Energieinfrastruktur blockiert hatte. Goldman Sachs Group prognostiziert, dass die Produktion bis Ende des Jahres auf 550.000 Barrel pro Tag steigen wird. Analysten von Bloomberg Intelligence gehen davon aus, dass die Produktion im vierten Quartal eine Million Barrel pro Tag erreicht - was den Druck auf die Ölpreise erhöht, die bereits von der Coronavirus-Pandemie eingebrochen waren.

Die Menge an zusätzlichem Öl, die das Land exportieren kann, hängt davon ab, wie schnell Bohrlochköpfe, Pipelines und Lagertanks repariert werden können, welche während des Konflikts vernachlässigt oder beschädigt wurden.

Ölpreise sinken deutlich

Die Ölpreise hatten am Freitag erneut nachgegeben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete gegen Mittag rund 39 US-Dollar - und damit etwa 4 Prozent weniger als am Donnerstag. Auch der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um etwa 4 Prozent auf rund 37 Dollar. Damit hat der Trend im Vergleich zum Vorabend wieder gedreht. Die Corona-Krise lastet weiterhin auf der Nachfrage nach Rohöl. Auch gab es in den vergangenen Tagen Berichte über eine erhöhte Ölförderung im Iran – neben Libyen. Damit würde auch auf der Produktionsseite der Druck auf den Preis ansteigen.

Commerzbank-Rohstoffexperte Eugen Weinberg zeigte sich angesichts dieser Gemengelage wenig überrascht, „dass die Ölpreise im September auf Monatssicht erstmals seit April im Minus schlossen.“ Der negative Einfluss der Pandemie überwog damit die zuletzt positiven Signale vom US-Arbeitsmarkt. Auch der schwächere Dollarkurs und die im Zuge der Hoffnung auf ein zweites US-Konjunkturpaket gestiegenen Kurse am Aktienmarkt konnten die Stimmung beim Rohöl zuletzt nicht aufhellen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...